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Kapitel 55

Ich weiß genau, dass Harry gehört hat, was ich zu Ryan gesagt habe. Natürlich hat Ryan auch sofort zugesagt. Also verbringe ich meinen Nachmittag mit Ryan. Die Eifersucht hat mich überrumpelt und nachgedacht habe ich auch nicht. Alles in Allem kann man sagen Chloe ist Schuld. Ich setze mich in die letzte Reihe auf meinem Platz und folge Harry's Unterricht. Nach der Stunde hängt Chloe natürlich wieder an mir.

"Ich denke du kommst heute auch alleine nach Hause!", sagt er noch bevor ich den Klassenraum verlassen kann. Er klingt etwas beleidigt, aber ich kann es im Moment nicht ändern. Ich bin ja auch irgendwie sauer, dass er mit Chloe gesprochen hat. Aber ich bin mehr sauer auf mich selbst, wie auf Harry, schließlich muss ich heute Nachmittag etwas mit Ryan unternehmen und nicht er. Ich bleibe stehen und drehe mich um. Ich laufe nicht zu ihm zurück.

"Ja..", ich sehe ihn an. Ich klinge kalt. Das will ich eigentlich nicht. Hoffentlich hat sich das Ganze gelegt wenn ich nach Hause komme. Irgendwie hoffe ich den restlichen Schultag, dass ich ihm noch ein Mal über den Weg laufe, was aber leider nicht der Fall ist. Mit der Zeit bereue ich es immer mehr und immer mehr. Es ist nicht Chloe's Schuld, es ist Meine. Ich hätte heute Mittag bei ihm sein können und jetzt habe ich nur seinen Pullover. Wenigstens riecht er nach Harry. Dieser Duft verschönert meinen Tag. Die ständigen Kommentare von Chloe und der Stress mit den Aufgaben ist zu viel für mich.

"Kommst du Gaia?", fragt Ryan und strahlt mich an. Endlich ist der Unterricht vorüber, aber ob das, was jetzt kommt besser ist weiß ich nicht. Er greift nach meinem Handgelenk und zieht mich mit sich nach draußen.

"Ist das deins?", meine Augen werden groß als wir vor einem Motorad stehen. Nicht weil es mich beeindruckt, eher weil ich Angst habe damit zu fahren. Ryan lacht und präsentiert mir seinen vollen Stolz. Schön für ihn. Es interessiert mich nur nicht, ich will das Ganze bloß hinter mich bringen. Er steigt auf und reicht mir einen Helm. Ich schüttle schnell meinen Kopf und laufe einfach auf dem Weg weiter.

"Komm schon, sei keine Spaßbremse!", lacht er, "Ich pass auf dich auf!"

Ich schaue ihn kurz an und zögere, ob ich vielleicht doch auf das Motorad steigen soll, aber ich bleibe stur und laufe weiter.

"Wir können uns ja einfach gleich treffen! Du fährst und ich laufe..", sage ich noch.

"Nein, dann laufe ich mit dir!", ruft er mir hinterher und ich höre schon seine schnellen Schritte. Er ist neben mir, seine Hände in der Hosentasche. Er sieht schüchtern aus und irgendwie steht ihm das. Es macht ihn süß, genauso wie er handelt. Ryan lässt sein Motorad zurück und läuft mit mir. Wohin weiß ich nicht. Er bringt mich zu einem kleinen Café und holt uns eine Tasse Kaffee. Er bringt den Falschen. Ryan kann aber auch nicht wissen, dass ich meinen Kaffee mit Milch trinke, anstelle von Zucker. Harry weiß es. Schon als er mir das erste Mal einen Kaffee gebracht hat, als wir auf dem Weg in die Schule waren, hatte er den richtigen mitgebracht. Wir sitzen einige Stunden in dem Café. Ich muss zugeben ich finde es gemütlich hier, aber nicht wegen Ryan, sondern wegen der Atmosphäre. Trotzdem habe ich die Zeit vergessen. Ryan und ich haben nur geredet und gelacht. Es war kein tiefgründiges Gespräch, es war einfach Spaß. Wie es Freunde jeden Mittag machen, denke ich zumindest.

"Ich muss gehen..", bemerke ich als ich zum ersten Mal auf die Uhr sehe. Es ist schon halb Acht. Harry wird Theia abgeholt haben und den Mittag mit ihr alleine verbracht haben. Ich bin wenn ich jetzt gehe, vielleicht noch bei ihnen, bevor er sie schlafen legt. Ich stehe auf und suche eine Bedienung um zu zahlen.

"Ich habe schon bezahlt Gaia!", lacht Ryan und reicht mir meine Jacke. Ich trage immernoch Harry's Pullover, nur leider ist der gute und vertraute Duft von meinem und dem des Kaffee's überdeckt worden. Ich lächle ihm dankend zu und laufe nach draußen. Ich schaue mich noch ein Mal um.

i trust my teacher. » h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt