Überfällig

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POV Samu

Angestrengt versuchte ich meine Hausschlüssel aus meiner Hosentasche zu fummeln, während Riku mir einen kritischen Blick von der Seite zuwarf. „Was?", fragte ich genervt. „Du bist immer noch nicht nüchtern, oder?", gab er in so einem schrecklich analysierenden Ton von sich. Ich konnte mich wirklich nicht erinnern, wann mein bester Freund mir zuletzt so auf die Nerven gegangen war. 

Verächtlich schnaubend drehte ich den Schlüssel im Schloss und ließ die Tür aufschwingen. Ich war mir immer noch nicht im Klaren darüber, wie er es geschafft hatte, mich hierher zu schleppen, aber ich wusste ganz genau, dass ich nicht froh darüber war. 'Mit Mia aussprechen' hatte er gesagt... so ein Quatsch! Ich wusste genau, wie das enden würde... 

Als wir vor meiner Wohnungstür angekommen waren, wollte ich diese ebenfalls aufsperren, doch Riku hielt mich an der Schulter zurück. „Bitte geh es vorsichtig an, ja? Ich glaube, sie mag dich wirklich. Immer noch.", sagte er eindringlich. Ich seufzte. „Ich geb mir Mühe.", grummelte ich und öffnete die Tür. 

Da war sie. Sie stand in der Küche neben Romeo, der am Tisch saß und gerade wieder irgendeine Sauerei veranstaltete, die Mia angestrengt versuchte schneller aufzuwischen, als sie sich ausbreiten konnte. Aber als sie mich erblickte, verschwand augenblicklich jedwede Emotion von ihrem Gesicht. Sie sah mich völlig ausdruckslos an. Und einen Moment lang, gelang es mir, ihrem Blick standzuhalten, doch... ich wusste, ich sollte irgendetwas tun oder sagen, aber... was? Was zur Hölle sollte ich jetzt nur sagen? Dass mir das alles wahnsinnig Leid tat? Dass ich Schuld war? Dass ich es wieder gut machen wollte, koste es was es wolle? ...Dass ich sie liebte? Zum Glück schien Riku zu merken, wie ich nach Worten rang und setzte sich mit einem Mal in Bewegung, um auf Mia zu zugehen.

POV Mia

„Geh zu ihm.", meinte Riku leise, als er vor mir zum Stehen kam und deutete mit einem Kopfnicken in Samus Richtung. „Ich pass auf den Kleinen Mann hier auf.". Ich wusste, er meinte es nur gut, aber mein Körper bewegte sich kein Stück. Ob ich es nun wollte oder nicht. „Jetzt geh schon.", drängte Riku. 

Ich schluckte. Langsam erwachte ich aus meiner Starre und wanderte auf Samu zu. Langsam, einen Fuß vor den anderen. Er ließ mich nicht aus den Augen, nicht eine Sekunde. Aber er sagte nichts. Auch nicht, als ich direkt vor ihm stand. Aber ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte. 'Es tut mir Leid'? Wie bescheuert würde das denn bitte rüber kommen? 

„Samu... ich...", setzte ich an, ohne wirklich zu wissen, wie mein Satz eigentlich weiter gehen sollte. Auch Samu fand jetzt anscheinend seine Stimme wieder und fiel mir sozusagen ins Wort. „Schon okay..." - „Wie bitte?", fragte ich entsetzt. Was sollte das denn jetzt heißen? „Du wolltest dich doch entschuldigen...", entgegnete er verwirrt. „Warum sollte ich mich denn bitte entschuldigen? Du bist der, der einfach abgehauen ist!", rief ich. „Na damit solltest du dich ja auskennen...", murmelte er und ich sah deutlich, wie er sich zusammennahm. 

„Mein Gott, wirst du damit nie aufhören?", rief ich und kassierte damit ein genervtes oder viel mehr zügelndes 'Leutee' von Riku hinter mir. „Ja, komm mal wieder runter! Hast du deine Tage oder was?", stimmte Samu zu. „Nein.", rief ich empört. Was war das auch für eine Frage? Aber... sollte ich doch eigentlich... Auf einmal kam mir ein furchtbarer Gedanke und ich begann eilig in meinem Kopf auszurechnen, wie viele Tage ich schon drüber war. Die Antwort? Zu viele... 

Romeo - I'm forever yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt