Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mich in meinem alten Zimmer neu einzurichten. Es sah noch genauso aus wie damals. Nichts hatte sich verändert. Ja, die nächsten paar Tage könnte ich hier bestimmt gut überstehen.
Im Moment gab es nur eine Sache, vor der es mir jetzt schon grauste. Eve hatte allen erzählt, dass ich wieder zuhause war und auch gleich ein Familientreffen mit allem drum und dran organisiert. Noch dazu in einem ziemlich schicken Restaurant. Da würde ich sie alle wiedersehen. Ob ich wollte oder nicht. Natürlich wollte ich nicht, vor allem nicht alle auf einmal, aber ich hatte ja keine Wahl. Außerdem sollte Romeo endlich seine Familie kennenlernen. Es reichte schließlich schon, dass er ohne Vater aufwachsen musste.
Ich wollte gerade einen Abstecher ins Bad machen, um meine Sachen dort abzulegen, doch als ich meine Zimmertür öffnete fiel mein Blick unausweichlich auf die gegenüberliegende Tür. Das war Samus Zimmer. Man, da wurden Erinnerungen wach. Ich wusste, ich sollte nicht, aber ich war neugierig. Leise, als ob mich jemand hören könnte, drückte ich die Klinke nach unten und machte einen kleinen Schritt hinein. Hier hatte sich anscheinend, im Gegensatz zu meinem Zimmer doch so einiges verändert. Keine Gitarren, keine Eishockeyschläger, nicht mal die Poster, die immer an der Wand gehangen hatten, waren noch da. Nur sein Bett stand genau da, wo ich es immer stand. Wie viel war in diesem Raum schon passiert... So viele schöne Dinge, aber auch ein paar nicht so schöne...
Gegen 19:00Uhr kamen wir zu viert am Restaurant an. Der Kellner führte uns zu unserem Tisch in einer etwas abgelegenen Ecke. Ich nahm neben Romeo mit dem Rücken zur Wand Platz. Es sah wirklich ziemlich nobel aus hier. Aber ein Blick auf die Speisekarte verriet mir, dass es tatsächlich nur den Anschein hatte.
Kaum hatten wir uns niedergelassen kam auch schon der nächste zur Tür herein. Kerkko. Oh man, ich hätte nie gedacht, dass ich meinen eigenen Bruder mal nicht wieder erkennen würde. Er sah wirklich komplett anders aus. Ja gut, er war auch zehn Jahre älter, aber dass er sich so sehr verändert hatte...
„Kerkko, hier drüben.", rief Eve ihm zu. Er winkte und kam auf uns zu, bis er direkt vor mir stand. Ohne überhaupt darüber nachzudenken stand ich sofort auf und schloss ihn in meine Arme. Er war jetzt sogar größer als ich. „Hi.", meinte ich leise. „Hi.". Gott, wie hatte ich diese kleine Nervensäge vermisst. Unwillkürlich löste sich eine Träne aus meinem Augenwinkel und rollte über meine Wange. Schnell wischte ich sie mit der Hand weg, niemand sollte sehen, dass ich weinte.
Kaum hatten wir uns voneinander gelöst stand auch schon Sanna neben uns. „Hey. Lässt du dich auch mal wieder blicken?", lachte sie. Ich grinste und drückte sie einmal ganz fest. Da fiel mein Blick auf den Kinderwagen, den sie mit einer Hand festhielt. Stimmt, davon hatte sie mir ja erzählt! „Und, wie geht's der Kleinen?", fragte ich und deutete Richtung Baby. „Eigentlich sehr gut.", meinte Sanna und setzte sich auf den freien Stuhl links von mir. „Sie schläft jetzt endlich durch.".
Als sich alle gesetzt hatten holte ich tief Luft: „Leute, das hier ist Romeo.". Ich legte eine Hand auf seinen Rücken. Und ganz entgegen meinen Erwartungen wurde ich nicht mit Fragen gelöchert, warum sie ihn denn erst jetzt kennenlernten. Das ganze entwickelte sich eher zwanglos. Kerkko und Santtu tauschten sich über die neuesten Eishockeyergebnisse aus, ich unterhielt mich ein wenig mit Eve und dank Sanna freundete Romeo sich sogar ein wenig mit seiner Cousine an. Und mit einem mal fühlte ich mich sogar richtig wohl hier. Ganz anders, als ich es erwartet hatte. Doch das sollte sich bald ändern...
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Romeo - I'm forever yours
FanfictionSeit zehn Jahren ist sie jetzt in Deutschland. Seit zehn Jahren hat sie Samu nicht gesehen. Doch über Weihnachten kommt sie mit ihrem kleinen Sohn zurück und ist gezwungen alle wieder zu sehen. Wird das gut gehen? Und was passiert, wenn Mia doch län...