Planlos irrte ich umher, meine Gedanken ständig bei Andreas.
Die Tränen waren getrocknet und lagen, wie ein unangenehmer Schleier auf meinen Wangen.
Die kühle, aber dennoch angenehme, Nachtluft peitschte mir entgegen und umhüllte mich.
Nach einer Weile, ich hatte jeglichen Orientierungssinn verloren, blieb ich stehen.
Mein Blick glitt durch die Umgebung, suchte Stein für Stein nach etwas ab. Was ich suchte wusste ich selbst nicht.
Blumen leuchteten mir im hellen Mondschein entgegen.
Ich stand auf einer Wiese oder einem Feld, so genau konnte ich das nicht sagen.
Doch ich fühlte mich hier wohl. Der Natur so nahe. Weshalb ich mich kurzerhand entschloss, an Ort und Stelle nieder zu lassen und für einen Moment dort zu verweilen.
„Es tut mir leid, ich vermassel alles. Ich hatte ihn nicht dazu drängen sollen."
Auch wenn es komisch wirkte, ich redete gerne mit mir selbst. So hatte ich zumindest nicht das Gefühl ganz alleine zu sein. Und vor allem konnte ich meine Gedanken besser verarbeiten.
„Aber er kann doch nicht einfach so alles hinschmeißen. Ja ich bin mir sicher, er hat seine Gründe."
„Manchmal ist es besser, diese Gründe nicht zu kennen."
Erschrocken zuckte ich zusammen. Drehte mich jedoch nicht, zu der Stimme hinter mir, um.
„Mach das nie wieder! Oder willst du, das ich einen Herzinfarkt bekomme? Was machst du hier?", gab ich gereizter von mir, als ich eigentlich wollte. Weswegen ich ein kurzes „Es tut mir leid." hinterher schob.
Das Gras neben mir raschelte, als sich die Person neben mich setzte.
„Natürlich will ich das nicht, das weißt du doch hoffentlich!? Und entschuldigen musst du dich nicht. Es tut mir leid das ich dich gestört habe. Ich musste einfach mal raus, den Kopf frei bekommen."
Chris seufzte kurz und strich sich mit den Händen durch die Haare.
„Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, du sitzt so ziemlich vor meinem Haus und der Halle."
Ich drehte mich zu allen Seiten und tatsächlich, ich saß mit dem Rücken zur Zauberwerkstatt und somit fast in Christian Reinelts Vorgarten.
Warum hatte mich mein Unterbewusstsein hier her gebracht?
Da ich darauf keine Antwort wusste, brachte ich nur ein leises „Oh" zustande.
„Warum bist du hier?"
Auch ohne ihn anzuschauen wusste ich, dass Chris mich von der Seite betrachtete.
„Ich wollte nicht hier her.", gab ich kurz und knapp von mir.
„Um ehrlich zu sein, ich hab nicht groß darüber nachgedacht, wohin ich gehe." gestand ich schließlich und blickte Andreas kleinem Bruder zum ersten Mal, seit unserem Gesprächsbeginn ins Gesicht.
Er wirkte erschöpft, fast schon gespenstisch. Seine Wangen waren eingefallen. Seine Haare wirkten fahl und standen in alle möglichen Richtungen, als hätte er sie sich gerauft. Hatte er überhaupt geschlafen? Anderseits hatte ich keine Ahnung, wie lange ich durch die Gegend geirrt war, nur um hier zu landen. Eine Stunde, zwei Stunden, vielleicht drei?
„Ihr habt euch gestritten?!"
Es war weniger eine Frage, als eine überzeugte Aussage meines guten Freundes.
„Ihr euch offensichtlich auch?!",
„Ich will nicht darüber reden." nuschelte Chris, ehe sein Blick abwesend in die Weite ging.
„Weißt du mein Bruder, liebt dich wirklich. Er will dich nur beschützen, aber offensichtlich hat er es noch schlimmer gemacht, so wie du aussiehst.", während er sprach, blickte er mich prüfend von oben bis unten an.
„Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll, was ich denken soll. Er ist ziemlich spät nach Hause gekommen, aber das weißt du ja sicherlich. Er sah so bedrückt aus, ich wollte nur wissen, was passiert war.", ich brauchte einen Moment um Luft zu holen, ehe ich fortfuhr.
„Ich dachte das Zaubern ist euer großer Traum. Ihr habt so hart daran gearbeitet. So viel Herzblut in die Firma gesteckt. Das alles könnt ihr doch nicht einfach so beenden. Ich kenne eure Gründe nicht, warum auch? Andy ist ausgerastet, als ich ihn danach gefragt habe, so hab ich ihn noch nie erlebt. Chris er hat mir Angst gemacht. Ich musste da raus. Verstehst du, ich habe Angst um ihn. Angst davor, das er an diesem Verlust zerbrechen wird. Und vor allem, habe ich panische Angst ihn zu verlieren. Vielleicht hat er recht, vielleicht wäre er ohne mich besser dran, vielleicht wäre ohne mich alles in Ordnung."
Ohne es zu merken, liefen mir erneut Tränen über die Wangen, die ich jedoch schnell mit den Fingern wegwischte.
Christian hatte meinem kleinen Gefühlsausbruch still zugehört, doch selbst jetzt blieb er stumm.
„Christian Reinelt, das ist nicht dein verdammter Ernst, antwortete mir.", meine Stimme brach, während ich sprach.
Warum wollte niemand mit mir reden?
„Weißt du was, ich hab schon verstanden." Schnell rappelte ich mich auf und setze zum gehen an.
„Manchmal ist es besser, die Gründe nicht zu kennen.", ich sprach ruhig, doch in mir toppte ein Sturm, den ich versuchte zu zähmen.
Sie vertrauten mir nicht und das rief in mir bittere Enttäuschung hervor.
Zudem hatte mich alles zu sehr aufgewühlt. Aufregung sollte ich in meinem derzeitigen Zustand vermeiden, doch ich war mitten hinein geschlittert.
Und ich spürte, dass das es deutliche Folgen für uns haben würde. Innerlich betete ich, dass mich mein Gefühl tauschen würde und die ganze Aufregung mir und meinem kleinen Geheimnis, das ich seit ein paar Wochen mit mir herum trug, nicht schaden würde.
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By your side || EhrlichBrothers
Fiksi Penggemar„Ich werde immer an deiner Seite sein, vergiss das nicht." sagte Andreas, ehe er mich alleine zurück ließ.