Kapitel 38

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Mein Kopf dröhnt und meine Augenlider fühlen sich schwer an. Ich spüre wie sich mein Sitzplatz bewegt. Wahrscheinlich sitze ich in einem Auto. Nach einigen Versuchen schaffe ich es schließlich meine Augen zu öffnen. Verwirrt blicke ich mich um. Ich kann nur den Fußboden des Autos ansehen, weil ich meinen Kopf vor lauter Schmerzen nicht drehen kann. Auch meine Hände und Beine fühlen sich wie betäubt an. Nach ein paar Minuten kann ich meinen Kopf dann schließlich drehen und zu dem Fahrer sehen. Ein Kloß bleibt mir im Hals stecken. Garret. Er hat also Brett angegriffen. Fast sofort verschwindet meine Angst und Wut macht sich in mir breit. Ich versuche  meine zusammengebundenen Hände zu bewegen, doch ich kann sie nur wenige Millimeter bewegen. Also hoffe ich jetzt, dass Garret von meinen Blicken getötet wird. Als er aber merkt, dass ich wach bin, sieht er mich mit triumphalem Grinsen an. 

,,Ich habe nur eine Frage.", sage ich mit kratziger Stimme. ,, Wie kann man nur so unmenschlich sein und seine Freunde töten?" Für einen minimalen Moment fällt sein Grinsen in sich zusammen, doch schon wenige Sekunden später hat er sich wieder gefangen. 

,,Seitdem man dafür bezahlt wird.", antwortet er knapp. Dann grinst er wieder. Irgendwas läuft doch schief mit dem Kerl. ,,Ich habe auch eine Frage. Was. Bist. Du?" In Sekundenschnelle frage ich mich, ob ich ihm die Wahrheit sagen soll oder auf unwissendes Mädchen mache. 

,,Was soll das heißen? Was soll ich denn sein?", frage ich bemüht verwirrt. 

,,Du solltest mich nicht anlügen, Elena. Ich könnte dich in Sekunden töten.",droht er mir, worauf ich schlucken musste. 

,,Wieso tust du es dann nicht?", frage ich schnippisch. Darauf grinst er wieder. Langsam denke ich wirklich, dass der Typ einen an der Waffel hat. 

,,Weil wir noch deinen Freund abholen müssen.", sagt er geheimnisvoll. Geschockt gehe ich alle Varianten durch. Jack- Schule. Brett- Tierklinik. Lydia- Tierklinik. Malia und Kira- Schule. Scott und Stiles- Keine Ahnung. 

,,Wen?", frage ich knirschend. 

,,Dunbar. Er und Mason wollten joggen gehen. Zwei auf einen Streich. Das ist ja wunderschön.", lacht er. 

,,Dir geht es gar nicht um uns, nicht wahr? Du willst nur Violet wieder zurück!", rufe ich. Wütend sieht er mich an. Ich habe wohl einen wunden Punkt getroffen. Bevor ich überhaupt reagieren kann, schlägt er mir in die Magengrube. Leider habe ich heute fast nichts gegessen, sodass es umso mehr wehtut. Tränen der Verzweiflung und Wut füllen meine Augen. Liam. Er hatte das alles nicht verdient. Er war gemein. Ja. Aber er hatte es nicht verdient zu sterben. Er hätte noch sein ganzes Leben vor sich. Nein, Elena! Du darfst so nicht denken! Die anderen werden euch finden. Jack, Scott oder Stiles. Sie würden uns nicht aufgeben. 

Auf einmal sind wir in einem Wald angekommen. Hier bin ich noch nie gewesen. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich schon eine Stunde weg bin. Meine Brüder müssen sich schon Sorgen machen. Habe ich eigentlich mein  Handy dabei? Leise seufze ich. Natürlich nicht. Ich habe es im Rucksack liegen. Und der Rucksack ist bei Blake.  Immer wieder versuche ich meine Arme zu befreien, aber die Seile schneiden sich nur mehr in meine Haut. Da ich gebannt auf den Boden gestarrt habe, merke ich nicht wie wir auf einmal etwas getroffen haben. Geschockt sehe ich auf Liam, welcher sich eine Hand an die Rippen hält. Wahrscheinlich gebrochen. 

,,Wehe du rührst dich!", blafft Garret und nimmt sich seinen Lacrosse Stab. Als ob ich mich auch nur bewegen könnte. Langsam geht er auf Liam zu, der ihn mit wütendem Blick ansieht. Liam weiß, dass er nicht fliehen kann, weil er sich nicht unter Kontrolle hat. Auf einmal holt Garret aus und trifft Liam in die Brust. Erschrocken ziehe ich die Luft ein. Garret bindet, den sich vor Schmerzen stöhnenden, Liam fest und schleift ihn dann ins Auto. Dann setzt er sich wieder ans Lenkrad als wäre nichts gewesen. Während ich versuche mich zu Liam umzudrehen, sehe ich die Wut in seinen Augen. Für einen kurzen Moment dachte ich schon sie wäre an mich gerichtet. Aber als er meinen Blick merkt, sieht er mich mit einem verzweifelten Blick an. 

,,Egal was du mit mir tun willst. Lass Unschuldige aus dem Spiel.", flüstert Liam bedrohlich. Mein Herz hörte auf zu schlagen. Er würde Schmerzen auf sich nehmen, um mich zu schützen. 

,,Sie ist nicht unschuldig. Sie steht auch auf der Liste.", erklärt Garret belustigt. 

,,Deswegen wollten Jack und Scott nicht, dass ich sie sehe.", flüstert Liam und sieht wieder zu mir, doch dieses Mal erwidere ich seinen Blick nicht. Wenn Liam gewusst hätte, dass ich auf der Liste stand, wie hätte er reagiert.? Auf einmal stöhnt Liam wieder schmerzvoll auf. An seiner Brust klafft eine Wunde. 

,,Was hast du mit ihm gemacht?", rufe ich panisch, doch Garret fährt unbeirrt weiter. 

,,Dasselbe, das ich auch mit Brett gemacht habe. Wolfswurz. Er hat nur wenige Stunden. Wenn das Gift sein Herz erreicht, wird er sterben.", sagt er. Ängstlich drehe ich mich wieder zu Liam. Auch in seinen Augen steht die pure Angst geschrieben und schon wieder laufen mir Tränen über die Wangen. Vor wenigen Tagen hätte ich mich geschämt, wenn Liam mich so gesehen hätte, aber jetzt ist es mir egal. Ich will nicht noch jemanden verlieren. Auch wenn Liam so gemein zu mir war, würde ich nicht mit dem Gedanken leben können, dass er meinetwegen gestorben sei. Tief im inneren hoffe ich trotzdem immer noch, dass Liam etwas gutes im Herzen hat. 

Als wir dieses Mal stehen blieben, kann ich nichts außergewöhnliches erkennen. Garret zieht uns wieder einmal nach draußen. Liam ist mittlerweile so schwach, sodass er von Garret getragen wird. Da ich weiß, dass auch meine Beine vom ganzen Sitzen immer noch schwach sind, wage ich es nicht wegzulaufen. Bestürzt sehe ich zu wie Garret Liam an die Kante eines Brunnes setzt. 

,,Noch irgendwelche letzten Worte?", fragt er gehässig, bevor er Liam in die Tiefe wirft. Ein erstickter Schrei entweicht mir.

,,Es tut mir leid!", rufe ich, in der Hoffnung er würde es hören, als Garret mich davon schleift. Mit einem Mal ist mein Wille mich zu befreien weg. Ich will nicht, dass Liam und ich unausgesprochen auseinander gehen. Lustlos erschlafft mein Körper und ich falle auf den Boden. Ich tat so als könnte ich nicht mehr weiter laufen. Was zu 50% auch stimmt. 

,,Will die kleine Prinzessin noch getragen werden?", fragt Garret höhnend. Also zieht er mich wieder auf die Füße, sodass ich nun mit meinem Gewicht auf ihm lehne. Nach einigen Minuten, oder Sekunden (ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung) erreichen wir eine kleine Holzhütte. Wortlos schleift er mich auf ein altes Sofa und schaltet das Licht ein. 

Das wird ja immer besser. 

New Beta / Liam Dunbar ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt