Unverhofft kommt oft

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„Pass auf dich auf, hörst du.", sagte mein Vater.
Während meine Mutter nur ein, „Mein kleines Kind ist so erwachsen geworden.", herausbrachte. „Ach und vergiss mich nicht anzurufen wenn du angekommen bist.", schrie sie mir noch hinterher.
Was ich nur mit einem, „Ja werde ich Mum.", quittierte.
„Endlich zuhause.", seufzte ich, als ich die Tür zu meinem Haus aufschloss.
Es war nicht besonders groß, dennoch liebte ich es. Mein Haus. Es war mir einfach nach all den Jahren, in denen ich hier schon lebte richtig ans Herz gewachsen.
Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen und  zuerst einmal meine Klamotten, durch eine Jogginghose und ein übergroßes T-Shirt ersetzt hatte, ging ich in die Küche und bereitete mir eine heiße Schokolade zu.
Noch nie hatte ich verstanden, wie jemand Kaffee lecker finden oder sogar davon eine Sucht entwickeln konnte.
So wie Andreas, der ein richtiger Kaffeejunkie war. Bei dieser Erinnerung musste ich unweigerlich Lächeln
„Kaffee ist das beste auf der ganzen Welt.", hatte er immer zu sagen gepflegt, während ich darüber nur den Kopf geschüttelt hatte. Ich vermisste ihn. Doch er hat vor zwei Jahren seine Entscheidung getroffen und sich dabei gegen mich und für Sabine entschieden. Mir blieb nichts anderes übrig, als damit zu leben. Um mich von diesem Verlust abzulenken, hatte ich mich in meine Arbeit gestützt. Nun ja um ehrlich zu sein tat ich das immer noch. Die Arbeit war nun einmal das Wichtigste in meinem Leben, natürlich nach meinen Eltern und meiner besten Freundin.
Ich war mal wieder völlig in Gedanken versunken, sodass ich garnicht bemerkt hatte, dass mein Smartphone klingelte. Erst als der Anrufbeantworter sich öffnete, um die Nachricht aufzunehmen, war ich wieder ganz bei mir.
„Hi Chefin.", hörte ich Marc meinen Assistenten. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich dir die Akte des Falles per Email geschickt hab, sodass du nicht noch mal in die Kanzlei musst."
Das war echt lieb von ihm.
„Marc, ja hi. Danke du rettest mir damit echt den Tag.", sagte ich wenig später in den Hörer des Telefons , während ich nebenbei die Akte studierte.
„Nichts zu danken, so etwas mach ich doch gerne.", hörte ich Marcs beruhigende Stimme durch den Lautsprecher drängen.
„Marc eine Frage hätte ich da noch."
„Ja schieß los."
„Warum hast du mir nicht das Deckblatt mit den ganzen Personalien geschickt, es fehlt."
„Oh das tut mir leid, hab es wohl einfach vergessen.", sagte er leicht zerknirscht.
„Hey ist schon in Ordnung. Ich bin ab morgen sowieso wieder in der Kanzlei. Ich muss dann auch weiter machen, also wenn etwas ist ruf mich an." sagte ich zum ihn, ehe ich auflegte.
Marc war der reinste Schussel, doch meinem besten Freund konnte man einfach nie lange böse sein.
Die Akte war nichts besonderes, ein Mann der sich von seiner Frau scheiden lassen wollte und deswegen unbedingt einen Anwalt brauchte.
Genauere Angaben konnte ich erst morgen in meinem Büro machen, wenn ich die ganzen Unterlagen hatte.
Müde rieb ich mir dir Augen, fuhr meinen Laptop herunter. Stellte die Tasse, aus der ich meinen Kakao getrunken hatte in die Spülmaschine und fiel dann, nachdem ich es in mein Schlafzimmer geschafft hatte, erschöpft in mein Bett.
Wie immer pünktlich, erledigte mein Handywecker seinen Dienst, indem er mich um sechs Uhr aus dem Bett klingelte.
Schnell schminkte ich mich, machte meine Haare und zog mich dann an. Bevor ich schließlich das Haus ganz verlassen konnte, griff ich noch nach meiner Tasche inclusive Laptop.
Mit einem, „Schön dich wiederzusehen.", begrüßte ich Marc, als ich endlich die Kanzlei ein paar Minuten nach acht betrat.
„Du siehst heute mal wieder fabelhaft aus.", sagte er, als er mich in eine Umarmung zog.
„Aww Danke, hast du die Akte schon auf meinen Schreibtisch gelegt?", fragte ich ihn. Während ich ihm seinen Kaffee to go, den ich auf meinem Weg hierher besorgt hatte, in die Hand drückte.
„Danke, ja hab ich. Dein Mandant kommt im übrigen später vorbei." In Marcs Stimme schwang ein verächtlicher Unterton mit, den ich jedoch ignorierte.
„Ok Danke falls was ist, du weißt ja wo ich bin.", zwinkerte ich ihm zu und machte mich auf den Weg in mein Büro.
„Da wollten wir mal.", sagte ich zu mir selbst, als ich mich auf meinen Bürostuhl plumpsen lies und die Unterlagen in die Hand nahm.
Ich suchte zuerst das Deckblatt und als ich es endlich in den Händen hielt konnte ich meinen Augen nicht trauen. 
Dort stand es schwarz auf weiß. Mein neuer Mandant war niemand geringeres, als Andreas Reinelt, der sich von seiner Frau scheiden lassen wollte.

By your side || EhrlichBrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt