Papiergirlanden

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POV Mia

In Gedanken versunken öffnete ich langsam die Haustür. Noch immer war da dieses große Fragezeichnen, das meine Gedanken beherrschte. Was war da? Was war das? Ich hatte nicht die leiseste Ahnung. 

Samu benahm sich so komisch, es war nicht zu beschreiben. Erst war er wütend, dann freundlich und ich hätte schwören können ein wenig Enttäuschung in seinen blauen Augen gesehen zu haben, als er da vorhin regelrecht von der Couch aufgesprungen war. Natürlich waren auch sämtliche Bemühungen, eine Erklärung von ihm zu bekommen vergebens. 

Ich warf einen flüchtigen Blick über meine Schulter, um zu sehen, ob er noch da war. Tatsächlich stand sein schwarzer BMW noch genau da, wo er mich gerade abgesetzt hatte. Aber mit reinkommen wollte er ja nicht, zumindest hatte ich sein Schweigen, das auf meine Frage zu diesem Thema folgte, als 'nein' gedeutet. 

Kopfschüttelnd betrat ich den Flur und warf einen letzten Blick nach draußen, bevor ich die Tür hinter mir schloss. Schnell ging ich raus aus dem Flur, ins Wohnzimmer. Vielleicht, weil ich dadurch das Gefühl hatte, vor dieser bedrückenden Situation weglaufen zu können, doch innerlich war mir bewusst, dass das nicht möglich war. Doch zumindest die, von mir in diesem Zuge erwünschte Ablenkung kam sofort. 

Denn mitten im Raum stand ein großer, grüner Tannenbaum, den ich auch gleich fast um geschmissen hätte, so abwesend war ich. Was schade gewesen wäre, er war nämlich wirklich schön geschmückt. Mit bunten Kugeln und Sternen und Girlanden aus Papier, die sich rund um den Baum schlangen. Waren das nicht die, die Kerkko und ich als Kinder zusammen mit unserer Mutter gebastelt hatten? Schon möglich. Nur der Stern ganz oben auf der Spitze fehlte noch, um den Weihnachtsbaum komplett zu machen. 

„Oh, wo kommst du denn her?", hörte ich plötzlich Eves Stimme neben mir. „Ich hab noch ein paar Besorgungen gemacht. Für Morgen." - „Da warst du ja sehr früh dran.", meinte jetzt Santtu übertrieben vorwurfsvoll, während er an uns vorbei, in die Küche spazierte. „Du bist ziemlich vorlaut für dein Alter, weißt du das?", rief ich ihm hinterher. Eve nickte nur. „Oh ja, da hast du recht.". Ich grinste. 

„Was ich eigentlich fragen wollte, ich fahre jetzt zum Flughafen, um deinen Vater abzuholen. Willst du mitkommen?". Das kam für mich wie aus heiterem Himmel. Das hatte ich ja völlig vergessen! Kam er etwa heute schon zurück? Ja, es war der 23. Aber...ich konnte nicht mitgehen. Ich war noch nicht bereit dafür... Alle hatten bis jetzt zwar mehr oder weniger gut darauf reagiert, dass ich plötzlich wieder hier war, aber ob er auch so entspannt sein würde? Ich hatte da so meine Zweifel... 

Also versuchte ich Eve irgendwie beizubringen, dass ich meinen Vater, mal ganz grob gesagt, nicht sehen wollte. Doch ich hatte keine Chance. Natürlich hatte sie die besseren Argumente. Und eh ich mich versah, saß ich neben meinem Sohn auf der Rückbank von Eves Auto, auf dem Weg zum Flughafen. Na das konnte ja was werden...

Romeo - I'm forever yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt