Bitte begreif doch

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Die Minuten, in denen ich auf Andreas wartete verstrichen, wie Stunden und zogen sich unaufhaltsam in die Länge.
Ich starrte die Wand an, überlegte angestrengt, wie ich das hier alles erklären sollte.
Hallo Andreas, ja mir geht's gut. Ach übrigens du wirst Vater, wäre schließlich eine schlechte, fast schon grauenhafte Erklärung.
Andererseits überlegte ich einen geeigneten Zeitpunkt abzuwarten und ihm einen anderen plausiblen Grund zu liefern, warum ich hier war.
Ich konnte es auf mein Herz schieben. Dann wäre meine Antwort wenigstens nicht ganz gelogen.
Aber dann würde er sich Sorgen machen. Und ich wusste nicht, ob ich das wirklich wollte. Auch wenn ich noch etwas gekränkt von unserem Streit vor weniger als 24 Stunden war.
So einfach konnte ich das Ganze doch nicht vergessen.
„Chris, ich weiß nicht was ich machen, was ich tun oder was ich sagen soll." seufzte ich leise, ohne dabei den schwarzen Punkt aus den Augen zu lassen, der auf der weißen Wand vor mir auf und ab zu laufen schien. Eine Spinne.
„So leid es mir tut, ich kann das nicht. Bitte lass mich da aus dem Spiel."
Anstatt Chris etwas in entgegenzusetzen, entschied ich mich lieber dazu leise zu sein und es einfach dabei zu belassen. Er hatte recht. Ich musste es irgendwie schaffen. Und so entschied ich mich für das einzig Richtige.
Ich entschied mich dazu mein Geheimnis, ein Geheimnis sein zu lassen, zumindest vorerst.
Auch wenn Christian dies anderest sah. Er musste es akzeptieren und mir Zeit geben.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als die Tür des Krankenzimmers mit einem lauten Knall gegen die Wand krachte und Andreas aufgewühlt ins Zimmer trat.
Schockiert blickte ich ihm entgegen.
War er etwa wütend? Wenn ja, war ich der Grund? Hilfesuchend schaute ich zu Chris, versuchte seinen Blick einzufangen, doch er wirkte ebenfalls verwirrt.
„Ich wusste es! Ich habe es die ganze Zeit gewusst! Wie konnte ich nur so blind sein!?" Andreas Stimme bebte, fast schien er zu knurren.
„Das war also der Grund warum ich dich dazu bewegen konnte einzuwilligen, oder Chris." er wandte sich seinem kleinen Bruder entgegen und spuckte ihm jedes einzelne Wort förmlich vor die Füße. „Ich wollte sie vor Simon beschützen und deswegen mein Leben wegwerfen, die Ehrlich Brothers aufgeben. Und das kam dir ja ziemlich gelegen oder Bruder!? So konntest du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen."
Was meinte er mit, er wollte mich vor Simon beschützen? Unweigerlich musste ich an den Alptraum denken, denn ich letzte Nacht gehabt hatte. Hatte er doch etwas Wahres an sich. Doch ich verstand einfach nicht, was Andreas meinte. Er sprach in einem einzigen Rätsel und er machte mir Angst.
„Du willst sie für dich alleine, ich hab doch recht Christian!?" Kurz drehte Andy sich Richtung Wand, atmete tief durch und blickte mich an.
In seinen Augen lag Schmerz, verbitter Schmerz, Leid und Wut, förmlich konnte ich seine Gefühle spüren. Seine dunklen Augen borten sich in meine. Dieser tiefe Hass in dem sonst so schönen Braun, trieben mit Tränen in die Augen.
„Wie lang schon, wie lang verschweigst du es mir schon." Andy sprach vollkommen ruhig... Zu ruhig.
Ich war verwirrt, wusste nicht was er meinte. Bis mir eine plausibele Erklärung in den Sinn kam.
„3 Monate" flüsterte ich und meine Augen wanderten zwischen Chris und Andy hin und her.
„Ich wollte dich nicht verletzten. Du hast dich schon genug um mich gesorgt. Ich wollte einen geigeneten Zeitpunkt abwarten, um es dir zu sagen."
„Von Anfang an belogen und betrogen. Doch ich wollte es nicht wahrhaben. Mein Bruder und die Liebe meines Lebens haben eine Affäre. Wie konnte ich so blind sein. Ich hätte es glauben sollen. Natürlich alle Anzeichen sprechen für sich. Du bist mir ihr hier. Du hast sie hier her gebracht. Du bist nicht an dein Handy gegangen und alles andere in den letzten Monaten es ergibt endlich alles einen Sinn." Andreas wirkte verrückte wie er dort stand, seine Hände um den Körper geschlungen. Dabei wippte er vor und zurück, während mir jegliche Farbe aus dem Gesicht wich.
„Nein!" ich schrie, sprang aus dem Bett und wollte mich Andy in die Arme werfen doch er blockte ab.
„Andy bitte, du liegst falsch." verzweifelt versuchte ich meine Hand an seine Wange zu halten. Er schlug sie immer und immer wieder weg. Doch ich wollte und ich konnte nicht aufgeben. Er hatte nicht recht. Ich liebte einzig und allein ihn.
Meine Kraft ließ nach, ich wollte schon aufgeben. Doch dann bekam ich irgendwie seine Hand zu fassen.
Es war meine letzte Chance und so legte ich sie auf meinen Bauch, in der Hoffnung er würde verstehen und endlich begreifen, was ich ihm vor wenigen Minuten gesagt hatte.
Wir würden zusammen ein Kind bekommen. Er und ich und sonst niemand.

By your side || EhrlichBrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt