Kapitel 29

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Ohne etwas zu sagen ziehen mich meine Brüder ins Wohnzimmer und setzen mich auf die Couch. Dann stellen sie sich wieder mit verschränkten Armen vor mich hin, weshalb ich nur die Augen verdrehen kann.

,,Wo zur Hölle warst du? Du warst Stunden weg! Und dein Fahrrad auch!", fragt Jack. Mein Gehirn arbeitet wie verrückt, um eine passende Ausrede zu finden.

,,Ich hab doch gesagt, dass ich einen Spaziergang machen werde.", versuche ich mich recht zufertigen. 

,,Wir wissen alle, dass du keine stundenlange Spaziergänge machst.", meldet sich nun Blake. 

,,Aber wenn ich es euch sage: Ich bin nach draußen gegangen und habe mich in den Park gesessen. Dann habe ich gelesen und die Zeit vergessen.", sage ich schnell, worauf mein jüngerer Bruder nur eine Augenbraue hochzieht.

,,Und wo war dann dein Buch?", fragt Blake weiter. Okay. Die Ausrede war nicht gerade gut durchdacht gewesen. Stöhnend lasse ich mich in die Kissen fallen, da ich weiß, dass die beiden gewonnen haben, doch sage nichts. 

,,Wir haben uns Sorgen gemacht. Es hätte sein können, dass sie dich auch noch jagen.", sagt nun Blake gefühlvoll. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, der Junge ist schwanger, bei diesen Stimmungsschwankungen. Eigentlich kann ich sie verstehen,aber ich stehe ja noch nicht auf der Liste. Ich hasse es, meinen Brüdern etwas zu verschweigen. Noch dazu etwas so wichtiges. Plötzlich kommt wieder Panik auf. Sie haben schon Sean getötet. Einen weiteren Tod kann ich nicht verkraften. Schon gar nicht der von meinem Bruder. 

,,Vielleicht jagen sie mich auch! Ja! Aber ihr steht auf der Liste! Nicht ich! Ich habe schon einen Freund verloren. Was passiert wenn Lydia, Scott oder sogar du Jack angegriffen werdet?", flüstere ich, während ich versuche meine Angst zu unterdrücken. Bevor meine Brüder etwas antworten können, verschwinde ich schnell nach oben, um meine Tränen zu verstecken. In meinem Zimmer, lege ich mich auf mein Bett und lasse meinen Tränen freien Lauf.

Mir war nicht aufgefallen wie sehr mich Seans Tod beeinflusst oder wie sehr ich Angst davor habe, die anderen zu verlieren. Auch habe ich Angst davor, selbst zu sterben. Als meine Tränen einigermaßen versiegt sind, höre ich wie die Tür aufgemacht wird, doch bewege mich nicht. Ich spüre wie die Matratze nach unten sinkt. Sanft streicht die Person mir die Haare aus dem Gesicht und ich kann Jack erkennen, welcher mich mit einem traurigem Blick ansieht. Wortlos nimmt er mich in die Arme und ich kann spüren wie er weint. Gerührt von seiner Offenheit bin ich nun die, welche versucht den anderen zu beruhigen.                                                                                    

Auf einmal komme ich mir selbstsüchtig vor. Mein Bruder hat sein ganzes Rudel verloren. Auch er könnte es nicht ertragen seine neuen Freunde zu verlieren. Als er sich von mir löst, fallen mir seine Augenringe auf. Besorgt fahre ich über seine Wange.

,,Was habt ihr jetzt vor?", frage ich.

,,Wir haben bisher nur 1/3 von der Liste. Deswegen fährt Lydia gerade zu ihrem Wassergrundstück und versucht die anderen Schlüssel zu finden. Währenddessen versuchen wir einen Plan zu finden, um das Lacrosse Spiel abzubrechen.", erzählt er.

,,Wieso wollt ihr, dass es abgebrochen wird?",frage ich verwirrt.

,,Wir vermuten, dass der Auftragsmörder, der schon Demarco getötet hat, in unserem Lacrosse Team ist und einen Werwolf auf dem Feld verletzten will.", sagt er. 

,,Was passiert, wenn ihr das Spiel nicht absagen lassen könnt?"

,,Dann müssen wir spielen." 

,,Und wenn Liam die Kontrolle verliert?", frage ich vorsichtig. Fast sofort kann ich sehen, wie Jack seine Hände zu Fäusten ballt.

,,Ich vertraue ihm noch immer nicht.Aber wir können versuchen, den Coach zu überzeugen, ihn nicht spielen zu lassen." 

,,Ich verstehe aber nicht, wie er euch unbemerkt töten will. Ich meine, wenn auf einmal eine Leiche auf dem Feld liegt, wäre das unklug."

,,Du hast recht. Aber wir sollten uns nicht den Kopf zerbrechen, Elena.", erwidert Jack.

,,Das heißt, du hast eine 25% Chance getroffen zu werden.", sage ich mit sarkastischem Lachen. Aus unerklärlichen Gründen fängt er jetzt an zu grinsen, worauf ich verwirrt eine Augenbraue hebe.

,,Was ist los? Dieser Blick heißt nichts gutes."

,,Ich habe statt 25% nur eine 20% Chance.", verrät er. Diesmal bin ich es, die eine Augenbraue hochzieht. 

,,Soll das heißen, dass noch ein Werwolf spielt?",frage ich ungläubig. Grinsend nickt mein Bruder. 

,,Du hast keine Ahnung wer unser Gegner ist, oder?", lacht er, ,,es ist, Elena, unsere liebe alte Privatschule die Devenford Prep!" 

,,Brett!?", rufe ich erfreut. Wir haben uns seit 3 Monaten nicht mehr gesehen und ich habe meinen besten Freund schon vermisst. 

,,Aber er könnte auch verletzt werden oder? Und was wird dann aus Liam? Ich meine die anderen werden ihn dafür hassen, dass er das Auto geschrottet hat."

,,Lass uns darüber mal keine Sorgen machen. Ich muss dann wieder los.", sagt er und verlässt das Zimmer. Verwirrt sehe ich ihm nach, da er normalerweise nicht so schnell weg muss. Als ich gerade nach unten gehen wollte, fällt mir auf, dass es schon dämmert. Erschrocken gehe ich die Treppe hinunter und sehe wie meine Eltern hineinkommen. Es ist das erste Mal seit langem, dass beide zu Hause sind. Da wir alle noch nichts gegessen haben, kocht mein Vater etwas, während Mom uns am Küchentisch Geschichten über uns als Kinder erzählt. Besonders die Zwillinge sind begierig darauf sie zu hören, auch wenn Mom sie immer und immer wieder erzählt. 

Nach dem Essen verziehen sich meine Geschwister und Dad ins Wohnzimmer, sodass nur noch Mom und ich in der Küche stehen und das Geschirr wegräumen. Auf einmal fällt mir ein, dass ich etwas über die Verbindung zwischen der Janson und der Hale Familie herausfinden wollte. Grübelnd stelle ich die Gläser in den Schrank. Mein Vater hat vier Geschwister und mann kann ihnen schlecht vorwerfen, dass sie nicht miteinander verwandt wären, da sie sich ziemlich ähnlich sehen. Also kann nur Mom mit den Hales verwandt sein. Aber wie kann das sein? Sie hatte feuerrote Haare und grüne Augen. Derek hat schwarze Haare und blaue Augen, da Talia auch so aussah. Gerade als Mom aus der Küche gehen will, halte ich sie am Arm fest.

,,Elena? Was ist los?", fragt sie. In ihren Augen kann ich etwas Angst erkennen, als ob sie etwas ahnte. Bestimmt schiebe ich sie zum Tisch, worauf ich mich dann neben sie setze.  Bemüht unschuldig stütze ich meinen Kopf auf meinem Handrücken und sehe sie neugierig an.

,,Erzähle mir doch bitte etwas über deine Familie."

New Beta / Liam Dunbar ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt