POV Samu
Ich wusste, dass wir meiner Schwester nichts vormachen konnten. Sie hatte da Instinkte, die in gewisser Weise einzigartig waren. Von Anfang an hatte sie irgendwie immer gewusst, was mit uns los war. Schon als wir uns nur wieder geküsst hatten, hatte Sanna es mir sofort angesehen. „Ja, nein, wir...lassen es langsam angehen.", meinte Mia und warf einen unsicheren Blick zu mir. Ich sah das als Zeichen, dass ich ihr zustimmen sollte.
„Äh, ja.", nickte ich schnell und bestätigte, was sie gerade gesagt hatte, auch, wenn ich mir insgeheim wünschte, sie hätte es nicht wirklich so gemeint. „Wir haben keine Eile.". Völliger Quatsch, wenn ihr mich fragt. Wir hatten es vielleicht nicht eilig, aber, mein Gott, wir würden Eltern werden. Wie man das als 'langsam angehen' bezeichnen konnte, war mir ehrlich gesagt schleierhaft. Meine kleine Schwester, die jetzt mit skeptischem Blick zwischen uns hin und her sah, schien davon auch nicht ganz überzeugt.
„Nein,", sagte sie bestimmt, „da ist noch was anderes.". Na super! Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Mia sich verlegen auf die Unterlippe biss und offensichtlich nach Worten suchte, die unsere Situation am besten beschreiben würden. Doch bevor sie etwas sagen konnte, was sie danach bereuen würde – und ich kannte sie gut genug um das zu wissen – schaltete ich mich wieder ein.
„Sanna, was hast du überhaupt hier zu suchen? Du wohnst zehn Kilometer von hier.". Sie zog eine Augenbraue in die Stirn. „Samu, findest du nicht, ich bin mittlerweile alt genug, um auf mich selbst aufzupassen?". Ja gut, so hatte ich das jetzt nicht unbedingt gemeint. „Aber wenn dus unbedingt wissen willst, ich hab mich hier mit einer Freundin getroffen. Sie ist nur vorübergehend hier, deswegen das Hotel.". Sie deutete auf das große Gebäude neben dem wir standen und das mir, bis jetzt, noch gar nicht aufgefallen war. „Hm.", brummte ich und nickte abwesend.
„Und was sucht ihr hier?", kam sogleich die Gegenfrage. „Dass du hier wohnst weiß ich ja, aber ich dachte Mia würde bei einer alten Schulkameradin übernachten?". Na toll, da war mal wieder jemand skeptisch. „Na und? Kann die nicht auch hier wohnen?", konterte ich schnell, doch meine Schwester ließ sich, wie immer, nicht überzeugen. „Glaube ich kaum.", antwortete sie und grinste vielsagend. Ich wollte gerade zu einem Gegenschlag ausholen, da spürte ich plötzlich, wie sich Mias kleine Hand um meine legte und als ich zu ihr herunter sah, sah sie mir fest in die Augen.
„Ich wohne bei Samu.", sagte sie, ohne den Blick von mir abzuwenden und augenblicklich machte sich ein Gefühl in mir breit, dass ich so gar nicht einordnen konnte. Sie...sie hatte gerade jemandem aus unserer Familie gesagt, dass wir zusammen waren. Nicht wortwörtlich, aber ich und auch Sanna wussten genau, welche Bedeutung wir diesen Worten zuzuschreiben hatten. Und nicht nur so ein bisschen, nein, es hatte sich angehört, als wären wir jetzt wirklich, ganz offiziell, Freund und Freundin.
„Doch nicht so langsam, was?", lachte Sanna und kramte ihren Autoschlüssel aus ihrer Handtasche. „Nein.", murmelte ich. Noch immer hielt mich Mias Blick gefangen. In diesem einen Moment konnte ich so viel in ihren Augen sehen. Wärme und Zärtlichkeit in Kombination mit ihrer Hand, die meine jetzt noch etwas fester hielt, Angst, davor, was in nächster Zeit auf uns zukommen würde, aber auch ein wenig Erleichterung, weil wir den ersten Schritt getan hatten, uns nicht für immer und ewig vor unserer Familie zu verstecken, auch wenn wir ein kleines Detail ausgelassen hatten. Und vor allem sah ich eine ganz Menge Liebe. Ich konnte mich nicht erinnern, wann sie mich das letzte mal genau so angesehen hatte, aber es war eine Ewigkeit her.
Vorsichtig beugte ich mich ein Stück zu ihr herunter und hauchte einen Kuss, der zwarte nicht sein könnte auf ihre weichen Lippen. „Okay, da ist keine Erklärung mehr nötig. Und keine Angst, ich sag schon nichts.", grinste Sanna, bevor sie sich nun endgültig von uns verabschiedete und in ihr Auto stieg.
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Romeo - I'm forever yours
FanfictionSeit zehn Jahren ist sie jetzt in Deutschland. Seit zehn Jahren hat sie Samu nicht gesehen. Doch über Weihnachten kommt sie mit ihrem kleinen Sohn zurück und ist gezwungen alle wieder zu sehen. Wird das gut gehen? Und was passiert, wenn Mia doch län...