Jeffrey blickt auf die Leiche. Ein sehr eigenartiger Mord. Er nickt zwei seiner Kollegen kurz zu und zeigt seinen Ausweis an der Absperrung. Er wird durchgelassen, ohne dass der kleine Polizist ihn überhaupt ansehen kann. Jeffreys Namen kannte man schließlich. Seine Arbeit vollführt er immer mit Präzision, die dem eines Scharfschützen entspricht. Die meisten seiner Fälle löst er, seine Aufklärungsrate liegt bei 95%, so hoch, wie bei niemand anderem. Er nickt einem kleinen, rundlichen Mann im Anzug zu, der sich mit seinem Stofftaschentuch über die nasse Stirn wischt. „Hallo Anderson." Der kleine Mann nickt ihm kurz zu. „Jefferson." Jedes Mal verflucht Jeffrey seine längst verstorbenen Eltern. Jeffrey Jefferson. Wie konnte man so bescheuert sein und ihn so nennen? Er hätte doch den Nachnamen von seiner Frau annehmen sollen. Dann würde er jetzt wenigstens Jeffrey Connor heißen.
Er erstellt sich ein kurzes, innerliches Bild von Tatort. Die Leichenstarre des etwa 40-jährigen Mannes ist schon eingetreten. An seinem Hals erkennt Jeffrey zwei Wunden. „Samantha?" Er winkt die Polizistin zu sich, die gerade von der Akademie zum Departement gekommen war. Eine verdammt kluge Frau. Eine blonde Frau, ziemlich zierlich, aber hübsch. Aber das tut für Jeffrey nichts zur Sache. Schließlich sind sie Arbeitskollegen bei der Polizei und nicht in einem Bordell tätig.
„Was hast du schon herausgefunden? Ich musste noch ein paar kleine Dinge erledigen, deswegen hoffe ich, dass du schon fleißig warst." In Samantha brennt das junge Feuer, ihren Vorgesetzten zu beeindrucken. Es war kein Geheimnis, das Jeffrey das Departement am Laufen hielt. Sein Vorgesetzter arbeitet ihn schon für den Posten als Departementleiter ein. „Also" -beginnt die junge Frau im Alter von Anfang zwanzig zu erzählen- „Die Leiche ist höchstwahrscheinlich Mikael Sergejewitsch, wir suchen ihn seit einiger Zeit wegen einer Serie von Vergewaltigungsmorden. Er weist Verletzungen am Hals auf, vermutlich zwei Stichwunden." Jeffrey brennt sich jede Information ein. Diese löscht er nur, sobald er sich sicher ist, den Täter gefasst zu haben. „Vermutlich Stichwunden, verzeihen Sie." Sie räuspert sich, um ihre Gedanken zu ordnen, während Jeffrey breit grinst. So waren wir alle mal, wie die Kleine. „Bei ihm wurden Messer gefunden, ob sie mit den vorherigen Opfern übereinstimmen, wird die Spurensicherung feststellen."
Sergejewitsch. Dieser verfluchte Dreckskerl vergewaltigte mehrere Frauen und tötete sie. Nein, er schlachtete sie ab und hinterließ wahrlich ein Massaker. Jeffrey ist eigentlich nicht wirklich enttäuscht über diesen Toten. Solche miesen Schweine kann die Welt nicht gebrauchen. Insgeheim dankt er dem Mörder dieses Mannes. Aber dennoch ist Mord eine Straftat. Und selbst der Mörder eines Vergewaltigers darf nicht ungestraft davonkommen.
„Das ist jetzt schon der Zweite mit Einstichwunden. Da scheint jemand die Vergewaltiger aus dem Weg räumen zu wollen."
Anderson grunzt auffällig. Er kann es nicht leiden, wenn während seiner Arbeit geredet wird. „Lass dich nicht von ihm verunsichern oder gar ablenken, Samantha. Mach in Ruhe weiter." Er bemerkt ihre plötzliche Unruhe, aber sie fängt sich einigermaßen wieder. „Keine Fußabdrücke, keine Zeugen. Das wäre es." Er klopf ihr auf die Schulter. „Gut gemacht. Sobald die Spurensicherung fertig ist, fahren wir zur Gerichtsmedizin." Der Mord geschah in einer Gasse, im "Drogenviertel", wie die Polizisten zu diesem Teil der Stadt sagen. Eine Zeugenbefragung wäre umsonst gewesen, niemand arbeitet hier mit der Polizei zusammen. „Warst du schon einmal bei Doktor Milligan?" Samantha verneint. „Anderson, wir wären hier fertig." Er nickt zufrieden. „Bericht gibt es heute Abend", meint der Leiter der Spurensicherung.
Jeffrey befiehlt seinen zwei Kollegen, etwas über die Beziehungen des Opfers herauszufinden, während Jeffrey die junge, eifrige Frau mitnimmt.
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Der süße Kuss des Blutes |GirlxGirl [Abgeschlossen]
VampireSophia ist mit ihrer Schwester und ihren Freundinnen auf einer Akademie für Hochbegabte. Ihr Leben scheint ganz Normal: Einen festen, gutaussehenden Freund, eine glückliche Familie, eine gute Ausicht auf die Zukunft mit den besten Freunden, die man...