Mehr als tausend Worte

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Erleichtert ließ ich mich auf den Stuhl fallen. So anstrengend hatte ich das Ganze nicht in Erinnerung gehabt. Doch zum Glück war ich nun an meinem Ziel angekommen. Konnte etwas durchatmen und die Show einfach nur genießen. Das dachte ich zumindest.
„Wusstest du schon, angeblich hat sich Andreas von seiner Ehefrau scheiden lassen?" meine rechte Sitznachbarin tuschelte, zu meinem Pech genau mit einer anderen Frau zu meiner linken. Sodass die beiden Damen, wohl oder übel über mich hinweg redeten. „Entschuldigen Sie?" allmählich platzte mir der Kragen. Dennoch versuchte ich höflich zu bleiben, soweit dies überhaupt möglich war. „Was wollen Sie?" fragte mich eine der beiden schnippisch, „Wenn Sie kein Problem damit hätten, dann könnten wir Plätze tauschen, sodass sie sich besser miteinander unterhalten können." schlug ich vor. Ich wollte aus der Schusslinie. Zu meiner Verwunderung willigten die Beiden sogar ein, sodass ich nun endlich halbwegs meine Ruhe hatte bis die Show begann.
Ich war fasziniert von neuen, genauso wie von den alten Illusionen, doch eine toppte alles. Chris war von der Bühne verschwunden, nur Andy stand noch stumm vor dem Publikum. Er wirkte traurig, blickte aber dennoch hoffnungsvoll in die Menge.
Das Licht wurde gedämmt, bis es schließlich ganz erloschen war und das Publikum im dunkeln saß. Der Screen auf der Bühne kriselte zunächst, bevor ein Bild von mir eingeblendet und ein mir all zu bekanntes Lied eingespielt wurde.

Alles was ich weiß, weiß ich von dir,

alles was ich habe, hab' ich von dir,

alles was ich liebe, hat mit dir zu tun,

und so lang ich lebe, wird mein Herz nicht ruhn,

und so wird es immer bleiben,

du kannst gar nichts dagegen tun,

weil du die Liebe meines Lebens bist,

weil du die Liebe meines Lebens bist,

weil du die Liebe meines lieben Lebens bist,

alles was ich tue, gestern heut' und hier,

soll doch nur ein Umweg sein, auf meinem Weg zu dir,

alles was ich tue, hat nur einen Sinn,

dass ich am Ende meines Lebens endlich bei dir bin,

und so wird es immer bleiben,

du kannst gar nichts dagegen tun,

weil du die Liebe meines Lebens bist,

weil du die Liebe meines Lebens bist,

weil du die Liebe meines lieben Lebens bist,

und selbst wenn ich dich nie kriege,

dann wird eines für immer sein,

der Schmerz in meinem Herzen,

mein Leben ohne dich gewesen zu sein

und so wird es immer bleiben,

du kannst gar nichts dagegen tun,

weil du die Liebe meines Lebens bist,

weil du die Liebe meines Lebens bist,

weil du die Liebe meines lieben Lebens bist,

weil du die Liebe meines Lebens,

weil du die Liebe meines Lebens,

weil du die Liebe meines Lebens,

weil du die Liebe meines Lebens bist.

Eine Gänsehaut machte sie auf meinem ganzen Körper breit und ein leises raunen ging durch die Halle. Als Andy auf den Bildschirm zu rannte und schließlich darin verschwand, nur um wenig später neben mir auf der Leinwand aufzutauchen. Das Bild verwandelte sich in einen Film, Andreas und ich liefen Hand in Hand, bis er und mein digitales ICH nicht mehr in Sichtweite waren. Kurz wurde es schwarz, bevor ein neues Video erschien. Auf dem Andreas und ich auf die Zuschauer zu liefen. Ein weißer Nebel stieg auf und ich wusste genau was jetzt passieren würde. Es war unsere Illusion. Er hatte sie verfeinert und somit noch schöner gemacht. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg an meiner Wange hinunter. Der Nebel lichtete sich. Andreas stand erneut auf der Bühne, doch wie zu erwarten war er nicht alleine. Er tanzte eng umschlungen mit meinem schwarz-weißem ICH, doch dass war nicht alles. Auch wenn man genau hinsehen musste, sah ich dort etwas was mein Herz erweichte. Andy weinte, als sich mein nicht reales ICH vom ihm löste, ein paar Schritte von ihm wegging, sich noch ein letztes Mal zu ihm umdrehte, ihm zulächelte und sich dann in Luft auflöste. Minutenlang, blieb Andreas in Gedanken verloren auf der Bühne stehen. Bis das Lied zu Ende war und sich der Vorhang schloß.  In der Halle herrschte Totenstille. Keiner traute sich etwas zu sagen oder gar zu atmen. Es war mucksmäuschenstill. Fast schon Totenstill. Als jeder der hier Anwesenden seinen Kopf nach rechts drehte. Reflexartig folgte ich den Anderen, nur um in das Gesicht von Andreas zu blicken, der nur wenige Meter von mir entfernt im Gang stand. „Lia" hauchte er und seine Augen fühlten sich erneut mit Tränen, „Du bist tatsächlich gekommen." Ich antwortete ihm nicht. Stattdessen bahnte ich mir einen Weg zu meinem Magier und blieb wenige Zentimeter vor ihm stehen. Meinen Kopf hatte ich in den Nacken gelegt, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte.

Ich lächelte ihn an, flüsterte ein „Ich hab dich so sehr vermisst

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Ich lächelte ihn an, flüsterte ein „Ich hab dich so sehr vermisst." und überwund die letzten Zentimeter zwischen uns.

By your side || EhrlichBrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt