Ich bin Kellnerin

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POV Samu 

Einen Moment verharrten wir so, bis Mia sich vorsichtig von mir löste und mich ansah. Ich war noch so berauscht von dem Gefühl, das sie in mir ausgelöst hatte, dass ich ihren verschwommenen Blick fast nicht bemerkte. Besorgt strich ich mit dem Daumen über ihre Wange. „Was ist los?". Mit Tränen in den Augen sah sie in meine und flüsterte: „Verdammt...ich hab dich so vermisst.". 

Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht auch noch loszuheulen. Normalerweise konnte ich solche schrecklich schmalzigen Momente nicht leiden, aber jetzt...machte es mir überhaupt nichts aus. Ich hätte eine ganze Soap mit dieser Frau gemacht, Hauptsache sie wäre dabei gewesen. 

Meine Mundwinkel zogen sich unwillkürlich ein wenig nach oben, als ich eine Träne von ihrem Gesicht wischte, meine Arme um sie legte und sie an meine Brust zog. „Ich dich doch auch.", murmelte ich und gab ihr einen zarten Kuss auf den Scheitel.

POV Mia

Unaufhörlich strichen Samus Hände über meinen Rücken, als ich die Augen schloss und einfach nur seinem Herzen lauschte, das vermutlich gerade genauso verrückt spielte wie meins. Mein Kopf versuchte noch immer mich davon zu überzeugen, dass das hier nicht richtig war, doch dazu fühlte es sich einfach zu gut an, sodass ich die nervigen Gedanken geflissentlich ignorierte. 

Ja, ich hatte ihn vermisst. Mehr als alles andere und das hatte ich bis jetzt einfach nicht wahrhaben wollen. Denn obwohl es keiner von uns gerne zugab, wussten wir beide ganz genau, dass wir nicht ohneeinander konnten. Das Problem war nur, dass das Miteinander auch nicht funktionierte. Aber das war mir gerade total egal. Das einzige, was ich wusste war, dass ich diesen Mann nie wieder loslassen würde. Es fühlte sich so an, als könnte ich ihm alles anvertrauen. 

Zaghaft drückte ich mich ein Stück, von ihm weg, jedoch nur so weit, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. Abwartend, als wüsste er genau, was jetzt kommen würde, sah er zu mir herab. „Ich bin Kellnerin.", flüsterte ich, sodass ich es selbst kaum hören konnte, „Nicht Anwaltsgehilfin.". Unsicher wartete ich einen Moment, bis sich ein Lächeln auf seinem Gesicht abzeichnete. „Ich wusste, dass das nichts für dich ist.". 

Er wollte mich wieder umarmen, doch ich zog mich aus seinem Griff und ließ mich neben uns auf meinem Bett nieder. Ich musste ihm das jetzt einfach erzählen, ich hatte das Gefühl, dass er es wissen sollte. Außerdem musste ich dringend mit jemandem in dieser Familie darüber sprechen, nicht einmal Sanna hatte ich die ganze Wahrheit erzählt. Als ich seinen verwirrten Blick registrierte klopfte ich leicht neben mir auf die Matratze, um ihm zu bedeuten, dass er sich setzen sollte. Immer noch mit diesem ahnungslosen Blick setzte Samu sich neben mich und sah mich abwartend an. Ich seufzte und griff in Ermangelung einer besseren Alternative einfach nach seiner Hand, um etwas zu haben, an dem ich mich festhalten konnte. Das hier fiel mir wirklich nicht leicht. Ich suchte immer noch nach den richtigen Worten, bis mir klar wurde, dass ich diese niemals finden würde. Ich holte tief Luft und fixierte den Boden. 

„Ich wohne in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung in Kreuzberg, die ich mir eigentlich gar nicht leisten kann, habe zwei Jobs, um mich über Wasser zu halten, einen Haufen unbezahlter Rechnungen, einen sechsjährigen Sohn, der nachts nicht schlafen kann und ein Auto, das vermutlich schon auf dem Schrottplatz gelandet ist, weil ich letzte Woche im Halteverbot gestanden habe und das Ticket nicht bezahlen konnte.". Erst jetzt sah ich Samu wieder an. Er schien noch immer damit beschäftigt zu sein, zu verarbeiten, was ich ihm gerade aufgetischt hatte, doch nach einem Moment des Schweigens, lächelte er und ich war erleichtert, dass er es so gut aufzunehmen schien. Bis sein Gesichtsausdruck wieder ernster wurde. 

Romeo - I'm forever yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt