Geschenk der Liebe

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Keuchend ließ ich mich auf der Kante meines Bettes nieder. Mein Atem ging schwer und meine Beine glichen einem Wackelpudding. Doch ich hatte alles versucht. Andreas stand Bewegungslos vor mir.
„Es tut mir leid." flüsterte ich, „Es tut mir leid, dass du so von mir, das du so von uns denkst." Ich blickte Christian an, der bis jetzt geschwiegen und sich eine Mischung aus Verwirrung, Angst und Entsetzen, über Andy's Aussage, auf sein Gesicht gelegt hatte.
„Aber ich befürchte ich muss dich enttäuschen, zwischen Chris und mir, da läuft nichts. Er ist mein bester Freund und er ist da, wenn ich ihn brauche. Aber ich liebe nur dich. Das musst du mir glauben." Ich sprach in einer Ruhe, die mich selbst überraschte. Doch mein Körper war zu schwach und ich hatte diese ewigen Streitereien satt. Warum konnten wir nicht einfach glücklich sein?
„Ich kann das nicht." nuschelte Chris, herhob sich aus seinem Sessel lief an seinem Bruder vorbei und drehte sich noch ein letztes Mal um und sprach leise und bedacht.
„Ich bin echt enttäuscht von dir Bruder. Ich hätte nicht gedacht das so etwas auch nur in Betracht ziehst. Versteht du nicht Andreas, du hast sie damals fast umgebracht, weil sie dich so sehr liebt. Aber wenn du so denkst, dann hat Lia doch jemand besseren verdient als dich. Und Bruder, sag ihr die Wahrheit. Irgendwann wirst du keine Chance mehr dazu haben."
Dann war er auch schon aus der Tür verschwunden.
Andreas hatte sich immer noch keinen Millimeter bewegt, sein Blick war immer noch gen Tür gerichtet.
Ich hingegen wusste nicht was ich tun sollte und vor allem wollte.
Wegrennen oder bleiben?
Doch erneut trat ein Satz in mein Gedächtnis, denn Andreas vor wenigen Minuten in den Raum geworfen hatte. >Ich wollte sie vor Simon beschützen und deswegen mein Leben wegwerfen, die Ehrlich Brothers aufgeben.<
Ich war zu tief in meinen Gedanken versunken, das ich gar nicht bemerkte, wie mehrere Personen panisch den Raum betraten.
Andreas erwachte langsam aus seiner Starre und schien genauso verwundert zu sein wie ich.
„Verlassen sie den Raum, sofort!" eine der Schwestern zog Andreas am Arm und versuchte ihn aus der Tür zu schlieben, doch er wehrte sich wehemend dagegen.
„Was passiert hier, was ist los?" schrie er panisch und schlug dabei wild um sich. Ich hingegen blickte nur verwirrt von einem zum nächsten Gesicht.
„Der Alarm wurde ausgelöst." war das einzige was ich von einer mir unbekannten Stimme vernahm.
Was für ein Alarm?
Es dauerte ein paar Augenblicke bis ich begriff, was die ganzen Ärzte und Schwestern in ihren weißen Kitteln auf den Plan gerufen hatte.
Es war ein monotones kaum hörbare Piepen, das ich einfach nicht war genommen hatte.
Ich hatte den Alarm meines Herzmonitors ausgelöst, an dem ich vorsichtigshalber angeschlossen gewesen war. Als ich in voller Panik, Andy zu verlieren, aufgesprungen war. Dabei hatte ich wohl das Kabel abgerissen und den Motor in dem Glauben zurück gelassen, ich hätte soeben einen Herzstillstand erlitten.
Ich jedoch fühlte mich sehr lebendig und vor allem war mir die gesamte Situation mehr als unangenehm.
„Es tut mir leid, dass wollte ich nicht." nuschelte ich und rutschte von der Kante vollständig zurück ins Bett.
Einer nach dem anderen verließ das Krankenzimmer, bis nur noch Andy, ein Arzt und ich unter den Verbliebenen waren.
„Frau Wolf, was haben Sie sich dabei gedacht. Ihnen wurde es ausdrücklich untersagt das Bett zu verlassen. Verstehen Sie, wir wollen weder Ihr ungeborenes Kind noch Sie in irgendeiner Weise verlieren, haben Sie das Verstanden?!" in der Stimme schwang ein drohender, aber dennoch besorgter Unterton mit. „Sie wissen selbst das ihre Verfassung ein erhöhtes Risiko bildet, das in den kommenden 28 Wochen ihr Herz ohne Medikamente abgestoßen werden könnte. Also tuen Sie mir und vor allem Ihnen den Gefallen und hören Sie bitte auf die Anweisungen, die Ihr Arzt Ihnen geben hat. Das ist alles nur zu Ihrem Wohl. Jedoch hätten sie besser... "
„... noch ein paar Jahre warten sollen, bevor Sie sich für eine Schwangerschaft entscheiden." beendet ich den Satz den ich schon seit Wochen von der Seite der Mediziner zu Ohren bekommen hatte.
So als wäre mein Baby in ihren Augen eine Krankheit, doch für mich war es ein Geschenk.
„Ist das Ihr verdammter Ernst!" rief Andreas wütend und baute sich, vor dem kleinen mir tatsächlich völlig unbekannten Arzt, auf.
„Sie reden hier von MEINER Frau und von UNSEREM Baby. Ich liebe meine Verlobte und ich mache mir große Sorgen um sie. Sie können sich sicherlich nicht ansatzweise vorstellen, wie es ist täglich Angst zu haben das Haus zu verlassen. Lia alleine zu lassen. Wissen Sie überhaupt nur ansatzweise, wie es ist eine Person einmal fast verloren zu haben. Ich liege nachts wach, habe Angst die Augen zu schließen und Lia zu verlieren. Wenn etwas passieren sollte, während ich seelenruhig im Land der Träume verweilte. Ich könnte mir das nie verzeihen. Wenn alles in mir dunkel ist, ist sie mein Licht, mein Stern, mein Engel, der mich vor dem ertrinken rettet. Sie ist mein Leben, meine Freiheit, mein zu Hause, mein alles. Und auch wenn ich Angst habe sie an einer beschissen Krankheit zu verlieren. Oder weil Simon droht mir sie zu entreißen, sie mir zu nehmen, so will ich dieses Kind zusammen mit ihr bekommen. Dieses Baby soll kein Zeichen des Verderbens sein. Es ist ein Zeichen meiner, unserer Liebe. Und ich schwöre bei meinen Leben, ich werde es so sehr lieben, wie ich Lia liebe. Und nun gehen Sie, bevor ich mich noch vergesse." brüllte Andy und ehe ich mich versah, fehlte vom soeben noch anwesenden Arzt jegliche Spur.

By your side || EhrlichBrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt