Dicke Luft

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POV Mia

Als mich mein Weg zum zweiten Mal an diesem Tag, diesmal, wie so oft, auf der Suche nach meinem Sohn ins Wohnzimmer führte, traute ich meinen Augen kaum. Da saß er auf Samus Schultern, der ihn an den Knien festhielt, und versuchte mit ausgestrecktem Arm den goldenen Stern auf der Spitze des Weihnachtsbaums zu platzieren. 

Wie angewurzelt blieb ich in der Tür stehen und starrte die beiden fassungslos an. Mit Sicherheit war es ein verdammt putziger Anblick, doch aus mir sprach gerade nur die besorgte Mutter und die war ganz und gar nicht begeistert davon, was ihr Sohn da tat. „Was bitte treibt ihr da?", rief ich. 

Kaum hörte er meine Stimme, drehte Samu sich ruckartig zu mir. „Ääh...", stammelte er, „den, äh, er..." - „Sie setzen den Stern auf die Spitze.", erklärte Eve, die offensichtlich amüsiert darüber war, wie es ihrem sonst so selbstbewussten Sohn gerade komplett die Sprache verschlagen hatte. 

Und um ehrlich zu sein, ich fand es auch nicht schlimm, dass er ausnahmsweise mal keine schlagfertige Antwort parat hatte. Schmunzelnd, wenn auch noch etwas skeptisch, setzte ich mich zu meinen Eltern an den Tisch, jedoch ohne Romeo auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. 

Und, wie hätte es anders sein sollen, kaum hatte ich mich hingesetzt, kam für einen kurzen Moment das Gesicht meines, alles andere als begeisterten Vaters zum Vorschein. Er legte die Zeitung auf den Tisch, stellte seine Kaffeetasse mit einem Knall daneben und im nächsten Moment war er verschwunden. Ich seufzte. 

„Er hat sich immer noch nicht beruhigt, oder?". Unsicher sah ich zu Eve. Sie schüttelte den Kopf. „Sieht nicht so aus.", meinte sie und nippte an ihrem Kaffee. Seufzend ließ ich mich gegen die Stuhllehne fallen und starrte auf die Tischplatte. Eve legte eine Hand auf meinen Arm. „Aber ich bin sicher er wird seine Meinung ändern. Er braucht nur Zeit.". Ich nickte. „Hoffentlich.". 

„Ich glaube ich rede mal mit ihm.", meinte sie und stand auf, um meinem Vater hinterher zu gehen. Ich redete mir ein, dass es mir egal war, was er von mir dachte, doch auf eine eigenartige Weise, die ich nie erwartet hätte, nahm mich das Ganze wohl mehr mit als vermutet. Gedankenverloren wanderte mein leerer Blick durch den Raum, bis er seinen kreuzte und mich diese einzigartigen blauen Augen, die von selbst zu lachen schienen wieder ins hier und jetzt holten. Und augenblicklich verzogen sich meine Mundwinkel zu einem Lächeln.

POV Samu

Sollte ich? Wenn sie jetzt gleich anfing zu weinen, dann hätte ich wohl keine andere Wahl. Aber ich hatte da eine bessere Idee. 

Vorsichtig hob ich Romeo von meinen Schultern und setzte ihn vor mir auf dem Boden ab, bevor ich mich vor ihm hinkniete. „Hey, ich glaub deine Mama braucht jetzt mal eine ganz dicke Umarmung. Denkst du, du schaffst das?". 

Sofort richtete er sich mit herausgestreckter Brust vor mir auf und hielt seine rechte Hand wie ein Soldat an seine Schläfe, bevor er los sprintete und mit voller Wucht auf Mias Schoß sprang. Sie schloss ihn gleich in ihr Arme und das Lächeln, dass sich nun deutlich auf ihrem Gesicht abzeichnete verriet mir, dass es genau das war, was sie jetzt gebraucht hatte. 

Romeo - I'm forever yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt