Mit zitternden Händen und verweinten Augen sitze ich in unserem Familienwagen, während Scott Liam auf die Rücksitzbank verfrachtet. Als Liam so sitzt, sodass er nicht umfallen kann, setzt er sich auf den Beifahrersitz. Mit seinen braunen Augen sieht er mich an.
,,Er hätte dir etwas antun können.", sagt er sanft. Während weitere Tränen über meine Wangen laufen, schüttle ich energisch den Kopf.
,,Er hätte mir nicht einmal ein Haar gekrümmt! Seine Augen wurden wieder normal als er vor mir gestanden ist! Aber das ist jetzt egal.", sage ich verzweifelt und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Nach wenigen Sekunden höre ich wie die Autotür geöffnet wird und ich in kräftige Arme gezogen werde. Einige Minuten weine ich mich an Scott's Brust aus bis die letzten Tränen versiegen. Während er sich wieder hinsetzt und den Motor startet, denke ich nach. Insgeheim mache ich mir Sorgen um Liam, weiß aber, dass unsere Freundschaft beendet ist. Wenn er aufwacht, wird er wieder anfangen, mich zu beleidigen. Scott sieht mich fragend an, während er die Straße hinunter fährt.
,,Du hast Angst vor dem Jungen.", sagt er, was er wohl dank meines Herzschlages erkannt hat. Obwohl ich weiß, dass er merkt, wenn ich lüge, sage ich: ,,Nein. Das ist es nicht. Ich habe Angst um den Jungen." Glücklicherweise stimmt das auch Ansatzweise.
,,Wie ist er ins Krankenhaus gekommen?", frage ich nach einer Weile des Schweigens. Verlegen kratzt Scott sich am Kopf, blickt aber weiter auf die Straße. Mich beschleicht eine böse Vorahnung.
,,Es ist der Neuntklässler aus unserem Lacrosse-Team, der sich den Fuß verstaucht hat.", erklärt er. In meinem Bauch zieht sich alles zusammen.
,,Er geht auf unsere Schule!?", hauche ich und eine weitere Träne bahnt sich den Weg über meine Wange.
,,Ja. Aber so können wir ihn besser im Auge behalten.", sagt Scott. Stumm nicke ich und hoffe, dass er nicht weiter darauf eingeht. Angestrengt versuche ich meine Tränen zurückzuhalten. Wenn Liam auf unsere Schule geht, sind alle Versuche ihm aus dem Weg zu gehen, umsonst gewesen. Glücklicherweise sind wir bei Scott angekommen und bringen Liam nach oben.
,,Was sollen wir mit ihm machen?", frage ich.
,,Ich habe keine Ahnung. Ich werde Stiles anrufen."
Schnell gehe ich nach unten, unter dem Vorwand mir etwas zu trinken zu holen, da ich Liam's Anblick nicht mehr ertragen kann. An der Kücheninsel stütze ich meinen Kopf auf meine Arme, um nachzudenken. Was wird Liam tun, wenn er mich sieht? Er ist im Rudel, also kann ich ihm nicht aus dem Weg gehen. Und in der Schule? Er wird versuchen mich fertig zu machen. Er wird schnell Freunde finden, die mit ihm über mich lachen.
Wütend balle ich meine Hände zu Fäusten. Ich werde mich nicht von ihm runter ziehen lassen. Hinter mir steht ein ganzes Rudel, in dem leider auch er ist. Blind vor Zorn schlage ich mit der Faust auf die Platte.
Auf einmal taucht ein Bild in meinem Kopf auf:
Liam versucht an einer Steinwand hinaufzuklettern. Er ist nass von Kopf bis Fuß. Sein Shirt ist an einer Stelle mit einem Loch versehen worden. Anscheinend verspürt er große Schmerzen. Jetzt erkenne ich, dass er in einem Brunnen ist. Plötzlich schreit er auf und fällt wieder in den Brunnen. Vor lauter Wut schlägt er mit der Faust gegen die Wand.
Auf einmal verschwindet es und ich breche zusammen. Was war das? Völlig verwirrt stehe ich wieder auf und reibe meinen Kopf. Ich hätte nach Hause fahren sollen, als Scott es mir angeboten hat, doch ich wollte wissen was sie mit ihm machen werden. Auf einmal höre ich wie die Haustür aufgeht und sprinte in den Gang. Im Gang steht ein sehr verwirrter Stiles.
,,Wo ist er?", fragt er, doch als er mein Gesicht sieht wird sein Blick weich. Anscheinend sehe ich aus wie ein wandelnder Zombie. Zum Glück spricht er es nicht an, da ich nur noch ein einziges Nervenbündel bin.
,,Oben?", sage ich, wobei es eher wie eine Frage klingt.
,,Und tut was?", hakt er weiter nach.
,,Da liegt er.", sage ich einfallsreich.
,,Das sehe ich mir lieber selber an", lacht er und geht schnell nach oben. Mit einem Glas Wasser in der Hand folge ich ihm. Oben angekommen runzeln wir die Stirn.
,,Wo ist er, Scott?", frage ich misstrauisch.
,,Er ist aufgewacht und ich musste etwas tun.", antwortet er unbeholfen und deutet auf sein Badezimmer. Stiles reißt die Tür auf und zieht den Vorhang zur Seite. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Liam gefesselt in der Badewanne liegt und die Jungs bittend anfleht. Unbeeindruckt zieht Stiles den Vorhang wieder zu und die Jungs setzten sich auf das Bett.
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Liam's Sicht:
Mit dröhnendem Kopf wache ich auf und sehe mich verwirrt um. Es dauert einige Sekunden bis ich etwas Erkennen kann. Ich liege in einer Badewanne mit zugezogenem Vorhang. Verzweifelt versuche ich mich zu bewegen, doch kann es nicht. Ein Blick nach unten sagt mir, dass ich mit Klebeband umwickelt hier rein gelegt wurde. Auch auf meinem Mund befindet sich ein Streifen. Verzweifelt versuche ich mich zu befreien, höre aber auf als ich Stimmen im Nebenzimmer höre. Als ich versuche zu lauschen wird die Tür aufgerissen und der Vorhang beiseite geschoben. Zwei Jungen aus dem Lacrosse-Team stehen davor. Wie heißen sie nochmal? Ich weiß es nicht mehr. Was ist passiert? Krampfhaft versuche ich mich daran zu erinnern. Flehend sehe ich sie an, doch der Junge zieht den Vorhang wieder zu. Glücklicherweise lassen sie die Tür offen, sodass ich sie verstehen kann.
,,Du hast ihn gebissen?", fragt einer der Jungs, worauf ich schon wieder die Stirn runzle. Gebissen? Was soll das heißen?
,,Ja", antwortet der andere Junge.
,,Ihn gekidnappt?", fragt er, was wieder mit ja beantwortet wird. ,,Und hergebracht"
,,Ich hatte Panik!", antwortet der andere Junge wieder.
,,Wir vergraben aber jetzt nicht Teile seines Körpers, oder", fragt er und ich gebe ungesunde Geräusche von mir.
,,Stiles! Wir brauchen einen Plan!", ruft nun eine aufgelöste Mädchen stimme, die mir irgendwie bekannt vorkommt.
,,Ich habe eine Idee", sagt Stiles und kommt zum Badezimmer zurück. Mit Scott zur Hilfe hieven sie mich auf einen Stuhl und reißen das Klebeband runter. Etwas lassen sie gerade so da, sodass ich meine Arme nicht bewegen kann. Während Stiles mir erklärt, dass ich, wenn ich ruhig bleibe, dass Klebeband abbekomme, suche ich den Raum nach dem Mädchen ab, doch es ist verschwunden. Stiles reißt mir das Klebeband vom Mund und ich sehe ihn auffordernd an.
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New Beta / Liam Dunbar ff
FanfictionElena hat die Schule gewechselt. Von der Devenford Prep zur Beacon Hills High School. Der Grund: ganz einfach.Sie hat ihren besten Freund verloren.Jetzt zieht sie mit ihren Eltern nach Beacon Hills, um ein neues Leben zu starten. Doch am ersten Schu...