Kapitel 73

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Ich rannte. Wohin genau, wusste ich selber nicht mehr so ganz. Ich fühlte mich leer, als ob mir gerade jemand meine Seele, meine komplette Fröhlichkeit geraubt hätte. Naja, meine Fröhlichkeit hatte ich schon vor Wochen verloren... allerdings wollte ich es nicht wahr haben. 
Er war tot... die Person, die mir am meisten aus meinem tiefen, schwarzen Loch geholfen hatte, war tot. Die Tränen brannten auf meiner Haut, meine Sicht war verschwommen. Mein Fuß verhedderte sich in irgendetwas, sodass ich mit einem lauten Aufprall schmerzhaft zu Boden sank und kläglich wimmerte. "Bitte, Opa...", murmelte ich mit verheulter Stimme, welche auch langsam nachließ. Meine Hände waren aufgeschürft wegen des Sturzes und die Schmutzpatikel in der Wunde brannten ebenfalls. Ein komischer Druck drückte auf meine Ohren, ein komisches Piepsen bereitete mir ekelhafte Kopfschmerzen. 
Irgendwo in der Ferne konnte ich meinen Vater schreien hören, weshalb ich ängstlich wieder aufstand und weiter in den tiefen Wald rein rannte. Plötzlich spürte ich etwas... eine Kraft, die ich kannte. Meine Schritte fühlten sich plötzlich leichter an, ich konnte plötzlich besser hören. Die Bäume zischten an mir vorbei, doch irgendwie nahm ich die Umgebung von weiter unten auf. Was war das? Und warum kannte ich das Gefühl?
Lange Zeit konnte ich darüber allerdings nicht nachdenken, da mein Vater näher kam. Meine Augen weiteten sich geschockt als er vor mir auftauchte und mich so stoppte. Meine Beine fühlten sich wieder träge an, ich hatte erneut Druck auf den Ohren. Mein Vater sprach auf mich ein, doch ich verstand ihn nicht! So sehr ich es auch versuchte, dass einzige war ich erkannte waren seine Lippen, die sich tonlos bewegten. Ich konnte meinen Herzschlag spüren, lauter denn je. Eine kalte Hand auf meiner Schulter ließ mich erschrocken nach hinten zucken, ich fing an zu schreien. "Alex, du musst dich beruhigen!", drang eine liebliche Stimme zu mir durch, welche ich nur allzu gut kannte. Ungläubig starrte ich in den Himmel, im Glauben, mich verhört zu haben. "Alex... beruhige dich!" Immer und immer wieder wiederholten sich die Worte und tatsächlich, mein Herzschlag verlangsamte sich und ich konnte die Geräusche meiner Außenwelt wieder wahrnehmen. Somit allerdings auch die meines Vater. Und er war mit einer der letzten Personen, die ich gerade sehen wollte. 
"Alex... das ist normal. Daran musst du dich gewöhnen müssen. Es werden immer wieder solche Momente kommen, und ich werde dir jetzt einen guten Tipp geben! Kontrolliere dich in diesen!", zischte er. In seiner Stimme lag nichts - nicht die reinste Emotion. Kein Mitgefühl, kein Trauer. 

Erschrocken schreckte ich hoch, als mich ein Schlag auf den Kopf erreichte.
"Alter, geht's dir gut?", fragte Albert verwirrt. Mein Blick schweifte über die Köpfe der Schüler, welche konzentriert an ihren Aufgaben arbeiteten. War ich ernsthaft im Chemie-Unterricht eingeschlafen und musste dann natürlich auch noch schlecht träumen?! 
"Äh... ja klar, alles gut!", antwortete ich schnell. Schnell schlug ich die Buchseite auf, welche an der Tafel stand. Das ich dabei aus Hektik fast eine Seit anriss, ignorierte ich. Jeremy, der vor mir saß, drehte sich Stirn runzelnd um, bevor er Albert fragend ansah. Dieser zuckte nur mit den Schultern, woraufhin Jeremy sich wieder umdrehte. 
"Ey, Alex! Chill mal... wir haben Vertretungsstunde, es ist kein Lehrer hier!", beruhigte mich Albert. Erneut sah ich zu den anderen, bis ich bemerkte, dass wirklich niemand sein Buch geöffnet hatte, sondern alle nur ihr Zeug machten. Peinlich berührt atmete ich auf und ließ meinen Kopf zurück auf die Tischplatte knallen. 

//Ich wollte dieses Kapitel schreiben! Und deswegen kommt es jetzt  auch...//

Neighbours // #Mexifu [Abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt