1 und 2

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Angewidert

Der erste Blick widerte mich an. Mit ungepflegtem Aussehen hast du vor mir gestanden und bei deinem schelmischen Lächeln ist mir nichts außer dein unrasiertes Gesicht aufgefallen. Mit einem breiten Grinsen, dass sich auf deinem Gesicht abzeichnete, fragtest du mich, ob alles okay sei. Deine haselnussbraunen Haare standen von deinem Kopf in allen Richtungen ab und deine abgetragenen Chucks wiesen mehrere Löcher auf....

Mitleid

Deine fröhlich-lockere Art wurde von mir einfach übersehen und mich überkam nur ein Gefühl des Bedauerns. Ich fragte mich, warum gerade ich mit so einem heruntergekommen Menschen zusammenstoßen musste. Mit einem bemitleidenswerten Blick lies ich meine Augen auf und ab wandern und ich stellte mir die Frage, ob du auch einen Platz zum Schlafen hättest oder ob du es überhaupt über die Runden schaffst...

Hilfsbereit

Du hast dich bei mir entschuldigt und mir deine Hand angeboten, eigentlich wollte ich deine Hilfe nicht annehmen, aber nach kurzem Zögern spürte ich wie sich deine warme Hand um die meine schloss. Ich verspürte ein leichtes Ziehen in meiner Hand und mit einem Ruck hast du mir aufgeholfen...

Peinlich berührt

Dein verschmitztes Gesicht brachte auch bei mir ein leichtes Schmunzeln zum Vorschein, doch zum Glück konnte ich mich noch rechtzeitig fassen, bevor du es mitbekommen konntest. Ich merkte wie ich meine Hand verkrampfte und da die deine immer noch die meine umschloss, sah ich, wie du leicht das Gesicht verzogst. Du hast mir dann zugezwinkert und meintest nur, dass es keinen Grund gäbe gleich so handgreiflich zu werden und bist in schallendes Gelächter ausgebrochen. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken...

Faszination

Obwohl ich dich abstoßend fand, war da dennoch etwas an dir, das mich faszinierte. Deine smaragdgrünen Augen zogen mich in ihren Bann und dein kleines Grübchen unter dem rechten Mundwinkel war leicht zu übersehen, aber bei genauerer Betrachtung fiel mit dieses kleine Detail auf. Es war so als würde es zusammen mit deinen vollen Lippen deine gesamten Emotionen steuern...

Desorientiert

Du hast dich noch einmal herzlichst bei mir entschuldigt und so wie du in mein Leben kamst, warst du auch schon wieder weg. Ich schaute dir noch einige Sekunden nach bis du in der Menschenmenge verschwunden warst und fing langsam wieder an aus meiner Starre zu erwachen...

Verwundert

Ehrlich gesagt hätte ich nicht erwartet dich jemals wieder zu sehen, doch ich hatte mich geirrt. Als ich mich ein paar Tage später im Park kurz auf einer Bank ausruhen wollte, bist du mir zuerst gar nicht aufgefallen. Im Businessanzug, Designerschuhen und Krawatte warst du fast nicht wieder zu erkennen. Erst als du zu mir hochgeschaut hast und lächelnd ein Stück zur Seite gerückt bist, habe ich mich wieder erinnert. Diese smaragdgrünen Augen hätte ich überall wieder erkannt, dein Gesicht war frisch rasiert und allen Anschein nach warst du auch beim Friseur gewesen...

Unbehagen

Ich hielt einen Moment inne, dann nahm ich neben dir Platz und musterte dich von der Seite. Die Tatsache, dass wir erst vor ein paar Tagen zusammen gestoßen waren, ließ mich leicht erröten. Anscheinend ist dir das auch aufgefallen, denn auf deinem Gesicht hat sich ein strahlendes Lächeln ausgebreitet. Ich versuchte meine Verlegenheit zu unterdrücken und druckste unbeholfen vor mich hin...

Gefestigt

Du hast mich nicht ausgelacht, sondern mir ermunternd zugenickt und mich aufgefordert noch einmal tief durchzuatmen. Ruhig hast du neben mir gesessen, während ich versucht habe die richtigen Worte zu finden, doch mein Kopf war so voller Leere, dass meinen Lippen nur ein leises „Hi" entwich. Du hast die Ruhe selbst ausgestrahlt, mir deine Hand entgegen gestreckt und dich als Ben vorgestellt.

Aufgeschlossen

Mehr als eine halbe Stunde haben wir uns über zig spannende Themen unterhalten. Mir dir zu reden fühlte sich einfach nur gut an, es fühlte sich richtig an. Als ich auf meine Uhr schaute, war es schon 8:56 Uhr. Um 9:00Uhr fing schon meine Arbeit an. Du warst gerade dabei mir zu erklären, warum du Hunde definitiv mehr mochtest als Katzen, als ich dich unterbrechen und darauf hinweisen musste, dass ich jetzt wirklich gehen musste.

Aufmerksam

Verständnisvoll hast du genickt, du hast dich kurz umgedreht um in deiner Tasche herum zu wühlen. Ich stand derweilen auf. Ich dachte schon, du hast keine Lust mehr auf mich, was aber nachdem wir über all diese Themen gesprochen eher unwahrscheinlich war...aber gleich darauf hast du dich auch schon wieder umgedreht und mir mit einem vielsagenden kokettem Lächeln deine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Schmunzelnd nahm ich sie entgegen und bedankte mich nochmals bei dir. Ich hatte mich prächtig amüsiert und gut unterhalten gefühlt. Als ich ging und mich kurz umdrehte, hast du mir noch spaßeshalber einen Kussmund zugeworfen, trotzdem empfand ich es als ein Versprechen nach mehr...


The Fear Of Being ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt