Die Krönung

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Ich wusste nicht ob ich weinen oder lachen sollte, meine Gefühle spielten verrückt, sie fuhren Achterbahn. Natürlich war es in meinem Beruf als Scheidungs- und Familienrechtsanwältin fast schon alltäglich, dass sich merkwürdige oder gar verrückte Sachen abspielten, doch das hier toppte echt alles.
„Ist alles okay?" fragte Marc, als er den Raum betrat und sich neben mich stellte. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass er mein neuer Mandant ist?" wollte ich etwas gekränkt von ihm wissen. „Ich... nun ja..." er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, „Er hat dich damals so verletzt, ich wollte dich doch nur beschützen. Ich weiß das du ihn noch liebst, aber Lia du solltest ihn vergessen." „Ist es den so offensichtlich?" fragte ich mit gesenktem Blick. „Ja du bist zwar erfolgreicher, als ich und obendrein noch meine Chefin, aber das heißt nicht, das ich Dumm oder gar auf den Kopf gefallen bin. Außerdem weiß ich ganz genau, dass du das hier besitzt." Nachdem er seine Ansprache beendet hatte, zog er die oberste Schublade meines Schreibtisches auf. Dort kramte ein wenig darin herum und zog dann ein Foto heraus, das er mir triumphierend unter die Nase hielt.
Ein glücklich wirkender Andreas lächelte mir entgegen. Es mag verrückt klingen, doch dieses Bild munterte mich auf, wenn es mir schlecht ging und ich fühlte mich Andreas so ein Stückchen näher. Dennoch Marc hatte recht, ich sollte ihn loslassen. Er war auch glücklich ohne mich, also konnte ich das auch schaffen.

Doch es war nicht so leicht, durch ihn hatte ich gelernt was liebe wirklich bedeutet

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Doch es war nicht so leicht, durch ihn hatte ich gelernt was liebe wirklich bedeutet. Dennoch er hat mir nicht nur die schönen Seiten gezeigt. Nein er hatte mir auch den damit verbundenen Schmerz und die Trauer vor Augen geführt.
„Sophia, soll ich seinen Termin verschieben?", „Nein ist schon ok, du hast recht ich sollte aufhören daran zu glauben das alles wieder wie früher wird.", seufzte ich und rieb mir dabei die Schläfen. „Ok, er kommt um dreizehn Uhr, hab es dir schon in den Kalender geschrieben." lächelte mich Marc an und verschwand dann wieder aus dem Büro. „Was soll ich jetzt nur machen?" fragte ich mich selbst, als ich das Bild in meine Hand nahm und mit meinem Finger die Konturen seines Gesichts nachfuhr.
Ich lief aufgeregt auf und ab, die Uhr an der Wand zeigte mir, das er in fünf Minuten hier eintreffen wurde. Doch ich war nicht bereit, noch nicht. Als es klopfte rutschte mir das Herz in die Hose und meine Knie begannen unweigerlich zu zittern. „Ja herein." stotterte ich, „Sorry, ich bin's nur Lia.", erleichtert atmete ich aus, als Marc, der schon das zweite mal an diesem Tag, mein Büro betrat. „Ich schätze mal ich habe gute Neuigkeiten für dich." „Und die währen?" bohrte ich nervös nach. „Andreas hat seinen Termin auf morgen verschoben." sagte er, ehe er sich umdrehte, den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Etwas verdattert von Marcs Information blickte ich ihm nach, seit wann verschob Andreas Termine? Er war sonst der zuverlässigste Mensch der mir in meinem ganzen Leben jemals begegnet war. Viel Zeit darüber nachzudenken hatte ich nicht, da ich noch einiges für ein paar Gerichtsverhandlung vorbereiten musste, die ich morgen haben und somit noch viel Arbeit vor mir liegen würde.
„Reiß dich endlich zusammen." mahnte ich mich selbst, als ich immer unkonzentrierter wurde. „Deine Arbeit ist im Moment wichtiger als dein Privatleben.", zu meinem Glück klappte meine Ansage tatsächlich, da ich Andreas irgendwie in das hinterste meines Gedächtnisses sperren konnte. Es reichte schon, wenn er später die ganze Nacht in meinem Gehirn herumspuken würde.
Es war schon weit nach acht, als ich die Kanzlei verließ, Marc hatte ich bereits vor Stunden nach Hause geschickt. Ich hingegen blieb meistens mehr als zwölf Stunden in meinem Büro und arbeite. Arbeit war mein Leben und mein Leben war Arbeit, besser konnte ich es einfach nicht beschrieben, da es einfach Tatsache war.
Die Tage wurden immer kälter und der Herbst nahm langsam aber sicher Einzug in Herford. Weshalb ich meine Jacke enger an meinen Körper zog, als ich mich auf den Weg zu meinem Auto machte. Weit kam ich jedoch nicht, da hinter mir eine Person meinen Namen schrie „Lia, Lia bitte bleib stehen." flehte die Stimme des immer näher kommenden Mannes. Ohne groß darüber nachzudenken hielt ich abrupt an und drehte mich dabei auf dem Absatz um hundertachtziggrad, sodass ich ihm direkt ins Gesicht blicken konnte. „Andreas was willst du hier?"

By your side || EhrlichBrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt