Kapitel 47

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Schon seit Stunden warten wir darauf, dass unsere Eltern nach Hause kommen. Vergeblich. Auch Mom's Nachrichten, in denen sie schreibt, dass sie sicher bald nach Hause kommen, sind keine große Hilfe. Lydia ist dabei etwas aussagekräftiger. Per Telefon hält sie uns auf dem Laufenden, da sie praktisch vor der Schule neben Mr. Stilinski steht und auch viel mehr über das Übernatürliche erfährt. Während Blake also meine beste Freundin mit Fragen durchlöchert, versuche ich mich mit den Zwillingen zu beschäftigen. Da Brett ca. eine Stunde nachdem Mom und Dad gefahren sind, auf einmal vor der Tür stand, da er auch die Nachrichten gesehen hatte, spielen diese sorglos mit ihm. Auch Brett ist hocherfreut mehr mit den Zwillingen zu machen. Die beiden sehen ihn schon als einen großen Bruder. Grinsend betrachte ich die drei. Von Brett's Anschlag ist nichts mehr zu erkennen. 

Logischerweise. Werwölfe können sich nämlich selbst heilen!

Dankeschön! Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen. Stirnrunzelnd betrachte ich die blauen Spuren auf meinen Armen, welche von meiner 'Entführung' übrig geblieben waren. Sie waren zwar schnell verheilt (längst nicht so schnell wie bei einem Werwolf), aber sie sind verheilt. Doch es sind immer noch leichte Spuren zu sehen. Irgendwie beruhigt mich das. Ich bin immer noch menschlich. Die Vorstellung, dass Schnitte oder Prellungen sofort verheilen würden, bringt mich durcheinander. Ich selbst brauche Verletzungen. Zwar keine Großen. Aber ein kleiner Schnitt beim Kochen oder ein blauer Fleck vom Lacrosse spielen, würde mir genügen. Nachdenklich betrachte ich die feinen Narben auf meinen Armen. Die, die von meiner Kindheit stammen. Zu jeder gibt es eine Geschichte. Werden diese auch verheilen? 

Durch eine Türklingel werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ohne auf die anderen zu warten, stürme ich zur Tür und reiße diese auf. Davor stehen meine gestressten Eltern. Dahintersteht ein verschmitzt grinsender und dreckiger Jack. 

,,Wir haben die Schlüssel vergessen.", sagt er mit einem schiefen Grinsen. 

Nach einer Gruppenumarmung sitzen wir im Wohnzimmer, während Jack alles erzählt.

,,Du willst uns also weismachen, dass jemand alle übernatürlichen Wesen, die den Test schreiben wollten, 'vergiftet' hat und ihr durch einen Pilz gerettet worden seid?", fragt Mom ungläubig. Doch mein Bruder nickt emotionslos. Auf einmal richtet er sich gerade auf, und sieht Mom direkt in die Augen.

,,Dein Bruder ist Peter Hale, oder?", fragt er, als ob er die Antwort schon wüsste. 

,,Ja?", antwortet Mom traurig, ,,Ich habe ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Wisst ihr wie man ihn erreichen kann? Ich dachte er, Derek und Cora wären im Feuer gestorben." Tränen treten ihr in die Augen, worauf Dad sie liebevoll in den Arm nimmt. Doch Jack steht nachdenklich auf und geht nach oben. Wütend folge ich ihm. Kurz vor seinem Zimmer bleibt er stehen, um auf mich zu warten. Bemüht fest packe ich ihn am Arm und drehe ihn zu mir um. 

,,Was sollte das gerade eben?", fauche ich, worauf mein Bruder zusammenzuckt,, du weißt ganz genau, dass sie gerade eine schwere Zeit durchmacht. Erst erfährt sie, dass zwei ihrer Kinder beinahe gestorben wären. Dann findet sie heraus, dass ihre Familie noch lebt. Wieso?" 

Wortlos drückt Jack mir einen Zettel in die Hand und verschwindet dann in seinem Zimmer. Wütend beschimpfe ich ihn. Wohl wissend, dass er mich hört. Dann gehe ich schnell in mein Zimmer, und lasse mich auf mein Bett fallen. Neugierig glätte ich den Zettel, den mir mein Bruder gerade gegeben hatte und stocke. Sie haben den letzten Teil der Todesliste geknackt! Das ist perfekt! 

Liam Dunbar 3

Malia Hale 4 

Und was zur Hölle soll daran auffallen? Sonst kenne ich keinen auf der Liste. Verwirrt betrachte ich mein Spiegelbild am Fenster, welches jetzt, da es dunkel ist, gut erkennbar ist. Ich sehe Derek in manchen Sachen wirklich ähnlich. Ob ich Peter auch noch kennen lernen werde? Wahrscheinlich. Obwohl ich nicht wirklich viel Gutes über ihn gehört habe. 

Warte. 

Peter Hale

Geschockt starre ich den Zettel in meiner Hand an.

Malia Hale 4 

Malia ist Peter's Tochter! Peter ist Mom's Bruder! Ach du heilige Mutter Gottes! Malia ist meine Cousine! Wie ein aufgescheuchtes Huhn renne ich in meinem Zimmer auf und ab, während ich versuche mich zu konzentrieren. Um Himmels Willen! Ich muss sie anrufen! Doch ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es eindeutig zu spät ist, um sie zu wecken. Noch dazu hat sie heute schon so viel durchgemacht. Da will ich sie nicht auch noch stören. 

Gerade will mich wieder auf mein Bett fallen lassen, als im Nachbarhaus ein Licht angeschaltet wird. Keine 10 Meter entfernt steht Stiles mit dem Rücken zu mir vor seiner Tafel (?). Wahrscheinlich kann er nicht schlafen. Verständlich. Sie haben es gewusst. Und sie haben es uns auch verheimlicht. Natürlich wäre es besser gewesen, wenn sie sofort mit der Wahrheit heraus gerückt hätten, aber ich kann sie auch verstehen. Aber ich kann auch Malia's und Jack's Reaktionen verstehen. Seufzend öffne ich meine Balkontür und ein Schwall kalter Luft kommt mir entgegen. Wie ein Ninja versuche ich in meinem Schlafanzug über das Dach zu klettern. Nur leider sieht es wahrscheinlich nicht so aus, wie ich hoffe. Stiles kann sich glücklich sprechen, wenn ich nur wegen ihm darüber klettere. So wie ich mich kenne, werde ich ausrutschen und mir das Genick brechen. 

Erst als ich mit einem dumpfen Krachen auf seinem Dach lande, bemerkt er mich. Vom Krachen erschrocken dreht er sich nämlich so heftig um, sodass er mit der Hüfte gegen seinen Schreibtisch knallt und sich diese vor Schmerz hält. Bemüht mein Lachen zu unterdrücken, klettere ich durch sein Fenster und lasse mich außer Atem auf den Boden fallen. 

,,Willst du Äffchen spielen oder was sollte diese Aktion gerade?", lacht Stiles gefaked. Mit hochgezogener Augenbraue und verschränkten Armen sehe ich ihn an. Seufzend lässt er sich wieder auf sein Bett fallen und fährt sich durch seine dunklen Haare. 

,,Sie hasst mich.", sagt er leise. Wir wissen beide, dass er von Malia spricht. Auch ich setzte mich an seine Bettkante. 

,,Sie ist einfach nur überfordert mit der Situation. Sie hasst dich nicht.", versuche ich ihn zu trösten. Für ein paar Momente ist es still. 

,,Wieso hasst du uns nicht? Ich meine: Wir haben die ganze Zeit gewusst, dass Malia Peters Tochter ist und somit auch eure Cousine. Wieso?", fragt er verwirrt. Ich muss nicht lange überlegen, was ich antworte.

,,In einer Zeit voller Auftragskiller und Gefahren, Liam, einem beschützerischem Bruder, und was weiß ich noch alles, bleibt kein Raum für Hass. Ich will euch nicht hassen. Ich kann euch nicht einmal lange böse sein. Scott und du: Ihr hattet sicher eure Gründe. Und ich vertraue euch. Noch dazu: Wenn das Rudel auseinander reißt, wie sollen wir den Auftragskiller stoppen?", antworte ich. Während ich geredet habe, habe ich Stiles nicht in die Augen gesehen. Jetzt zieht er mich in eine feste Umarmung, welche ich verwirrt erwidere. 

,,Danke. Ich hatte nie Geschwister oder Cousinen. Bei dir habe ich das Gefühl, dass du meine kleine Schwester wärst. Deswegen Danke"

New Beta / Liam Dunbar ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt