Stargazing

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„Entschuldigen Sie." mein Blick war auf den Mann vor mir gerichtet, „Ich würde gerne einen Flug buchen." sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. „Wohin soll die Reise denn gehen?" fragte dieser, wobei er mich von oben bis unten musterte. „Nach Edinburgh." dort würde mich niemand erahnen oder gar vermuten, zudem besaß ich etwas außerhalb der Stadt ein kleines Haus. Ich hatte es vor ein paar Jahren erworben, aber niemanden davon erzählt. Es sollte eine Überraschung werden, doch ich hatte es nicht geschafft, das Haus vernünftig einzurichten. Weshalb es immer noch mein kleines Geheimnis war.
Ich war froh. So hatte ich eine Möglichkeit mich für ein paar Wochen, vielleicht auf für Monate,  aus meinem Alltag auszuklinken. Fürs erste würde ich somit aus dem Leben aller Menschen, die ich liebte verschwinden. Am meisten würde ich meine Eltern und meine beste Freundin vermissen, sie standen stets an meiner Seite, hatten mich in allem unterstützt und vor allem liebten sie mich von ganzem Herzen. Und auch wenn ich es nicht wollte, da war noch Andreas, der sich bei unserer aller ersten Begegnung in mein Herz gefressen hatte. Den ich niemals vergessen könnte, auch wenn sich mein Herz im Moment nichts sehnlicher wünschte.
„Ist mit Ihnen alles in Ordnung." der junge Mann blickte mich besorgt an. „Ja, ich denke schon." sagte ich und strich mir eilig ein paar Tränen aus dem Gesicht. Bevor dieser jedoch irgend etwas erwidern konnte, streckte ich ihm meine Kreditkarte entgegen. „Ihr Flug geht in einer halben Stunde, Sie sollten sich beeilen." zwinkerte er mir zu. Hastig brachte ich ein „Danke." zustande, nahm mein ganzes Hab und Gut und machte mich auf den Weg zum Check-in.
Hin und wieder begegnete ich Pärchen, die sich verliebt anblickten. Wobei ich krampfhaft versuchte mich nicht zu übergeben. Mein Blick war eisern auf den Boden gerichtet und eine Sonnenbrille verdeckte meine geröteten, verheulten Augen.
Mein Handy hielt ich festzuklammert in der Hand. Ich wollte nicht auf meinen Display schauen. Ich wollte nicht wissen, wer oder wie oft mich jemand angerufen hatte. Das gleiche galt für sämtliche Nachrichten.

Seit ein paar Stunden spielte ich mit dem Gedanken, meine SIM-Karte zu entfernen und diese einfach im nächsten Mülleimer zu entsorgen

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Seit ein paar Stunden spielte ich mit dem Gedanken, meine SIM-Karte zu entfernen und diese einfach im nächsten Mülleimer zu entsorgen. Doch etwas hielt mich zurück. War es die Hoffnung zwischen mir und Andreas würde wieder alles gut? Oder konnte ich nicht loslassen? Vielleicht brauche ich auch einfach nur die Sicherheit jederzeit jemanden erreichen zu können? Ich wusste es nicht und das machte mir echt zu schaffen.
„Bitte legen Sie sich Ihre Gurte um, wir starten in kürze." die Stimme, der Stewardess dröhnte durch den Lautsprecher. Nur noch wenige Minuten und ich würde die Erde verlassen, für kurze Zeit über den Wolken schweben. Den dunklen Himmel samt strahlender Sterne betrachten.
Heute morgen, war noch alles in Ordnung, doch nun? Nun, ein paar Minuten vor Mitternacht, war alles zerbrochen. Alles vorbei. Leise seufzte ich, steckte mir meine Kopfhörer ins Ohr und startete meine Playlist. Mein Handy hatte ich bereits seit einer Weile auf Flugmodus.  Sodass ich nicht in Versuchung geraten konnte, Anrufe anzunehmen oder auf Nachrichten zu antworten. Leise erklang die ersten Töne, ohne es zu wollen erinnerte mich das Lied an Andreas.

By your side || EhrlichBrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt