Kapitel 49

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,,Dad! Wie geht es ihm?", fragt Liam besorgt, während ich weinend in seinen Armen liege. Liams Stiefvater schüttelt den Kopf, worauf nun auch Melissa endgültig zusammenbricht. Gemeinsam setzten wir uns auf den Boden, wobei ich Liams Shirt voll weine. Und ich weine wirklich. Natürlich weiß ich, dass Scott wieder auferstehen wird, aber ich bin im Krankenwagen mit Liam mitgefahren. Ich habe seinen Körper gesehen. Das war zu viel für mich. Mit einem Nicken macht Melissa Liam und mir deutlich, dass wir jetzt zu den anderen gehen sollte, nachdem wir jedem weiß gemacht haben, dass wir uns zurückziehen würden. 

,,Ich hasse diesen Plan immer noch.", stellt Melissa trocken fest, nachdem sie ihre Tränen weggewischt hat. In Gedanken stimmte ich ihr voll und ganz zu. 

,,Jeder kennt seine Aufgaben, oder? Mrs. McCall und Mrs. Yukimura: Sie stehen am Eingang und halten nach einer verdächtigen Person Ausschau. Mr. Argent, Jack und Kira: Ihr bringt die Kameras an und haltet auch nach einer merkwürdigen Person Ausschau. Liam, Elena und Ich werden an den Laptops sitzen. Alles klar? Dann los!", sagt Stiles. Ich bin überrascht. Er könnte echt als Motivations Trainer arbeiten. Kurz bevor ich zu den anderen gehe, werde ich von meinem Bruder aufgehalten. 

,,Wieso musst du mit ihm zusammenarbeiten?", knurrt er. Ohne überlegen zu müssen weiß ich, dass er Liam meint. 

,,Du hörst mir mal ganz genau zu: Es ist mir egal, ob du damit einverstanden bist, aber ich vertraue ihm. Noch dazu wirst du von Argent gebraucht. Also schlage ich vor, du gehst jetzt schön auf deinen Posten!", fauche ich zurück und gehe in das für uns vorhergesehene Krankenzimmer. Schon jetzt bereue ich es, meinen Bruder so angefahren zu haben, aber es nervt mich. Eigentlich geht es doch bloß darum, ob ICH Liam verziehen habe, nicht er. Er soll sich damit abfinden. Trotzdem bin ich im Streit mit ihm auseinander gegangen. Dann bleibt nur noch hoffen, dass wir alle lebend raus kommen. 

Gelangweilt und müde schaue ich mir die Personen auf den Bildschirmen an: Patienten, die wegen der Nachtruhe in ihr Zimmer gebracht werden, Krankenschwestern, die kommen, da gerade Schichtwechsel ist oder ein paar letzte Besucher, die so schnell wie möglich aus dem Krankenhaus wollen. Immer wieder kommen Kira, Jack oder Mr. Argent zum Vorschein. Es ist lustig mit anzusehen, wenn sie sich verstecken. Nervös sieht Stiles auf seine Uhr. 

,,Wie lange haben wir noch?", frage ich, ohne den Blick von meinem Bruder abzuwenden. 

,,Eine halbe Stunde. Und es ist noch gar nichts zu sehen vom Benefactor.", sagt er niedergeschlagen. Beruhigend lege ich eine Hand auf seine Schulter. Auf einmal geht die Kamera auf dem Dach aus. verwirrt beuge ich mich über den Bildschirm, in der Hoffnung, dass sie wie durch ein Wunder wieder angehen würde. Vergeblich. 

,,Das ist auf dem Dach. Jemand sollte mal nachsehen.", überlegt Stiles. 

,,Ich gehe", erwidert Liam und will schon gehen, wird aber von Stiles aufgehalten.

,,Das könnte nicht nur eine Fehlstellung sein."

,,Irgendjemand muss nachsehen."

,,Gut. Aber ich komme mit.", klinke ich mich in das Gespräch ein. Sofort ertönen zwei laute Stimmen, die in mein Ohr ein einstimmiges ,Nein' brüllen.

,,Du kannst dich nicht einmal wehren!", ruft Stiles besorgt. 

,,Ich habe den hier.", widerspreche ich und deute auf den Baseball Schläger.,,Wer hat den überhaupt gesagt, dass es eine Gefahr sein könnte?" 

,Es könnte aber trotzdem etwas passieren.", schaltet sich nun auch Liam ein. 

,,Fakt ist: Du bist der einzige, der sich wirklich mit Computern und der ganzen Mord Geschichte auskennt. Du bleibst hier.", bestimme ich.

,,Aber ich habe deinem Bruder versprochen, auf dich aufzupassen."

,,Mein Bruder ist nicht hier!", widerspreche ich, nehme den Baseball Schläger und drücke Stiles einen Kuss auf die Wange. 

,,Wir kommen zurück. Ich verspr-" 

,,Versprich nichts. Geht. Kommt aber sofort wieder!", unterbricht mich der Junge, während Liam und ich schon nach draußen in den Flur gehen. Nicht wenige  Krankenschwestern blicken verdutzt, als ich mit dem Schläger durch die Gänge gehe. Kurz vor der Tür  zum Dach, hält Liam mich auf. 

,,Ich will dich nicht nochmal verlieren.", sagte er leise, und stößt die Tür auf. Verwirrt folge ich ihm. Was hat er damit gemeint? Doch viel Zeit zum Nachdenken habe ich nicht. Am Sicherungskasten ist ein komplettes Chaos. Funken sprühen und Kabel hängen lose hinunter. 

,,Sieht so aus, als hätte jemand die Geräte manipuliert.", stellt Liam fest. Auf einmal höre ich hinter mir ein bedrohliches Knurren. Verängstigt drehe ich mich dazu um und sehe das Biest aus meiner Vision. Ein Berserker. Aber halt: In meiner Vision kämpften Kira und Liam gegen ihn. Was habe ich hier  verloren? Wie auf Kommando wird die Tür erneut aufgestoßen und Kira kommt mit erhobenem Schwert auf ihn zu. Während der Gegner verwirrt ist, nutzt Liam die Chance und greift ihn an. Einige gute Schläge kann er setzten ist ihm aber sofort untergeben. Der Berserker packt ihn am Hals und wirft ihn gegen den Zaun. Dieses Mal greift Kira an. Anfangs treibt sie den Berserker zurück, doch auch dieser hat sie schnell durchschaut. Er nimmt ihr Schwert, packt sie und wirft auch sie zurück. Wie angewurzelt bleibe ich stehen.

,,Kümmer dich um sie!", schreit Liam, worauf ich zu ihr hin stürme. Anfangs versuche ich sie durch Rütteln wach zu bekommen, doch merke schnell, das dies nichts bewirkt. 

,,Sorry Kira", flüstere ich und gebe ihr eine Ohrfeige. Sie reißt die Augen auf. Erleichtert atme ich aus. Entschuldigend sehe ich sie an, während ich ihr auf helfe.

,,Schon gut.", sagt sie tapfer, nimmt ihr Schwert und sieht mich an.,,Verschwinde. Bitte." Ich konnte sie doch nicht einfach so stehen lassen? Aber sie hatte recht. Ich nützte ihnen nicht viel. Kurz sehe ich auf meine Uhr. Noch 10 Minuten. Schlussendlich stehe ich auf, nehme den Schläger und schleiche mich über das Dach. Wieder im Erdgeschoss angekommen laufe ich direkt meinen Bruder in die Arme. Er zieht mich in eine kräftige Umarmung. 

,,Wo warst du?"

,,Unwichtig. Gehe sofort aufs Dach! Hilf Kira und Liam. Sofort!", rufe ich. Ohne zu Zögern rennt mein Bruder Richtung Dach. Verzweifelt halte ich nach den anderen Ausschau. Der Plan wird scheitern. Verdammt. Wo könnten sie sein? Im Zimmer mit den Laptops sind sie nicht. Auf den Gängen kann man nur Geschrei und aufgescheuchte Menschen hören. Sie müssten bei Scott sein! Schnell renne ich durch die Flure. Meine Uhr zeigt nur noch 2 Minuten an. im Zimmer angekommen, stehen Chris und Stiles verzweifelt neben Scott. 

,,Was ist passiert?", frage ich keuchend, da Sprint nicht gerade meine Gold Disziplin ist. Noch dazu wenn man durch das ganze Haus rennt. Doch bevor sie antworten können, wird die Tür aufgeschlagen und Kira stürmt herein. Ohne auf uns zu achten, legt sie eine Hand auf Scotts Herz. Nur kurze Zeit später kommt er röchelnd wieder zu sich. Sofort schließt Kira ihn in die Arme. Schon wieder stößt jemand die Tür auf, doch dieses Mal ist es Liam.

,,Es geht um deine Mutter Kira." 

New Beta / Liam Dunbar ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt