Morgen

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Einen Arzttermin nach dem anderen und bis jetzt schien mich mein Leben endlich zu mögen und mir nicht ständig Steine in den Weg zu legen.
Alle Werte waren stabil und im grünen Bereich und das schon seit mehreren Wochen!
Dem Baby ging es auch hervorragend. Die ersten kritischen 12. Wochen hatten wir gemeistert und nun befand ich mich bereits in der 20. Woche.
Die Hochzeit rückte zudem immer näher.
Simon wurde angeklagt und dank Fredericks Hilfe, sowie der weiterer Anwaltsfreunde von mir, verurteilt. Die Aussagen von Andy und Chris, neben den Beweisen, hatten den Richter überzeugt. Ich selber durfte nicht an der Verhandlung teilnehmen, zu viel Stress für meinen Körper und das Baby.
Insgesamt hatte Simon eine Freiheitsstrafe von 8 Jahren, sowie eines dauerhaften Berufsverbots als Rechtsanwalt erhalten. Des Weiteren durfte er sich mir und meiner Familie nie wieder nähern, ohne erneut eine Strafe zu bekommen.
Alles in allem ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis.
Chris hatte sein Versprechen gehalten und die beiden Jungs tüfteln täglich an neuen Illusionen.
Mein Schwager hatte mehr oder weniger eine kleine Illusion veranstaltet und Andy somit vor Augen geführt, dass sie ihre Leidenschaft, ihr Leben nicht wegen mir aufgeben durften.  Vor allem nicht jetzt, da Simon mir nichts mehr antun konnte. Anstelle zum Pressetermin zu fahren, hatte Chris Andy nach Schweden entführt und dort ein paar Tage mit ihm in der Wildnis verbracht.
Leise und auf Zehenspitzen schlich ich mich an Andreas an.
Ich legte meine Hände auf seine Augen, um ihm die Sicht zu nehmen.
„Du musst mir vertrauen." flüsterte ich in das Ohr meines Verlobten. Merklich stellten sich seine Nackenhaare auf.
Morgen würden wir heiraten. Aber ich hatte ebenfalls eine kleine Überraschung geplant.
Wir würden morgen gemeinsam das Geschlecht unseres kleinen Wunders erfahren.
Chris war der Einzige, der es bereits wusste, da ich jemanden brauchte, der mir bei der Überraschung helfen würde.
Ohne dass ich selbst das Geschlecht erfahren würde, hatte meine Frauenärztin Chris eingeweiht und er freute sich schon riesig.
Doch da die Überraschung bereits angekommen war und Chris diese in der Werkstatt der Jungs untergebracht hatte, musste ich Andy hier rausbekommen und zwar blind.
„Natürlich vertraue ich dir." hauchte mein Verlobter. „Na dann!" kicherte ich und machte Chris Platz, der sich nun an meine Stelle hinter Andreas stellte. Doch Andy drehte sich im gleichen Moment um, um mich zu küssen. Statt mir hauchte er jedoch fast meinem Schwager einen Kuss auf die Lippen, der im letzen Moment einen Schritt nach hinten wich.
Ich konnte mich nicht länger halten und begann laut zu lachen.
„Ich bin nicht Lia." quietschte Chris ein paar Tonlagen zu hoch und machte das Ganze nicht gerade besser.
Da Andy verzweifelt versuchte zu verstehen, was passiert war, zog er an seiner Augenbinde die Chris ihm kurz vorher angezogen hatte.
„Schatz, Nein. Du musst sie auflassen. Ich bin hier." sagte ich kichernd und griff nach seiner Hand.
„Hab ich grad echt fast Chris geküsst?" fragte Andy ungläubig. Dies quittierte ich mich einem „Ja." und hauchte ihm kurz darauf einen Kuss auf die Lippen. Andreas zog mich näher zu sich und küsste mich erneut. Dann tastete er solange in der Luft herum bis er meinen Bauch gefunden hatte und Strich mehrmals über den nun nicht mehr zu versteckenden Bauch.
Her hockte sich auf den Boden und platzierte einen Kuss auf den Babybauch.
„Na Krümel, was hat deine Mama jetzt schon wieder vor?"
Krümel, ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. So hatte Andy unser Baby getauft. Er war der festen Meinung, dass es der perfekte Kosename war.
„Na das wirst du morgen sehen." sagte ich geheimnisvoll.
Dabei legte ich meine Hand auf die meines Verlobten, die immer noch auf meinem Bauch ruhte.
Chris beobachtete uns lächelnd und gab uns ein paar Minuten, bevor Andy wieder aufstand.
„Bruder tut mir leid, aber ich muss dich jetzt rausschmeißen." sagte Chris und nahm seinen großen Bruder an der einen Hand, während ich Andreas' andere Hand nahm.
Gemeinsam brachten wir ihn aus der Werkstatt und damit aus der Gefahrenzone.
Jetzt hieß es Abschied nehmen.
Ich würde bei Anna übernachten, denn morgen sollte die Feier und die Trauung in Annas Garten stattfinden. Eine richtige Vintage Hochzeit, so wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Doch Andy musste nach Hause, aber morgen würden wir uns wiedersehen und dann nie wieder gehen lassen.
Ab morgen wären wir Mann und Frau, für immer zusammen und dann würde uns niemand mehr trennen können.
Doch jetzt hieß es noch einmal, ein letztes Mal, loslassen. Ein letztes Mal für eine Nacht trennen, noch ein letztes Mal verabschieden.
Und dann wären wir unzertrennlich, für immer.

By your side || EhrlichBrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt