Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 8

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Seit so langem hatte sie keine warme Dusche mehr. Wie lange war sie bereits darunter? Es könnte sich um Stunden handeln, obwohl erst eine halbe vergangen ist. Der Mann war in der Zwischenzeit abgereist und hatte ihr die bitte erteilt, hier zu bleiben, bis sie ihre Aufgabe bekäme. „Allerspätestens in zwei Jahren, aber ich glaube es wird früher sein." Bitte. Wenn es stimmt, was er erzählt und ihre Wünsche in Erfüllung gehen, dann würde sie sogar noch fünf Jahre warten können. Aber in dieser Zeit soll sie sich in diesem riesigen Haus aufhalten und sich wie zu Hause fühlen. Ein Buttler sprang umher, aber sie fragte ihn nur, wenn sie nicht weiß, wo etwas steht.
Das warme Wasser der Dusche, wo locker sechs Personen Platz haben, reißt sie wieder aus ihren Gedanken. Ein Dreck war das, den sie im Laufe ihres Aufenthaltes in dieser Einrichtung abgesammelt hat. Sie kannte ja nicht einmal mehr ihre eigene Haut- und Haarfarbe. Unglaublich, selbst für eine ihrer Art.
Sie stellte den Duschstrahl ab und lief zu dem übertriebenen großen Spiegel des Bades, welches mit Wand und Bodenfließen bestückt ist. Die edle Wanne mit goldenem Hahn ist mehr ein Whirlpool, als eine Wanne. Hier hat eindeutig jemand zu viel Geld und steht auf teure Sachen.
Ihr Blick fällt auf den Spiegel. Sie wischt mit einem blauen Handtuch darüber, da der Spiegel durch ihre warme Dusche so beschlagen ist. Sie hatte sich so lange nicht gesehen. Für sie ist es nur ein kurzer Funke ihrer Lebensspanne, aber sich selbst nicht ansehen zu können, ist eine ihrer persönlichen Schwächen. Ihre Hand berührt den frisch polierten Spiegel. Sie kann kaum glauben, wenn sie dort sieht. „Meine Augen...". Tränen der Freude fließen langsam an ihrem Gesicht hinunter. Sie sieht sich selbst. War das wirklich sie? Ihre Finger berühren den Spiegel, als würde sie darin eine Märchenfigur sehen-
Ihre Augen blieben weniger an ihrer Figur hängen, sie war sicherlich durchaus reizvoll und viele beschrieben sie als Gottes persönliches Handwerk, aber manchmal nervten ihre körperlichen Reize sie durchaus, besonders wenn hormongesteuerte Jugendliche ihr auf die Brüste starren und dann miteinander tuscheln.
Viel lieber mag sie ihr perfektes Gesicht, genau wie ihre Mutter es hatte. Sie hat unheimlich viel von ihr geerbt. Außer dem lila Haar. Lilith ist sich nicht einmal sicher, ob es lila Haar überhaupt in der Natur gibt, sie hat es jedoch. Bis zu ihrer Hüfte reicht ihr Haar.
„Das bin ich." Völlig erstaunt betrachtet sie sich einige Minuten, bevor sie verträumt durch das Haus schlendert, ohne Handtuch. Sie vergisst solche Kleinigkeiten eben gern. Aber damit ist sie nicht allein.

Das Haus gleicht einem Treffpunkt für superreiche. Marmorboden, Möbel, die ein normal Arbeitender nicht mal anfassen darf. Am schönsten findet sie allerdings den riesigen Garten, an dem etwa ein Dutzend Gärtner ihre Handwerkskunst ausüben. Der Garten strahlt in allen Farben und ist sehr weitläufig, in der Mitte ist ein riesiger Springbrunnen, umgeben von Hecken. „Sollte die Dame sich nicht etwas mehr bekleiden? Sonst erkälten Sie sich noch, Miss." Er war der liebenswerte Buttler mit Namen Thomas, der seine Pflicht mehr als treu erfüllt und auch hier sein Zuhause gefunden hat. „Ach, sowas passiert nicht, keine Sorge."
Er verschränkt seine Arme hinter dem Rücken. Die Nacktheit von Lilith beachtet er nicht, es bringt ihn nicht einmal aus der Fassung.
„Ihre Kleidung liegt in ihrem Rückzugsort auf dem Himmelbett. Ein schwarzes, langes Kleid, wie Sie gewünscht haben." Sie bedankt sich höflich und nett und kurz war eine Spur von Freude auf Thomas Gesicht zu erkennen. Für diesen kurzen Moment war er außerhalb seiner Butler Rolle. Wie er wohl privat sein mag? Vielleicht findet sie es noch heraus, den dieser Kerl hat zwar seine besten Tage hinter sich gelassen, aber er dürfte dennoch ein unterhaltsamer Gesprächspartner sein.
Ihr Zimmer befindet sich gleich neben dem Badezimmer. Die Größe unbeschreiblich, dass sie es nicht in Worte fassen kann. In warmen holzfarben erstrahlt ihr Zimmer. Weiße Gardinen wehen im Wind ihres offenen Fensters. Den Rest ignoriert sie zuerst. Sie kracht sich auf ihr Himmelbett und ist heilfroh, eine neue Chance zu bekommen. Wenn sie die Aufgabe des Mannes erfüllt hat, könnte sie endlich ihren Traum erfüllen. Sie könnte endlich wieder frei sein und Leben.
Ihr Blick verfinstert sich. Ihr alter Instinkt meldet sich, den sie solang unterdrückt hat.
Sie sucht Thomas auf, der sofort die Lage erkennt, ohne dass Lilith ein Wort sagen muss.
„Ah, ich verstehe. Wenn sich die Dame kurz gedulden würde? Ich werde mich des Problems annehmen." Die Antwort ist ein gefährliches knurren, was Thomas zur Eile treibt, welcher aber seine Pflicht erfüllt, wie, als wäre der Master zuhause, wie er ihn immer liebevoll nennt. Schließlich kennt er solche kleinen Ausfälle wie knurren nur allzu oft.

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