„Passen sie doch auf!", der ältere Herr schüttelte nur entrüstet den Kopf und verschwand in der treibenden Menge.
„'tschuldigung", nuschelte sie nur verlegen und schaute wieder ins Schaufenster. Kleine, große und bunte Ostereier lagen verstreut herum und im Heu lagen verschiedene Bücher, die gerade im Angebot waren. Sollte sie sich schon wieder eines kaufen? Jeden Nachmittag nach ihrer Arbeit in einem Café, kam sie an dem Buchladen vorbei und hatte sich immer mal wieder eines gekauft. Sie hatte zwar nicht immer das Geld dafür, doch wenn sie mal wieder etwas zusammen gespart hatte, kaufte sie sich ein neues. Sie liebte Bücher, sie lebte Bücher.
Eine warme Hand legte sich auf ihren Arm und erschrocken fuhr sie aus ihren Gedanken. Sie drehte sich um und schaute in das lächelnde Gesicht eines Mannes. Braune kurze Haare, grün-graue Augen und ein drei Tage Bart, machten das Gesicht zu etwas Besonderen. Sie starrte ihn für ein paar peinliche Sekunden an, bevor er das Wort ergriff und sie wieder in das Schaufenster sah.
„Wollen Sie sich ein Buch aussuchen?", er fragte es so selbstverständlich, dass sie ja gesagt hätte, wenn ihr Verstand sich nicht gesträubt hätte.
„Nein, schon in Ordnung", sie lächelte verlegen und wollte an ihn vorbei, um die U-Bahn nicht zu verpassen, aber er stellte sich ihr in den Weg. Sie verspürte keine Angst. Die Art wie er sich bewegte, wie er sie ansah, kam ihr so vertraut vor.
„Wollen Sie vielleicht ein Kaffee? Dort drüben ist ein Café, was obendrein noch echt leckeren Apfelstrudel hat."
Sie schüttelte ihren Kopf, was wollte er von ihr?
„Ich muss nach Hause. Tut mir leid."
„Okay, kein Problem, Marie. Tschüss", er warf ihr noch einen koketten Blick zu, bevor er sich wieder unter die Menge der Leute mischte. Und wie eine Kugel ihr Rücken treffen würde, kam ihr die Erkenntnis. Er war es. Er, welchen sie ihre ganze Jugend lang liebte. Mit dem sie alles geteilt hat. Ihr Lachen, ihr Leben. Doch er war verschwunden, von einen Tag auf den anderen, war er weg gewesen. Kein Zettel, kein Anruf, er war aus ihren Leben getreten, so schnell wie er gekommen war. Die Erinnerungen waren verblasst und sie hatte weiter gelebt. Sie hatte ihn vergessen gehabt, bis eben, wo sie ihn erkannt hatte. Dort wo er ihren Namen gesagt hatte. Mit solch einer Stimme wie früher. Warm, herzlich, mit einem Stich Belustigung. Die Erinnerungen sind über sie geschwappt, sodass sie erschrocken die Luft eingesogen hatte. Sie drehte sich um und suchte ihn in der Menge. Er war verschwunden. Schon wieder. Er hat sie so zurück gelassen, wie vor langer Zeit. Mit Hoffnung im Herzen, die so gleich wieder verpuffte.
Diese Erinnerungen, am liebsten würde sie, sie einfach auslöschen.
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The Fear Of Being Forgotten
PuisiTexte Gedichte Worte Gedankenfetzen, die es wert sind niedergeschrieben zu werden, aber zu klein sind, um eine Geschichte daraus zu weben. Vielleicht findet ihr euch in dem ein oder anderem Text wieder. || Genau wie Augustus Waters (The Fault In Our...