Hektisch sprang ich auf, wobei ich eine Tasse umwarf und den Inhalt auf dem ganzen Tisch inklusive meiner Kleidung verteilte, ich war verdammt spät dran. „Sorry" nuschelte ich und versuchte schnellstmöglich mein Schlamassel zu beseitigen. „Hey Lia, es ist alles gut, ich mach das schon.", sagte Andreas und wischte den ausgelaufenen Tee mit einer Serviette auf, „Geh, wir wollen doch nicht, dass du deinen Termin im Gericht wegen uns nicht wahrnimmst." fügte er noch schmunzelnd hinzu, ehe ich ihm noch einen Abschiedskuss gab und aus dem Café rannte. Ich war ihm auf jedem Fall etwas schuldig, dennoch hätte ich mehr auf die Zeit geachtet wäre mir das Missgeschick nicht passiert und Andy müsste somit die Schweinerei nicht aufputzen.
„Entschuldigen sie meine Verspätung, aber ich wurde aufgehalten." rief ich keuchend, als ich auf meine Mandantin zu geeilt kam, im Auto hatte ich noch in aller Eile versucht die Flecken ein wenig heraus zu putzen, doch zu meinem Pech war dies ohne Erfolg, weshalb ich bereits meine schwarze Robe trug. „Kein Problem Frau Wolf." sagte sie und lächelte mir dabei freundlich zu. Da der Termin erst in einer Viertelstunde beginnen und der Ex-Mann von Frau Schmidt, meiner Mandantin, noch nicht anwesend war, hatte ich wenigstens ein paar Minuten Zeit zum durchatmen. Der Fall war normalerweise reine Routine, doch hier ging es um weit mehr als ein Sorgerechtsstreit, da Herr Schmidt mit den beiden Kindern nach Kalifornien zu seiner Verlobten ziehen und die Kinder mitnehmen wollte. Natürlich könnte ich für nichts garantieren, aber ich wollte darum kämpfen, dass Frau Schmidt ihr Sorgerecht zugesprochen wird. Besonders Nah ging mir dieser Fall, da die kleine Mia an einer äußerst seltenen und noch unerforschten Krankheit litt. „Frau Schmidt, ich verspreche ihnen, dass ich mein bestes geben werde." sagte ich an meine Mandantin gewannt, ehe wir den Gerichtssaal gefolgt von ihrem Ex-Mann und dessen Anwalt, niemanden geringeren als Simon mit dem ich eine Affäre eingegangen war, um Andreas zu vergessen. Ein leises seufzen entfuhr meinem Mund, da ich diesem Mann nicht gerne über den Weg lief. „Frau Anwältin Wolf." grüßte mich mein Kollege und nickte mir mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen zu. „Herr Kollege Walter" entgegnete ich ihm ebenfalls und musterte dabei Stirnrunzelnd seine blonde Schmalzlocke, mit dieser und seinen blauen Augen bildete er das komplette Gegenteil von Andreas. Nicht nur äußerlich sondern auch innerlich hatten die beiden nicht wirklich etwas gemeinsam, Andy war einfühlsam, ein kompletter Familienmensch und liebenswert, während Simon eher auf sein und das Äußere von anderen schaute, um es kurz zu sagen er war echt oberflächlich und vor allem hochnäsig.
„Setzten sie sich." befahl der für diesen Fall, zuständigen Richter, der den Raum betreten und die Verhandlung eröffnet hatte.
„Danke, Danke, Danke." eine völlig aufgelöste, aber dennoch glückliche Frau Schmidt fiel mir um den Hals, als wir den Saal verlassen hatten. Ja wir hatten tatsächlich, den Fall für uns entschieden und damit gewonnen. „Nichts zu danken." entgegnete ich und lächelte sie dabei an, doch als mein geliebter Ex auf mich zugesteuert kam, erstarb dieses. Meine Lippen legte ich fest aufeinander, um nicht laut los zu schreien. Seriösität war in meinem Beruf das A und O, weshalb ich mich einigermaßen zusammen reißen konnte, doch innerlich explodierte ich fast. Er hatte mir alles, aber auch wirklich alles vorgegaukelt und das nur, um mehr macht an sich zu reißen, seine Liebe war nie echt. Damals hatten wir eine Kanzlei zusammen, doch er hatte mich nur ausgenutzt. Stundenlang hatte ich gearbeitet, während er sich das ganze Geld angelte und sich damit ein schönes Leben finanzierte. Am meisten jedoch brachten mich seine dauerhaften Versuche mich anzuflirten zur Weißglut. „Entschuldigen sie mich." sagte ich in Richtung meiner Mandantin, bevor ich meine Flucht auf die Damentoilette antrat.
Ich stützte mich am Rand des Waschbeckens ab, ehe ich mir meine Handtasche schnappe und die erstbeste Nummer wählte.
„Bitte geh ran." flehte ich in den Hörer, „Lia, was ist los?" fragte mich meine beste Freundin am anderen Ende der Leitung, „Kannst du bitte herkommen, Simon ist hier und ich hab mich im WC verschanzt." sagte ich und schloss dabei meine Augen. Irgendwie war es mir unangenehm, wegen so etwas lächerlichen nach Hilfe zu rufen oder mich gar zu verstecken, doch Becks wusste nun einmal immer, was in solchen Situationen zu tun war.
DU LIEST GERADE
By your side || EhrlichBrothers
Fanfiction„Ich werde immer an deiner Seite sein, vergiss das nicht." sagte Andreas, ehe er mich alleine zurück ließ.