Kapitel 43

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,,Elena.", flüstert eine dunkle Stimme und rüttelt mich ein bisschen, worauf ich verschlafen die Augen aufschlage. Müde blicke ich in die grünen Augen von Blake. 

,,Was ist denn?", frage ich, worauf Blake anfängt zu grinsen. 

,,Es ist Zeit fürs Mittagessen!", trällert er. Wie kann jemand schon so früh am Morgen so gut drauf sein? Warte. Mittagessen?

,,Warte was?", frage ich erschrocken, doch Blake läuft pfeifend aus seinem Zimmer. Verwirrt blicke ich auf seinen Wecker, der schon einige Bruchlandungen hatte, da er jetzt auf dem Boden lag. 11: 56 Uhr. Mist. Den halben Tag verschlafen. Dann könnte ich auch gleich durchschlafen. Doch mein Knurrender Magen befiehlt mir aufzustehen. Also gehe ich mit gebücktem Rücken, da er noch schmerzte, die Treppe hinunter. In der Küche saßen schon alle. Auch die Zwillinge. Verwirrt setze ich mich auf meinen Stuhl. 

,,Wir müssen reden.", fange ich an, da ich diese Stille unheimlich finde. Auf einmal lächelt mich meine Mutter an. Müsste sie nicht wütend sein? 

,,Du musst jetzt essen. Wann hast du das letzte Mal überhaupt gegessen? Du siehst ganz abgemagert aus. Ich habe schon mit deinen Brüdern geredet und alles ist geklärt. Auch wenn es sich sehr gefährlich anhörte bin ich stolz auf euch.", sprudelt es auf einmal aus ihr heraus. Geschockt blicke ich zu meinen Brüdern, welche mir grinsend zunicken. Alles war geklärt. Erleichtert lehne ich mich zurück und vergesse kurz den Schmerz. Jack, welcher neben mir sitzt, hält mir seine Hand hin, welche ich dankbar ergreife. Sofort verschwindet der Schmerz und ein wohliges Gefühl macht sich in mir breit. Auch nachdem er mir den Schmerz genommen hat, lässt er meine Hand nicht los. 

,,Also dann lasst uns essen!", sagt Dad und klatscht erfreut in die Hände. Während wir essen, wird so viel geredet, als hätte man sich ein Jahr lang nicht gesehen. Auch Marie und John erzählen von ihrem gestrigen Ausflug mit der Grundschule. Lachend höre ich ihnen zu. Nach dem Abwasch bedanke ich mich noch einmal bei meinen Brüdern, welche nur abwinken. Es freut mich, dass nun alles geklärt ist. 

,,Morgen habe ich einen drei stündigen Test.", kündigt Jack an. Verstehend nicken wir.

,,So lange?", frage ich währenddessen, worauf er nur gequält nickt.

,,Und? Hast du schon gelernt?", fragt Blake grinsend, da er weiß, dass Jack sich erst heute Abend irgendetwas ansieht. 

,,Nein. Aber wir wollen am Nachmittag noch etwas mit Brett unternehmen. Kommst du mit, Elena?", fragt er.

,,Ich komme wahrscheinlich später nach, aber ich muss davor noch etwas erledigen.", erwidere ich. Zum Glück fragen sie nicht nach. Bedacht, um meinen Rücken zu schonen, gehe ich pfeifend die Treppe hinauf. Dort hole ich mir eine helle Jeans. Da das Shirt von Jack extrem gemütlich ist und ich ehrlich gesagt keine Lust habe, es über meine Wunden zu ziehen, lasse ich es kurzerhand an. Schnell kämme ich mir noch die Haare und gehe dann wieder nach unten. 

,,Wir würden uns dann mit Brett um circa 15:00 Uhr im Park treffen. John und Marie kommen auch mit. Schreib uns einfach wann du nachkommst.", sagt Blake. Verwundert bleibe ich stehen. Seit wann lassen sie mich einfach so alleine gehen? Egal. Schnell verabschiede ich mich von meinen Eltern, wobei mir Dad einen wissenden Blick zuwirft. Was ist zurzeit mit meiner Familie los? Also hole ich kurzerhand mein Fahrrad aus der Garage. Während ich zur Tierklinik fahre, wird mir überhaupt bewusst was ich gerade tue. Ich, Elena Janson, fahre zu meinem verletzten Ex-Besten-Freund, um mit ihm zu reden? 

Als ich bei der Tierklinik angekommen bin, stelle ich mein Rad einfach an die Wand. Vor der Tür bleibe ich doch noch einmal stehen. Will ich das wirklich machen? Wie wird er reagieren? Wird er mich zurückweisen? Als ich mich schon umdrehen will, schreit mich meine innere Stimme an. 

Du willst jetzt keinen Rückzieher machen!

Ähhh. Doch? 

Ohh NEIN! Du gehst jetzt sofort zu Liam und klärst das!

Und wenn er mich zurückweist?

Dann hast du deine Antwort.

Oh. Wie nett. Während ich mein inneres Duell geführt habe, habe ich mich wieder zur Tür gedreht. Eigentlich hat meine innere Stimme recht. Zitternd erinnere ich mich an gestern zurück. Wie egal mir alles war. Wie sehr ich mich davor gefürchtet habe, zu sterben oder Liam zu verlieren, obwohl wir uns noch nicht ausgesprochen haben. Dieser Gedanke wäre fürchterlich gewesen. Tief im inneren hoffe ich, dass Liam noch immer derselbe ist, den ich damals im Sandkasten kennengelernt habe. 

Während ich weiter an unsere erste Begegnung denke, spüre ich ein Ziehen in meiner Brust. Als ich ihn wieder auf dem Dach gesehen habe, als ich ihn verletzt gesehen habe, als ich seine Angst gesehen habe, wurde mir bewusst, wie viel er mir noch bedeutet und dass er nicht immer der harte, gefühlslose Junge ist, den er vorspielt hat zu sein. Gestern Abend wurde mir bewusst, dass ich Liam schon längst verziehen habe. Für alles.  

Also. Was stehst du noch so dämlich rum? Du hast eine Freundschaft zu retten!

WOW. Danke innere Stimme. Darauf wäre ich NIE gekommen. Also mach ich seufzend die Türe auf. Schmunzelnd denke ich an meinen ersten Besuch hier. Damals war alles im Vergleich noch einfacher gewesen. Als ich an der Ebereschen Tür vorbeikomme, frage ich mich ob ich dann noch durchkommen würde. Stirnrunzelnd gehe ich weiter in den Raum hinein. 

,,Er hat nach dir gefragt.", sagt auf einmal eine tiefe Stimme hinter mir. Erschrocken drehe ich mich um, wo ein grinsender Deaton steht. Verwirrt starre ich in an. Er hat nach mir gefragt? Ein Hoffnungsschimmer macht sich in meinem Körper breit.

,,Wie geht es ihm?", frage ich. 

,,Das kannst du ihn selbst fragen.", antwortet Deaton, worauf ich nur die Augen verdrehe. Also gehe ich in Richtung des Behandlungs Saales, in dem Liam gestern lag. Zitternd lege ich meine Hand auf die Türklinke und drücke diese sachte hinunter. Leise öffne ich die Tür. Das was ich sehe überrascht mich ein bisschen. Liam liegt mit offenen Augen auf der Liege und starrt die Decke an. Wenn ich seine Augen nicht gesehen hätte, könnte ich meinen er würde schlafen. Anscheinend hat er mich noch nicht bemerkt. Ich klopfe leise gegen die Tür, um auf mich aufmerksam zu machen, worauf er seinen Kopf überrascht dreht. 

,,Hey Liam.", begrüße ich ihn. 

New Beta / Liam Dunbar ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt