Liam's Sicht:
Als ich heute morgen aufgewacht bin, hat alles in meinem Körper weh getan. Ich musste eine halbe Stunde auf dieser Liege liegen, bis Deaton mich durchgecheckt hatte. Während ich mich umzog, hatte Stiles mir alles von gestern erzählt, weil ich da ja noch bewusstlos war. Als ich aber hörte, dass Elena auch zum Wolf werden würde, musste ich mich hinsetzten, um das zuverarbeiten.
Obwohl es hier langweilig war, war ich froh, dass ich wieder alleine war. Ich musste nachdenken. Nachdenken was ich nun tun muss. Schon seit einer geschlagenen Stunde liege ich hier mit offenen Augen, aber mir fällt nichts ein, wie ich Elena dazu bringen konnte, mir zuzuhören. Auf einmal reißt mich ein Klopfen aus meinen Gedanken und ich wende meinen Kopf erschrocken der Person zu. Geschockt sehe ich zu Elena, welche nervös auf der Stelle geht. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Noch immer mit gesenktem Kopf kommt sie mir näher, bis sie schließlich nur noch einen Meter vor mir steht. Auch ich mache einige Schritte auf sie zu, bis ich schließlich nahe vor ihr stehe. Zum Glück schubst sie mich nicht weg.
Auf einmal hebt sie ihren Kopf mit einer undurchdringlichen Miene. Doch das was mich am meisten erschreckt ist: In ihren Augen Glitzern Tränen. Ohne Nachzudenken will ich meine Arme um sie heben, als ich zurückzucke. Will sie das überhaupt? Mit einem Schluchzer drückt sich Elena gegen mich und schlingt ihre Arme um meine Brust. Ohne zu Zögern erwidere ich die Umarmung. Plötzlich geben ihre Füße nach, sodass wir beide zu Boden sinken. Immer noch fest umschlungen weint sie in mein T-Shirt und auch mir laufen die Tränen hinunter. Ich weiß, dass Elena nicht vor vielen Leuten weint. Somit fühle ich mich noch geehrter. Erleichtert ziehe ich den wohligen Geruch ihrer Haare ein. Sie hat mir so sehr gefehlt. Obwohl ich weiß, dass sie mir noch nicht ganz verziehen hat, füllt sich in meinem Körper ein Loch. Ein Loch, das nur von ihr ausgefüllt werden kann. Ein Loch, das ich mir selbst zuzuschreiben habe. Auf einmal drückt sie mich wieder weg und rutscht ein paar Zentimeter zurück, sodass wir nun voreinander sitzen. Obwohl sie mich nur kurz umarmt hat, fühlte sich mein Körper kalt an, als sie mich wieder verlassen hatte.
,,Ich habe dich vermisst.", fange ich ernst an, als sie nach einigen Momenten noch nicht angefangen hatte, zu reden. Auch sie nickt lächelnd, während sie sich eine letzte Träne von der Wange wischt. Bewundernd sehe ich sie an. In den letzten Jahren ist sie schöner geworden. Ihre langen dunklen Haare und ihre wachsamen aber immer noch freundlichen Augen. Ihre Haltung ist selbstsicherer.
,,Ich auch, Liam. Weißt du, ich bin gekommen, weil ich wissen will wieso unsere Freundschaft so enden musste. Was ist passiert? Als ich gestern von Garret weggezogen wurde, wurde mir bewusst, dass das vielleicht der letzte Moment gewesen sein könnte an dem ich dich gesehen hätte. Die letzte Chance, um zu erfahren was genau passiert ist." Erschrocken von ihren Worten sehe ich sie an, doch sie fährt unbeirrt weiter ,,Ich spüre, dass wir alle in Gefahr schweben und das bald etwas schlimmes passieren wird. Also bitte Liam: Sag es mir.", erzählt sie weiter, doch dieses Mal ohne Grinsen und mit ernster Stimme.
Nervös sehe ich zu Boden, bevor ich anfange ,,Alles begann als ich mit einem Jungen eine Schlägerei hatte, sodass wir beide verletzt auseinander gingen. Schon damals spürte ich, dass ich viel zu oft und schnell wütend wurde. Also brachte Mom mich zu einem Psychologen. Dort wurde ich untersucht und es wurde festgestellt, dass ich ein I.K.S. habe. Das bedeutet eine 'Impuls-Kontroll-Störung'. Zu Hause drosch ich so hart gegen meinen Boxsack ein, als könnte man mich nicht mehr halten. Ich hatte Angst. Angst vor mir selbst. Auch in den Augen meiner Mutter konnte ich manchmal sehen, dass sie Angst vor mir hatte. Ich wollte kein solches Leben führen. Ich wollte dich nicht verletzten. Deshalb habe ich mich von dir abgeschottet. Es tut mir leid. Alles was ich je getan habe."
Während ich zu Ende sprach, traten wieder Tränen in ihre Augen. Ich wusste, dass sie mir glaubte. Dieses Mal machte sie sich aber keine Mühen, um diese wegzuwischen, sondern nahm meine Hand.
,,Aber wieso die ganzen Beleidigungen?", fragt sie flüsternd.
,,Ich wusste, du würdest unsere Freundschaft nicht einfach aufgeben. Mir war klar, dass du alles versuchen würdest, um wieder den alten Liam zu bekommen. Also fing ich an, dich zu beleidigen. Ich wollte dich auf Abstand halten. Ich wollte nicht, dass du den verletzten, schwachen Liam siehst, der seine Wut Probleme nicht in den Griff bekam. Jedes Mal, wenn ich etwas böses zu dir gesagt habe und ich sah wie verletzt du warst, hätte ich am liebsten alles stehen und liegen gelassen, um dich in meine Arme zu nehmen." , erzähle ich wütend auf mich selbst. Ich hatte gar nicht gemerkt wie ich meine Hände zu Fäusten geballt habe. Erst als Elena wieder ihre Hand auf meine lag, begann ich mich zu beruhigen. Entschlossen sieht sie mich an.
,,Das war nicht schwach von dir. Danke.", antwortet sie. Kopf schüttelnd will ich zu einer Antwort ansetzten, doch sie bringt mich mit einem Blick zum Schweigen. Wie zur Hölle hatte dieses Mädchen eine so verdammt hohe Autorität?
,,Ich bedanke mich bei dir, weil ich nun endlich deine Sicht kenne. Und weil du mich beschützen wolltest. Aber ehrlich, Liam. Wir hätten uns so viel Ärger ersparen können, wenn du mir die Wahrheit gesagt hättest!", lacht sie fröhlich, worauf ich mich verlegen am Kopf kratze. Wie wäre das alles ausgegangen, wenn ich ihr einfach die Wahrheit gesagt hätte.
,,Nein. Es war gut so. Sonst würdest du nicht hier in Beacon Hills wohnen. Sonst wärst du nicht mit Brett und Jason befreundet. Sonst hättest du das Rudel nicht kennengelernt. Und ich kann wetten: Sonst wären Blake, Jack und du euch nie so nahe gekommen.", zähle ich auf, worauf sie nachdenklich auf die Wand hinter uns starrt.
,,Eine Frage: Wie willst du Jack, Blake und Brett dazu bekommen dir diese Geschichte zu glauben?", fragt sie lachend.
,,Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich glaube ich lasse mir etwas einfallen.", antworte ich verlegen. Auf einmal schließt sie mich in eine feste Umarmung, welche ich erfreut erwidere.
,,Wieder Freunde?", frage ich nervös.
,,Ja. Aber ich kann nicht sofort wieder so tun, als ob nichts geschehen wäre."
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New Beta / Liam Dunbar ff
FanfictionElena hat die Schule gewechselt. Von der Devenford Prep zur Beacon Hills High School. Der Grund: ganz einfach.Sie hat ihren besten Freund verloren.Jetzt zieht sie mit ihren Eltern nach Beacon Hills, um ein neues Leben zu starten. Doch am ersten Schu...