Cloe arbeitet wie gewöhnlich ab und an für die Clubbesitzerin von Moonlight an der Bar. Der ganze Club ist gigantisch. In der Mitte ist eine übergroße Tanzfläche. Der riesige DJ-Pult ist in einem abgegrenzten Bereich. Über ihrer extrem langen Bar ist der Privatraum der Besitzerin. Über eine lange Treppe gelangt man dorthin, wenn man an den zwei Wachmännern vorbeikommt. Sie hatte sie nur einmal gesehen und das nur flüchtig. Sie hat sich kaum eine Info über sie behalten. Eingestellt wurde sie von einem der Wachmänner.
Sie wendet ihr Blick wieder dem Club zu. Die Decke ist ein heller Vollmond. Dieser leuchtet hell und wunderschön und taucht den Club mit dem Gothstil in helles Licht. Überall sind rote, mit Sicherheit extrem teure Ledermöbel um die Tanzfläche aufgestellt. An den schmuckhaften Marmorsäulen, die hier und da stehen, finden sich okkulte Symbole wieder. Eins musste man der Besitzerin lassen: Sie hat Geschmack. Und das nötige Kleingeld, für diesen gewagten Stil
Die Tanzfläche ist in rotes Licht getaucht, die Sitzplätze in nicht störendem, hellem grün. Sie liebt es, hier zu arbeiten. Wenn sie einer anpöbelt, kümmerte sich einer der Wachmänner um sie und diese Personen sieht sie meistens nie wieder. Es ist ein entspannter Arbeitsplatz. Wenn keiner etwas zu trinken möchte oder mit ihr plaudert, dann lässt sie sich meistens von der zum Tanz einladenden Musik verleiten. Dabei schließt sie die Augen und träumt vor sich her. Von einem Wunsch, der ihr vielleicht eines Tages erfüllt werden würde. Eine Welt, die sie mit jemandem Teilt, den sie liebt. „Einen Drink bitte meine Hübsche." Die Frau an der Theke trägt ein schwarzes Kleid, ihr Gesicht ist durch einen Schleier verdeckt. Es geht von ihr eine eigenartige Aura aus, eine, die Cloe fasziniert und auf eine eigenartige Weise auch beängstigt. Wie ihr Gesicht wohl ausschauen mag?
„Was wünschst Du denn?" Die Frau lacht belustigt auf. „Überrasch mich." In Moonlight ist das duzen üblich. Es ist ein unausgesprochenes Gesetz im Club.
Cloe mixt flott etwas zusammen und serviert es ihr. Genüsslich schlürft sie daran, jedoch deckt sie noch immer ihr Gesicht zu. Unter dem Schleier erkennt sie jedoch gut die vollen, roten Lippen, die sich zu einem genüsslichen Lächeln verzieht. „Bloody Mary, welch schöner Zufall. Gut, dass ich dich eingestellt habe. Eine kluge Wahl. Eine hübsche dazu." Cloe errötet leicht und erstarrt dann. Hat sie gerade erwähnt, dass sie von ihr eingestellt wurde? Sitzt dort etwa in diesem Moment ihre geheimnisvolle Chefin, die kaum eine Menschenseele zu Gesicht bekommt?
Stotternd presst sie ein paar Worte hervor. „Si...Sie sind die...die...?" Wieder lacht sie leise auf. In ihrer Stimme hätte sie sich verlieren können, aber sie war hier um ihren Job zu machen und nicht eine Frau zu bewundern, allem voran noch ihre Chefin ist. „Ganz recht. Dass alles hier, gehört mir. Oder besser gesagt: Uns. Ohne euch würde das ganze hier nicht laufen. Vor allem mit jemandem wie dir." Sie schlürft weiter an ihrem Getränk, während Cloe mit offenem Mund dasteht. Versucht sie gerade mit ihr zu flirten oder was soll dieser Annäherungsversuch?
„Tu einfach so als wäre ich nicht da. Du kannst ruhig der Musik nachgeben meine Liebe." Die Stimme ihrer noch namenlosen Vorgesetzten brennt sich in ihr Gedächtnis, ohne dass sie es verhindern kann. Gehorsam fügt sie sich der Stimme und gibt sich der Musik hin, da außer ihrer Chefin sowieso niemand bedient werden möchte.
Sie erschrickt im inneren ein wenig vor sich selbst und ihrem eigenartigen, ungewohnten Stil des Tanzens. Sonst wippt sie immer nur leicht hin und her mit geschlossenen Augen, aber diesmal hat sie eine Energie gepackt, mit der sie gefühlt ganze Häuser einreißen könnte.
Sie reißt ihre Arme in die Lüfte, schließt die Augen und legt ihren Kopf leicht zur rechten Schulter.
Die Knie leicht gebeugt, lässt sie ihre Hüfte langsam im Rhythmus der Musik kreisen. Elegant dreht sie sich dabei um jeweils eine viertel Runde im Kreis und wieder zurück.
Deutlich spürt sie den Blick ihrer momentanen Kundin mit dem verschleierten Gesicht, der ihr bei jedem Tanzschritt und jeder Bewegung folgt. Cloe kann nicht behaupten, sie würde es nicht genießen von ihr beobachtet zu werden, auch wenn diese Gedanken sie etwas verwirren. Nach ein paar Minuten endet die Musik und der DJ des Hauses stimmt zu einem neuen Song an.
Cloe nimmt ungehalten wieder ihre Arbeitsposition an und öffnet die Augen. Kein neuer Kunde. Es sitzt immer noch dieselbe Person da, welche sie schon die ganze über beobachtete. Die Augen der leicht gekleideten Frau funkeln wie kleine Sterne.
„Wir sehen uns sicher bald wieder, Cloe." Sie haucht ihr einen Kuss zu, bevor sie wortlos aufsteht und sich entfernt.
Cloe wird verwirrt zurückgelassen, nicht wirklich wissend, ob sie gerade ins Chaos reitet oder in eine wundersame Geschichte.
Die Magie scheint ihre neue "Begutachterin" an den Club weitergegeben zu haben.
Ja, dieser Club hatte etwas Magisches, etwas, was man nicht in Worte fassen kann oder gar greifen kann. Es ist einfach da, eine unsichtbare Kraft, die man einfach annimmt, als würde sie schon immer zu einem gehören. Deswegen waren die meisten Leute hier. Nicht wegen des Alkohols, der Drogen oder wegen sexueller Triebe. Es ist die Magie, die diesen Ort umgibt. Eine unsichtbare, nicht tastbare Kraft, die diesen Ort in etwas Wundervolles verwandelt.
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Der süße Kuss des Blutes |GirlxGirl [Abgeschlossen]
VampireSophia ist mit ihrer Schwester und ihren Freundinnen auf einer Akademie für Hochbegabte. Ihr Leben scheint ganz Normal: Einen festen, gutaussehenden Freund, eine glückliche Familie, eine gute Ausicht auf die Zukunft mit den besten Freunden, die man...