Kapitel 30
Gefühle die ich nicht kenne. Trotzdem nicht ganz abweisend sind. Immernoch mit gesenktem Kopf, um nicht in Harry's Gesicht zu blicken. Ich sage nichts mehr. Irgendwie schäme ich mich. Ich kann mir im Moment gar nichts erklären, ich bin verwirrt und traurig. Traurig über sein Verhalten. Dass er mich anlügt. Von mir wird immer Ehrlichkeit erwartet. Ehrlichkeit scheint also nicht nur für mich schwer zu verstehen zu sein. Die Glücksgefühle der letzten Tage sind geflohen, seit dem Nick diesen Satz durch das Klassenzimmer gerufen hat. Meine kleine kunterbute Welt, die die letzten Tage irgendwie entstanden ist, bricht zusammen. Genauso wie ich zusammen zucke, als er sich zu Wort meldet.
"Ich wollte das nicht!", sagt er leise. Anstatt zu antworten schaue ich nach oben. "Scarlett hat sie unterschreiben lassen, dass sie nichts sagt!"
"Es geht nicht um Madline und ihre Zunge in deinem Hals?", erkläre ich ihm. Seine Augen werden größer. "Warum hast du mich angelogen?", frage ich dann letztendlich. Eine Weile ist er still und ich mustere ihn, dann zuckt er mit seinen Schultern. "Das war's?", ich werde sauer. Er versteht es also wirklich nicht. Als ob ich ihm noch nicht einmal auf die Sprünge geholfen hätte. Ich beginne ihm meine Meinung zu geigen. Alles was mich bedrückt. Alles wofür er verantwortlich ist. Dann packt er meine Wangen und drückt auf meine beleidigten Lippen. Ich bin so mit den Situationen überfordert, dass ich nicht mehr weiß, was gerade das Thema war. Ich lasse es zu. Für einige Augenblicke, dann habe ich wieder im das hier und jetzt gefunden. Ich drücke ihn von mir weg und schaue ihn entsetzt an. Bloß kann ich meine Mine nicht halten und muss lächeln. Sofort springen seine Mundwinkel nach oben.
"So einfach ist das nicht!", ich muss mich anstrengen Ernst zu bleiben.
"Du bist also nicht so wie Madline gestrickt!", er schmunzelt. Doch mein Lächeln verschwindet schlagartig.
"Dieser Name fällt zu oft!", flüstere ich. Mit gesenktem Blick. Harry nickt und greift nach meiner Hand. Dagegen habe ich wieder nichts.
"Dein Name besetzt aber meinen Kopf! Ich habe es dir nicht sagen können, weil es sich anfühlt als ob ich dich betrügen würde!", entschließt er sich zu sagen. Er redet schnell, genauso als ob er es schon wieder bereuen würde. Ohne darüber nachzudenken was er gesagt hat lasse ich mich auf das Bett fallen. Meine Gedanken sind erschöpft. Ich bin fertig. Er setzt sich neben mich und nach kurzem Zögern langet seine Hand auf meinem Knie. Harry sieht mich an. Nach einer Weile blicke ich zu ihm, davor habe ich auf seine Hand gestarrt.
"Ich bin aber nicht deine Freundin...", sage ich leise. Ich muss schlucken, genauso wie er.
"Ja! Ich weiß!", flüstert er und schaut auf den Boden. Dann schaut er wieder auf, in mein Gesicht. Er nähert sich und sein Körper wendet sich meinem zu. Langsam fährt seine Hand von meinem Knie an meine Hüfte. Alles sanft, doch dann zieht er mich mit einem Ruck zu sich und presst seine Lippen auf die Meinen. Jetzt wird er wieder sanfter. Ich gehe mit seinen Bewegungen mit, zumindest bis er sich löst und leicht beginnt zu schmunzeln. Es ist auch mehr als fragwürdig, was das zwischen uns wirklich ist. Sein Gesichtsausdruck, der mich zum lächeln bringt.
"Ich bin doch sauer!", stelle ich kichernd fest. Er hat sich gefasst und mustert mich. "Ich kann es aber nicht lange bleiben!... Irgendwie.."
"Vertrau mir! Es tut mir leid, kommt auch nie wieder vor! ", beginnt er dann. Doch bei dem Wort 'Vertrauen' habe ich abgeschaltet. Ich kann niemandem vertrauen. Warum sollte ich dann ihm trauen? Ich kann mir selbst ja nicht einmal vertrauen. Es fehlt mir einfach daran. "Bitte!", er holt mich aus meiner Art Trance. Ich suche mit meinem Blick nach seinen Augen. Ich nicke einfach. Auch wenn ich es nicht wollte. Ich stimme ihm zu. Sofort zieht er mich in eine Umarmung. Es fühlt sich richtig an, richtiger als auf ihn sauer zu sein. Alle Gedanken von davor sind wie verflogen. Jetzt sind es einfach wieder nur er und ich. Keine Madline. Wir sind einfach wieder auf seinem Bett und reden. Reden wie wir es mit niemand Anderem machen. Ich zumindest. Er bestellt auch irgendwann eine Pizza, die so schnell wieder weg ist, wie wir sie bekommen haben. Ich habe mich bereit erklärt alles aufzuräumen. Eigentlich wollte ich nur in die Küche um zu Verstand zu kommen, warum ich mich so weichklopfen lassen habe. Ich lass mich doch normalerweise nicht von jemandem einreden, dass ich ihm verzeihen soll. Im großen und ganzen wurde die komplette Geschichte zu genau genommen. Es geht mich auch nichts an mit wem er rummacht. Ich bin nicht seine Freundin, ich bin nur die Person, die bei ihm wohnt. Mehr nicht. Vielleicht möchte ich auch nicht mehr für ihn sein, oder er will nicht, dass ich mehr für ihn bin. Ohne die Tatsache, dass er mein Lehrer ist in Betracht kommen zu lassen. Ich halte mich eine Weile in der Küche auf und rede mit meinen eigenen Gedanken, die mich so verwirren, dass ich später einfach nur in das Badezimmer laufe.
In das Badezimmer wo er duscht. Beziehungsweise geduscht hatte. Ich renne ihm in seine Arme. Er hat nur ein Handtuch um seinen Hüften. Erstmals wende ich meine Augen auf ihn. Erst in sein Gesicht, dann auf den von dem Wasser nassen Oberkörper. Als ich nach etwas fünft mInuten wieder bereit bin in seine Augen zu sehen, hält die Stille zwischen unseren Blicken nur wenige Sekunden an, denn dann lachen wir los.
"Ich hab die falsche Türe genommen!", kichere ich. Er schüttelt seinen Kopf und zieht mich in seine Arme. Mein Shirt hat etwas von dem Wasser auf seinem Körper aufgenomme. Ich hasse nichts mehr wie dreckige und nasse Klamotten, normalerweise reicht bei mir schon ein Tropfen aus, aber jetzt macht es mir nichts aus. Gar nichts. Ich hätte mich auch nie wieder von ihm gelöst, wenn er mich nicht etwas zurück gedrückt hätte, um mich zu küssen. Ein Kuss wie die Anderen, nur ich denke daran, dass Madline das Selbe hatte wie ich. Seine Lippen.
Ohne diesen Gedanken wäre dieser Kuss auch ausgeartet. Es wäre geendet wie am Freitag. Wir wären uns immer näher gekommen. Diese Annäherung, die ich zwar gerne hätte, es aber nicht geben darf. Meine Hände liegen schon um seinen Nacken, genauso wie seine. Nur die Eine hält meinen Kopf, so dass ich mich nicht lösen kann. Unbeabsichtig oder auch nicht. Ich genieße diese Innigkeit. Er auch. So nah waren wir uns noch nie, nicht mal am Freitag. Das Knistern wird immer stärker, doch mit einem Schlag puste ich die Leidenschaft aus.
"Ich kann das nicht!", ich löse meine Lippen von seinen, ziehe meine Hände zurück, genauso wie meinen Kopf aus seinem Griff. Verwunderung herscht über diesen einen Satz, den ich gesagt hatte. Von Harry und mir selbst. Ich hätte einfach etwas wie 'Nein' sagen sollen, denn so wie ich es gesagt habe, klingt es als ob ich es wegen meiner Vergangenheit als Prostituierte oder wegen Nathan Whitehead nicht konnte. Ich kann es aber nicht, wegen Serena und Madline. Oder ganz einfach kann ich es wegen unserer Beziehung und der Situation nicht.
"Gut!", sagt er trocken. Weiter redet er nicht über das eben Geschehene. Stattdessen zieht er mich wieder zurück in das Schlafzimmer. Während er sich anzieht sitze ich auf dem Bett und warte. Ich warte bis er mich wieder in den Arm nimmt, was er nach diesem Satz bestimmt nicht mehr macht.
"Dein Shirt ist auch nass!", er lächelt schwach und wirft mir einen seiner Pullover zu. Ohne zu zögern ziehe ich ihn an, also auch mein Shirt aus. Ich merke seinen Blick währendessen haften. Ich kann es ihm nicht übel nehmen und muss grinsen. Dann wende ich mich ihm zu und sehe, dass er genauso grinst wie ich. Ich beuge mich zu ihm rüber und möchte wieder in seine Nähe kommen. Er starrt auf meine Lippen, dann landen seine Arme um meine Hüfte und er zieht mich auf seinen Schoß. Jetzt blicke ich ihn doch verwundert an. "Ich kann nicht anders!", er beißt auf seine Unterlippe.
"Ich auch nicht!", sage ich, "Du weißt, wie ich es vorhin gemeint habe?"
"Sonst hättest du Freitag schon etwas eingewendet!", er schmunzelt und jetzt wo ich darüber nachdenke hat er verdammt Recht. Ich sitze schweigend auf seinem Schoß. Ich starre in die Leere und er betrachtet mich von oben. Er beginnt damit zu reden. So zu reden wie wir es immer machen. Nein. Es ist anders. Ich meine noch mehr über ihn zu erfahren, wie ich es sowieso schon habe.
"Warum bist du Lehrer geworden?", frage ich, als ob ich ihm diese Frage noch nie gestellt habe, "Ich meine Sport und Englisch klingt logisch, aber Musik? Nur weil du gerne Musik hörst? Hier ist noch nie welche gelaufen?" Seine Augen folgten meinen Worten genau, er blinzelt mehrmals. Statt zu antworten steht er auf und verlässt das Zimmer. Bevor ich mich über mich selbst aufregen kann, kommt er wieder rein.
Was er macht erstaunt mich...
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i trust my teacher. » h.s
Fanfiction'faith in love includes faith in this timing' Sie hatte nie eine Vertrauensperson. Mit ihren Freunden kann sie nicht gut reden. Ihre Famile hat genauso wie sie Probleme. Schon lange kommt sie nicht mehr damit klar, wie ihr Leben momentan aussieht; s...