Wochen vergingen, in denen ich viel Zeit zum nachdenken hatte. Genug um mir sicher zu sein was ich wollte und was ich brauchte.
Es war kurz nach Weihnachten und ich war endlich wieder Zuhause, in meinem kleinen Haus im schönen Herford.
Mein Zustand war stabil, weshalb ich es wohl noch eine lange Zeit, ohne eine Transplantation überleben würde. Dennoch Jamie, genauso wie mein Arzt Winterstein, waren der gleichen Meinung. Ich sollte zurück, wenigstens nach Deutschland. Denn da ich nun seit mehreren Monaten auf der Transplantationsliste stand, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich eine passende Organspende bekommen würde. Doch der eigentliche Grund, warum ich nach fast zwei Monaten zurück kehrte, war meine Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach einem ganz besonderen Menschen.
Vorsichtig fuhr ich mit den Fingerspitzen über die Tasten des Klaviers und setzte mich schlussendlich auf den Hocker. Mit einem Lächeln auf den Lippen begutachtete ich das Kuvert, das ich in der Hand hielt. Vorsichtig öffnete ich dieses und zum Vorschein kam, das wohl Wertvollste, das ich im Moment besaß. Es war eine Karte der Ehrlich Brothers hier in Herford. Sie würde mich Andreas ein Stückchen näher bringen, auch wenn ich ziemlich weit in der Mitte der Halle saß.
Ich wollte ihn sehen, von Chris hatte ich erfahren, dass Andy sich in meiner Abwesenheit einen neuen Anwalt gesucht hatte. Die Scheidung hatte er tatsächlich durchgezogen und diese war sogar bereits rechtskräftig. Da das Trennungsjahr bereits vorgelegen hatte. Andreas hatte mir dieses kleine, aber dennoch wichtige Detail verschwiegen. Er hatte es geschafft und sich endgültig von seiner Frau getrennt. Weshalb ich in meinem Entschluss bestärkt wurde.
Nur noch ein Tag, dann würde ich ihn und alle anderen Wiedersehen. Auch Rebecca, meine Bestätigung hatte sich tatsächlich bewahrheitet. Meine beste Freundin und Chris waren ein Paar. Als ich dies vor wenigen Wochen übers Telefon erfahren hatte, bin ich vor Freunde ausgerastet. Wobei mich Jamie mit einem bösen Blick und einem „Denk an dein Herz" gestraft hatte. Während Jasmin nur den Kopf geschüttelt und gelacht hatte. Nun ja, jetzt war ich wieder hier, ohne jemandem etwas gesagt zu haben.
Die Feiertage, hatte ich bei meinen Eltern verbracht. Die Zeit mit Ihnen zusammen hat mir gut getan. Generell fühlte ich mich besser, fast schon befreit.
Ich saß immer noch auf dem Klavierhocker, als mein Handy klingelte. „Hey Becks was gibts?" fragte ich diese, nachdem ich abgehoben hatte. Ohne auch nur Luft zu holen, ratterte sie ein „Liawirwissendasduimmernochzeitzumnachdenkenbrauchstaberchrisundichwirwollendassduwenigstensübersilvesterzuunskommstbitte." herunter, was mich zum Lachen brachte. „Jetzt mal ganz langsam und vergiss bitte nicht zu atmen. Ich habe kein einziges Wort verstanden." kicherte ich in den Hörer. „Lia wir wissen das du immer noch Zeit zum Nachdenken brauchst, aber Chris und ich wir wollen, dass du wenigstens über Silvester zu uns kommst. Bitte." sagte meine beste Freundin und dieses mal besonders langsam, sodass ich auch alles verstehen konnte. Wenn die beiden nur wüssten. „Tut mir echt leid, aber ich kann nicht." seufzte ich und legte, nachdem ich noch ein „Richtest du Chris bitte einen schönen Gruß von mir aus.", auf. Seit dem Rebecca und Chris ein Paar und sogar zusammen gezogen waren, waren die beiden unzertrennlich. So wie Ying und Yang, Pech und Schwefel. Ich freute mich echt für die beiden. Liebe konnte eben auch schön und nicht immer kompliziert oder schmerzhaft sein. Die Aufregung in mir stieg, bildlich konnte ich mir das Gesicht meiner besten Freundin vorstellen. Immerhin führte ich sie schon seit Tagen an der Nase herum, denn sie dachte, dass ich selbst über die Feiertage einsam in meinem Haus in Schottland saß.
Sorgfältig verstaute ich mein Ticket im Regal, lief in die Küche und zog eine Speisekarte für den Italiener um die Ecke heraus, denn ich hatte einen riesigen Hunger.
Nachdem ich bestellt hatte, entschied ich, es mir etwas gemütlicher zu machen, weshalb ich meine Lichterketten anschaltete. Sodass ich meinen eigenen kleinen Sternenhimmel hatte.
Ich hatte schlecht geschlafen, obwohl ich am Tag zuvor zeitlich ins Bett gegangen war. Dennoch hatte ich mich stundenlang hin und her gewälzt. Bevor ich zu der Show am Abend gehen und Andreas sehen würde, müsste ich am Morgen noch einen wichtigen Termin im Krankenhaus hinter mich bringen. Ich hatte deshalb gemischte Gefühle. Ich war mir unsicher. Hatte Angst vor dem, was mir mitgeteilt werden würde. Noch dazu kam die Aufregung davor Andy wiederzusehen. Wie würde er reagieren? Würde er mich überhaupt entdecken? Liebte er mich überhaupt noch? Das alles hatte mir einfach keine Ruhe mehr gelassen und plötzlich war ich mir in meiner Entscheidung nicht mehr so sicher.
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By your side || EhrlichBrothers
Fanfic„Ich werde immer an deiner Seite sein, vergiss das nicht." sagte Andreas, ehe er mich alleine zurück ließ.