Schnee und Rauch

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POV Mia

Zitternd am ganzen Körper bahnte ich mir meinen Weg durch zentimeterhohen Schnee bis zu der Bank auf der, wie ich erst kürzlich erfahren hatte, schon seit Jahren Samus persönlicher Aschenbecher stand. 

Doch als ich um die Hausecke bog, offenbarte sich mir ein Bild, das ich so nicht erwartet hätte. Mein Vater, der mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern da stand und Samu, der sich, obwohl er nur ein Stückchen größer war, gefährlich groß vor ihm aufgebaut hatte und unentwegt auf ihn einredete. Na super, heute blieb mir aber auch nichts erspart! 

Zu gerne hätte ich gewusst, was er da sagte, doch aus dieser Entfernung konnte ich nur ein paar Wortfetzen aufschnappen, die für mich jedoch allesamt keinerlei Sinn ergaben.

POV Samu

Ich war nur noch ganz kurz davor endgültig auszurasten, als ich plötzlich Mias Stimme hörte. „Hey, Samu, deine Mom sucht dich.", rief sie. Erschrocken fuhr ich herum und starrte sie an. Hatte sie irgendwas mitbekommen? Wie lange stand sie denn schon da? „Ääh...ja.", stotterte ich. 

Das kam jetzt zum schlechtesten Zeitpunkt, den es wohl gab. Denn kaum hatte sie mich zum Schweigen gebracht, ergriff ihr Vater, den ich jetzt gerade da hatte, wo ich hin wollte, die Gelegenheit und stapfte schnellen Schrittes durch den Schnee an ihr vorbei, zurück ins Haus. 

Verwirrt sah sie erst ihm hinterher, dann zu mir. Ich zuckte nur mit den Schultern, als ob ich nicht wüsste, was mit ihm los war. Ich würde es ihr sowieso besser nicht sagen. Wer weiß, ob meine Ansage überhaupt Wirkung zeigen würde. 

Doch Mia wäre nicht Mia gewesen, hätte sie das jetzt einfach so hingenommen. Nein, sie musste immer wissen, was los war. Das war mir auch jetzt klar, als sie mit diesem vorwurfsvollen Blick auf mich zu kam. 

Genervt nahm ich einen tiefen Zug von meiner Zigarette. Ich beobachtete jeden Schritt, den sie machte, während ich den Rauch seufzend aus meinen Lungen in die eiskalte Winterluft stieß. Als sie vor mir zum Stehen kam verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah bestimmt zu mir auf. 

„Was?", grummelte ich, während ich versuchte ihrem bohrenden Blick standzuhalten. „Was bitte war das gerade?". Mit einem Kopfnicken deutete sie in die Richtung, in die ihr Dad gerade verschwunden war.

POV Mia

Wieder zuckte er nur mit den Schultern und zog erneut an seiner Zigarette. „Man Samu, sag mir, was los ist!", quengelte ich. 

Seufzend drehte er den Kopf zu mir und sah mit hochgezogener Augenbraue auf mich herab. Sofort bliesen mir dicke Rauchschwaden ins Gesicht und ich kniff fest die Augen zusammen. Samu hatte natürlich wieder nichts besseres zu tun, als mich lauthals auszulachen, bevor er sich zum Aschenbecher drehte, um den letzten Rest des Glimmstängels darin auszudrücken. 

Ich seufzte. Mit dem Wissen darüber, das ich das so schnell wohl nicht aus ihm herausbekommen würde, machte ich auf dem Absatz kehrt und kämpfte mich durch den Schnee zurück ins Haus. Der Tag war schließlich noch lange nicht vorbei... 

Romeo - I'm forever yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt