1705. Eine bahnbrechende Zeit. Fina reiste viel umher, scheffelte mit ihrer Länderei ordentlich Geld, auch, wenn ihre geliebten Tiere nicht mehr lebten.
Sie kaufte immer mehr Land, von welchem sie Pacht bezog.
Frauen lernte sie kennen, sie hatte ab und an ihren Spaß, aber so richtig gefallen hat ihr keine. Mehrere einhundert Jahre ist es her, seitdem sie Samira verloren hatte. Ihr Leben ging weiter. Ihre Suche nach Liebe klafft schwer in ihr. Nun, sie fand zwar keine wirkliche Liebe, dafür aber eine Person, die sie zumindest als ihre erste beste Freundin bezeichnen kann.
Sie war in London unterwegs, Geschäfte abschließen. Sie wollte sich schließlich nicht um Geld sorgen, wenn sie eines Tages ihre Liebe finden würde.
Vampire sind selten geworden. Viele ihrer Art überlebten nicht, sie sind auf eine kleine Anzahl geschrumpft. In der selben Stadt auf einen zweiten Vampir zu treffen, grenzt an ein Wunder.
An jenem Tag geschah ein solches Wunder.
Fina lief im schwarzen Kleid auf ein Industriegebäude zu, in der sie einen Vertrag abschließen würde, der ihr Finanzen verspricht. Sie ist zukunftsorientiert. In ein paar Jahren würde dieses Geschäft explodieren und Geld abwerfen. Für so etwas hat sie bekanntlich eine goldene Nase, wie auch ihre Diener immer wieder zugeben müssen.
Auf einer Mauer sitzt eine junge Frau, mit blondem Haar. Sie trägt ebenfalls ein Kleid, allerdings etwas unzeitgemäß. Zu wild, zu abenteuerlich, etwas...freizügig. Sie ist kreidebleich, wie Fina.
Schnell trafen sich ihre Blicke. Die blonde Frau springt grinsend von der Mauer und geht auf sie zu. „Na schau mal einer an", wirft sie ihr neugierig entgegen. Mit verschränkten Armen vor der Brust stellt sie sich lässig vor Fina auf, um ihren Weg zu versperren. „Ich dachte schon, ich wäre die einzige in dieser verwahrlosten Stadt. Anscheinend habe ich mich geirrt. Ich bin Carmilla und du bist wer?"
„Fina. Ich heiße Fina." Beide nicken aneinander freundlich zu. „Fina...Fina. Hm, den Namen habe ich schon einmal gehört. Lange ist es her. Ich hörte von einer Fina Bathory, Tochter der Blutbaronin. Du hast eine ganz schön beeindruckende Vernichtungswelle hinterlassen, ehe du dich dem Frieden zugewandt hast. Wir sehen uns gar nicht mal so unähnlich. Was war es bei dir, was dich veränderte? Schmerz?" Sie liest auf Fina wie sie es aus einem Buch tut. „Oh, Liebe. Ich verstehe. Wer war sie?"
Eigentlich ist sie recht misstrauisch gegenüber Fremden, vor allem Vampiren, aber Carmilla findet sie irgendwie sympathisch. Es ist nicht erklärbar für sie.
„Sie war Samira. Dienerin eines Sultans, sie wurde von einem unbedeutenden Individuum getötet. Ihr letzter Wunsch war, dass ich jemanden finde, den ich so lieben kann wie einst sie. Aber ich bin sehr erfolgslos. Seit vielen, vielen Jahren."
Carmilla hört in Ruhe zu, bevor sie nickend zustimmt. „Ja, dass kenne ich. Komm, wir setzen uns kurz auf die Mauer, ein toller Ort." Kein normaler Mensch könnte drei Meter hinaufspringen, aber sie beide sind schon lange keine Menschen mehr. Fina folgt ihr gehorsam.
„Weißt du Fina? Ich habe ein ähnliches Schicksal wie du erlitten. Ich kann mehr von dir ablesen, als du glauben magst. Deine Augen haben schreckliches gesehen, meine ebenfalls. Dein Vater wollte dich...naja, meiner hat es geschafft, indem er mich fast tötete. Ein uralter Vampir befreite mich dann von der Sterblichkeit und ich habe meinen Vater zerfetzt. Ich meine, so wie Streusel, weißt du? Mehr war von ihm nicht übrig.
Ich führte Kriege, Intrigen durch, ehe ich mich in einer östlichen Stadt irgendwo tief in Asien verliebte. Logischerweise wurde sie getötet, sonst wäre ich nicht hier. Deine Augen verraten beinahe dasselbe Fina. Wir sehen uns ziemlich ähnlich. Wir sind beide Trottel, die nach Liebe suchen."
Beide schauen in die Ferne und schweigen eine Weile. Keiner sagt ein Wort, sie verstanden sich auch so.
Carmilla beginnt wieder mit einem euphorischen Vorschlag. „Hast du was dagegen, wenn ich dich begleite? Ich könnte dir ein paar Tricks beibringen. Schön bist du ja, ohne Frage, aber das Handwerk der Liebe verstehst du sicher noch nicht so ganz, oder?" Sie lächelt breit. „War das jetzt eine Liebeserklärung Carmilla?"
„Ich bitte dich. Wir sind Vampire, wir können in die Herzen anderer sehen. Wir wissen doch beide, dass aus uns nichts wird. Zumindest nichts Festes, wenn du verstehst." Sie berührt Finas Oberschenkel zärtlich und lächelt sie liebevoll an.
Sie hält es für gar keine so schlechte Idee. Carmilla wollte nicht allein sein und sie auch nicht. Irgendwie hat Carmilla sie verzaubert. Später erfuhr sie, dass manche Vampire spezielle Eigenschaften entwickeln konnten, warum, kann sich bisher niemand erklären.
Auf jeden Fall war es Carmillas Eigenschaft, in die Herzen der Leute zu sehen und ihnen den Kopf zu verdrehen, wenn sie es will.
Fina lächelt sie an. „Ja, warum nicht." Sie hatte allerdings nicht vor, so schnell nachzugeben, wie es Carmilla plant.
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Der süße Kuss des Blutes |GirlxGirl [Abgeschlossen]
VampireSophia ist mit ihrer Schwester und ihren Freundinnen auf einer Akademie für Hochbegabte. Ihr Leben scheint ganz Normal: Einen festen, gutaussehenden Freund, eine glückliche Familie, eine gute Ausicht auf die Zukunft mit den besten Freunden, die man...