Festessen

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POV Mia 

Kaum hatte ich die Haustür geöffnet und den Gang betreten, stieg mir sogleich der herrliche Duft von frischem Braten in die Nase. Das ließ mich alles vergessen, worüber ich mir solche Sorgen gemacht hatte und endlich hatte die Weihnachtsstimmung auch mich erreicht. Schließlich liebte ich Eves Essen, wir alle taten es. 

Auch Samu, der hinter mir die Tür ins Schloss warf, sog tief die Luft ein. „Mmh.". Schnell zogen wir Schuhe und Jacke aus, um uns zum Rest der Familie an den reichlich gedeckten Tisch zu setzen. 

Ich ließ mich neben Romeo nieder, der schon sehnsüchtig darauf wartete, dass ich ihm seine Kartoffeln in kleine Stücke schnitt. Ja, das mussten wir noch üben. Kopfschüttelnd setzte ich das Messer an, während ich meinen Blick durch die Runde schweifen ließ. 

Auf Romeos anderer Seite saß Sanna mit Kaisa auf ihrem Schoß, die ganz angetan von den Kerzen des, sich langsam auflösenden Adventskranzes war. Sanna hatte sichtlich Mühe ihre Tochter davon abzuhalten, die Tischdecke anzuzünden. 

Auf der anderern Seite des Tisches, gegenüber von uns, saßen unsere Brüder, die sich, wie sollte es anders sein, über Eishockey unterhielten. Okay, es war eher eine hitzige Diskussion zwischen Kerkko und Santtu, Samu hingegen schien etwas abwesend. Immer wieder schielte er zu meinem Vater am anderen Tischende, der sich daraufhin intensivst dem Braten auf seinem Teller widmete. 

Ich beobachtete dieses Spiel nun schon eine ganze Weile und mittlerweile war ich mir sicher, irgendwas stimmte da nicht und zwar ganz gewaltig! 

„Ach, Mia, wo wir jetzt mal wieder alle zusammen sitzen, willst du uns nicht mal erzählen, wie es in Deutschland war? Wir haben ja noch so gut wie gar nichts von dir gehört.", sagte Eve wie aus heiterem Himmel. Erschrocken fuhr ich herum. „Äh, ja, klar.", stammelte ich. 

Genau diese Frage hatte ich die ganze Zeit so dringend vermeiden wollen. Denken, Mia, denken! Lass dir irgendwas einfallen! Und zwar schnell!

POV Samu

Ich beobachtete, wie sich Mias Augen hektisch hin und her bewegten, als würde sie irgendwo nach der richtigen Antwort suchen. Auf diese Frage war sie wohl nicht vorbereitet. 

„Ähm, also, Romeo und ich, wir haben eine hübsche kleine Wohnung, in Berlin und...". Aha, das war interessant. Also nur sie und der Kleine...kein Vater. 

„Und", fuhr sie fort, „ich arbeite in einer relativ großen Kanzlei, als Anwaltsgehilfin und...ja.". Anwaltsgehilfin? Mia? Kerkko schien das auch etwas komisch vorzukommen. „Als Anwaltsgehilfin? Du hast dich doch früher gar nicht so dafür interessiert?", hakte er nach. 

„Also, man kann sich ja ändern, oder?", meinte Mia schulterzuckend. Nicht sehr überzeugend, wenn ihr mich fragt. 

„Und da hattest du nicht ein mal Zeit uns besuchen zu kommen?", fragte ich ungläubig. Sie warf mir einen mehr als tödlichen Blick zu. „Nein, zufällig nicht. Ist nicht so ganz einfach mit Kind.", gab sie patzig zurück, bevor sie sich wieder abwandte. 

Es folgte ein vorwurfsvoller Blick seitens meiner Mutter. „Es ist Weihnachten, da streitet man nicht.", meinte sie. Ich seufzte. „Hatte ich auch nicht vor.", antwortete ich, zu Mia schielend, deren Gesichtsausdruck man ansehen konnte, dass sie es nur zu gerne getan hätte.

Romeo - I'm forever yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt