Kapitel 16

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Mit einem Schlag setzt die Welt für mich aus. Die Luft bleibt mir weg und meine Augen füllen sich mit Tränen. 

,,Sean?!", flüstere ich unbeholfen und Malia kommt auf mich zu und zieht mich in eine Umarmung.

,,Er lebt. Er liegt im Krankenhaus. Ihm geht es gut. Eine bestimmte Person konnte sich nur nicht gut genug ausdrücken.", flüstert sie mir ins Ohr und sieht Stiles böse an. Einige Zeit bleibe ich bei ihr in den Armen und einzelne Tränen verlassen meine Augen.

,,Du solltest nach Hause gehen.", sagt Jack liebevoll. Stumm nicke ich und schultere meinen Rucksack, der mir während der Umarmung hinuntergefallen ist. Schnell verabschiede ich mich von den anderen und haste die Straßen hinunter. 

 Zu Hause angekommen versuche ich erst etwas zu lesen, um mich abzulenken, was kläglich scheitert. Auch als ich  versuche etwas zu lernen, kann ich mich nicht konzentrieren. Kurzerhand greife ich zu meinem Handy und meine Finger schwebt schon über Sean's Kontakt. Dann kommt mir ein sinnvoller Gedanke. Wie würde ich mich fühlen, wenn meine Familie ausgelöscht wurde. Ich kann gar nicht daran denken. Kurzerhand laufe ich nach unten, ziehe mir schnell meine Schuhe und Jacke an und stürme nach draußen. Mit dem Autoschlüssel in der Hand bewege ich mich zur Garage hinzu. Zitternd starte ich den Motor und fahre auf die Straße hinaus. Ich versuche mich mit Musik abzulenken, was mir dann doch ein wenig gelingt. Am Krankenhaus angekommen laufe ich fast sofort in Melissa rein. 

,,Entschuldigen s- Elena? Wie geht's deinem Arm? Du siehst ganz blass aus.", sagt sie verwirrt.

,,Ich bin hier um Sean zu besuchen. Er ist ein guter Freund", sage ich atemlos. Obwohl ich Sean erst seit gestern kannte, war er mir schon ans Herz gewachsen, auch wenn er manchmal ziemlich nervig sein konnte. Schmunzelnd denke ich an seine Versuche mich vom Unterricht abzulenken, bis mir der Ernst der Sache wieder einfällt.

,,Das wird schwierig, Süße. Er wird von Polizisten bewacht." Verstehend und niedergeschlagen nicke ich. ,,Aber ich habe eine Idee. Es ist nicht erlaubt aber ich meine, dass ich schon viele Dinge die gegen das Gesetz verstoßen gemacht habe, sodass das nicht auffallen wird",sagt sie und zwinkert mir zu. Sie greift meinen Arm und zieht mich in einen Raum. 


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Unsicher streiche ich zum hundertsten Mal meine Kleidung glatt.  Meine Haare binde ich zu einem festen Pferdeschwanz zusammen. Zögernd sehe ich Melissa an. 

,,Du solltest deinen Kopf etwas gesenkt halten, damit dich andere Krankenschwestern nicht blöd ansehen, obwohl sie denken werden, dass du hier eine Art Praktikum machst.",sagt sie aufmunternd und reicht  mir ein Tablett mit Essen. Dankbar lächle ich sie an. Mit dem Tablett in den Händen gehe ich aus dem Abstellraum und gehe zügig zu Sean's Zimmer. Glücklicherweise fragt mich niemand wer ich bin und so gehe ich in den Gang in dem sein Zimmer liegt. 

Vor der Tür steht ein freundlich Aussehender Polizist, der mir freundlich die Tür aufhält. In seinem Zimmer vergewissere ich mich, dass die Tür geschlossen ist. Schnell stelle ich das Tablett auf den Neben Tisch und ziehe mir einen Stuhl an Sean's Bett. Erst jetzt kann ich ihn besser ansehen. Sein Gesicht ist unnatürlich blass, wo er doch so eine gebräunte Haut hat, und seine Wangenknochen sind eingefallen. Tränen fallen auf seine Bettdecke, die ich sofort wegwische. Ich weiß, dass ich nicht zu lange hierbleiben darf, da der Polizist sonst aufmerksam werden könnte. Kurzentschlossen greift meine Hand nach seiner, worauf ich stutze. Ein Verband war um sie gewickelt. Verwirrt runzle ich die Stirn. 

,,Was ist nur mit dir passiert?",flüstere ich und lasse seine Hand los. Als ich auf die Uhr sehe, merke ich, dass ich schon eine viertel Stunde hier bin und der Polizist langsam misstrauisch wird. Schnell wische ich mir die Tränen weg und versuche mit einem Lächeln hinauszugehen. Zum Glück sieht mich der Polizist nur verwirrt an, lässt mich aber weitergehen. Wieder im Abstellraum angekommen, setzte ich mich auf den Boden und fange an zu weinen. Nach einigen Minuten stehe ich entschlossen auf.

,,Du hilfst ihm auch nicht, wenn du hier weinst!", flüstere ich wütend. Auf einmal verspüre ich eine unbändige Wut gegenüber dem Mörder Sean's Familie. Während ich mit der Hand auf die Unschuldige Wand einschlage, sinkt mein Energie Schub. Kraftlos ziehe ich mir die Krankenschwester Kleidung aus und schlüpfe wieder in meine Jacke. Mit dem Gesicht nach unten gehe ich in den Gang hinaus. 

Schnell entscheide ich mich dazu in der Cafeteria etwas zu essen. Nach einem kurzen Anstehen gehe ich mit meinem Kaffee und einem Croissant auf einen etwas abgelegenen Tisch hinzu. Fast sofort versinke ich in Tagträumereien und schalte um mich herum aus. Nachdem ich etwa die Hälfte gegessen habe, wird der 2. Stuhl an meinem Tisch zurückgezogen, sodass ich mich heftig erschrecke. Eine ältere Frau um die 70 Jahre setzt sich mit einem Augenzwinkern neben mich und schlürft seelenruhig ihren Tee. Nach ein paar Minuten des Schweigens halte ich es nicht mehr aus.

,,Wer sind sie?", frage ich ruhig. Sie hebt die Hände und mir geht ein Licht auf.

,,Sie können nicht reden?", frage ich. Die Frau nickt kurz und kurzerhand ziehe ich einen Block und einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche. Erstaunt sieht sie mich an, bevor sie anfängt zu schreiben. Ihre Zitternde Hand gibt mir den Block wieder zurück und ich lese was darauf steht.

,,Schön sie kennenzulernen, Rose. Ich bin Elena. ", sage ich und reiche ihr höflich die Hand. Entschlossen nimmt sie wieder den Block und schreibt eifrig darauf los. Als ich die Frage lese, rollt ungewollt eine Träne die Wange hinunter. ,Was bedrückt dich?' hat sie auf den Zettel geschrieben. 

So erzähle ich ihr alles über Liam und, dass Sean im Krankenhaus liegt. Die Werwolf Sache lasse ich weg. Als ich geendet habe sieht sie mich wissend an. Verwirrt runzle ich die Stirn, worauf sie den Block in die Hand nimmt. Als ich den Block nehme, steht Rose auf, nimmt ihren Tee und geht seelenruhig aus der Cafeteria. Während ich den Satz lese, werden meine Gedanken nur noch mehr in Verwirrung gebracht. Was weiß Rose was ich nicht weiß? Hat es doch etwas mit Sean zu tun? Seufzend stecke ich den Block wieder in die Tasche und stelle meinen Teller in eine Ablage. Während ich nach draußen gehe, wiederhole ich immer wieder ihren Satz.

,,Du hast eine besondere Gabe"

New Beta / Liam Dunbar ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt