Kapitel 17

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Immer und immer wieder wiederhole ich den Satz wie in Trance. Was hat das zu bedeuten? Wieso sagen das alle? Erst Kate, dann Rose. Okay, dass sind nicht alle aber schon ein Anfang. Grübelnd schlendere ich die Gänge entlang. In Gedanken versunken wäre ich fast gegen die nächste Wand gelaufen, wenn mich Melissa nicht gestoppt hätte.

,,Mensch Elena! Ich weiß ja, dass du vieles durchmachen musstest, aber bitte konzentriere dich.", sagt sie bestimmend und nimmt mich kurzerhand in den Arm. Obwohl wir uns noch nicht lange kennen gelernt haben, würde ich ihr ohne zu zögern mein Leben anvertrauen. Während ich in ihren Armen weile, höre ich wie sie den vorbeigehenden Krankenschwestern sagt, dass sie mein Seelsorger ist und deshalb gerade nicht weiter kann. Nach einer weile löse ich mich von ihr.

,,Danke Melissa!", flüstere ich, worauf sie nickt.

,,Ist schon gut. Ich muss dann aber auch weiter arbeiten.", verabschiedet sie sich und verschwindet hinter der nächsten Ecke. Während ich weiter gehe, summe ich leise eine Melodie meiner Lieblings band, um mich abzulenken, doch weit komme ich nicht, da ich Scott und Stiles an der Rezeption stehen sehe. Verwirrt gehe ich zu ihnen. Vor ihnen bleibe ich stehen und verschränke die Arme.

,,Was macht ihr denn hier?", frage ich gerade heraus, worauf Stiles sich heftig erschrickt. Scott muss mich offenbar gehört haben. 

,,Dasselbe könnten wir dich fragen.", erwidert Stiles, nachdem er sich beruhigt hat.

,,Ich habe Sean besucht. Ihr?", frage ich, worauf sich beide verlegen am Hinterkopf kratzen.

,,Ich muss los. Ich-äh-wollte noch mit Malia lernen.", sagt Stiles und ,macht sich aus dem Staub.

,,Was habt ihr angestellt?", frage ich mahnend mit hochgezogener Augenbraue. 

,,Ein Neuntklässler hat sich den Fuß verstaucht, als wir Lacrosse gespielt haben.", sagt Scott reuevoll. Tröstend lege ich eine Hand auf seine Schulter.

,,Du wolltest es ja nicht. Er kann froh sein überhaupt noch ein Bein zu haben.", lache ich, worauf ich Scott auch ein Grinsen entlocken kann.,,Erzähl mir was passiert ist.",fordere ich. Nach Fünf Minuten hat Scott fertig erzählt. Verstehend nicke ich und sehe auf den Boden. Nach ein paar Minuten des Schweigens erzähle ich, wie Melissa mir geholfen hat mich in Sean's Zimmer zu schmuggeln, worauf er auch wieder Lachen kann. Wir albern noch ein bisschen rum, bis Scott einen Anruf bekommt. 

,,Lydia?", fragt er und hebt ab. Die aufgebrachte Stimme Lydia's kommt aus dem Lautsprecher. 

,,Scott! Ich konnte vorher nicht anrufen. Der Polizist war noch hier."

,,Lydia! Was ist los?", fragt er eindringlich. Langsam werde ich panisch. Lydias panische Stimme jagt mir Angst ein.

,,Finde Sean Walcott!", ruft sie, bevor sie auflegt. Mein Herz schlägt mir bis zur Brust. Entschlossen sieht Scott mich an. 

,,Du bleibst hier. Ich finde Sean.", sagt er und läuft los.

,,Was ist mit ihm?", rufe ich besorgt hinterher, doch Scott ist schon hinter der nächsten Ecke verschwunden. Genervt stampfe ich auf den Boden. 

,,Du bleibst hier", äffe ich Scott nach und werde währenddessen etwas blöd von Besuchern angesehen, doch das kümmert mich nicht, ,,Ich kann auf mich selbst aufpassen. Du bist nicht mein Alpha." Später stellt sich jedoch heraus, dass Scott sehr wohl mein Alpha ist und ich auf ihn hätte hören sollen. Doch dazu kommen wir später.

Genervt stampfe ich auf den Boden und mache mich auf den Weg zu Sean's Zimmer. Ich nehme einen anderen Weg zu dem Zimmer, da Scott den kürzeren genommen hat und ich ihm nicht begegnen will. Schnell jogge ich schon fast in seine Richtung, als ich von einem lauten Geräusch gestoppt werde. Um Scott und Sean besorgt will ich schon um die nächste Ecke rennen, werde aber von jemanden unterbrochen. 

,,Hey! Hat das noch jemand gehört?", ruft jemand in den menschenleeren Gang hinein. Irgendwo her kommt mir diese Stimme bekannt vor, doch ich stehe so unter Adrenalin, sodass mein Gehirn keinen klaren Gedanken fassen kann. Die Person, ich nehme an es ist ein Junge in meinem Alter, stöhnt schmerzvoll auf. Ich will ihm helfen, werde aber von einem bestialischen Brüllen unterbrochen. Ich höre, wie der Junge schmerzvoll zu Boden gerungen wird und von dem Wesen verschleppt wird. Da ich nicht will, dass es mich entdeckt, benutze ich mein Handy als Spiegel. Als ich erkenne was oder eher gesagt wer das Monster ist, wäre mir fast das Handy aus der Hand gefallen. Ich erkenne nur seinen Rücken, aber ich weiß sofort, dass es Sean ist.

Er schleppt den mittlerweile bewusstlosen Jungen um die Ecke und verschwindet. Wissend, dass ich außer Gefahr bin, lasse ich mein Handy fallen und renne ihm hinterher. Mitten im Gang bleibe ich stehen und keuche auf. Auf dem Boden ist eine Blutspur und mir wird schwindelig. Was macht er mit dem Jungen? Was ist mit Sean? Zögernd gehe ich die Treppe weiter zum Dach hinauf, da ich dort Geräusche hören kann. Als ich an der Tür stehen bleibe, kann ich hören, wie Scott sich mit einem Brüllen zum Alpha verwandelt. Langsam breitet sich Panik in mir aus und meine Angst um Scott wächst. Eine Weile verharre ich in dieser Position bis ich einen verzweifelten Hilferuf höre. Die Stimme würde ich dem Jungen zuordnen. Ich stoße die Tür auf und laufe zu den Geräuschen . Doch dann sehe wie Sean Scott angreifen will, aber Scott geht in Deckung und rennt zu dem Jungen hin, der sich mit beiden Händen an der Dachkante festhält. Wie paralysiert sehe ich zu wie Sean zu Scott rennt und ihn an den Armen fasst, sodass er den Jungen nicht mehr festhalten kann. Ich habe keine Idee wie ich ihm helfen soll. Erst als ich höre wie der Junge einen Schmerzensschrei loslässt kommt wieder Energie in meinen Körper. Mit den Augen suche ich nach einer brauchbaren Lösung. Stiles anrufen?

Nein. Er würde nicht schnell genug sein. Wegrennen? Das wäre feige. Sean mit einem Metallrohr abwerfen? Nicht gerade das was Blake tun würde, aber jetzt schaltet mein Kopf auf Durchzug.

Mit zitternden Händen greife ich zu dem herunter gebrochenem Metallrohr und werfe es mit aller Kraft auf Sean, der gerade mit dem Rücken zu mir steht. Als er sich zu mir umdreht, natürlich langsam, um es wie in den Filmen zu machen, damit die Personen noch mehr Angst bekommen, sehe ich, dass seine Augen nicht mehr blau sondern weiß leuchten. Unwillkürlich weiche ich ein Stück zurück, mahne mich aber selber stehen zu bleiben. Mit einem einzigen Sprung steht Sean vor mir, nur einen Meter von mir entfernt, und sieht mich mit seinen Augen emotionslos an. Auf einmal verwandeln sich seine Augen wieder zurück in seine blauen und sein Blick wird weicher. Ich bringe kein einziges Wort heraus. Entschuldigend sieht er mich an. 

,, Ich wollte nie ein Wendigo sein. Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich das ich dich unbedingt wollte. Aber es wäre zu gefährlich gewesen.", fängt er an und nimmt meine Hände, ,,Vergiss nur eins nicht, bevor ich geh-". Ich frage mich wieso er nicht weiterredet, doch dann bricht er in meinen Armen zusammen. Meine Augen reißen erschrocken auf. Eine Axt steckt in seinem Rücken und seine Atmung verlangsamt sich. 

,,Sean!", schreie ich hysterisch. Verzweifelt rüttle ich an seinen Armen in der Hoffnung er würde etwas sagen. Doch leider wird sie zerschlagen, da ich nichts von ihm höre. Tränen laufen meine Wange hinunter, als ich verzweifelt seinen Namen schreie. Weinend lehne ich meinen Kopf an seine Schulter. Nach einer Weile spüre ich wie jemand Sean aus meinen Armen zieht. Durch den Tränenschleier kann ich nicht erkennen wer es ist, doch ich vermute stark es ist Scott. Als er nachdem er Sean behutsam auf den Boden gelegt hat, und mich in seine Arme zieht, bin ich mir sicher es ist Scott. Beruhigend streicht er über meinen Rücken. Nach einigen Minuten ziehe ich mich aus der Umarmung.

,,Lass uns nicht darüber reden", schluchze ich, ,,Was ist mit dem Jungen?" 

,,Er liegt dort hinten. Er ist bewusstlos.", sagt er und kratzt sich verlegen am Hinterkopf, ,,Ich habe ihn gebissen!"

,,WAS?", rufe ich entsetzt und renne zu dem Jungen hin, der auf dem Bauch liegt. Bedacht darauf nicht zu Sean zu sehen, knie ich mich neben ihn. Mich beschleicht eine böse Vorahnung. Diese Haare und der Körper kommen mir so bekannt vor. Als ich den Jungen umdrehe, falle ich vor Schreck nach hinten und keuche auf. 

Vor meinen Augen liegt die bewusstlose Gestalt Liam's.  

New Beta / Liam Dunbar ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt