Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 80

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Zwölf Stunden später lässt Fina sich schwitzend in dem privaten Zimmer des Gasthauses fallen.
Carmilla leckt sich Blut von ihren Lippen, schließlich wollte sie Fina eine ganze Palette bieten.
Selbst mit körperlicher Stärke und erhöhter Ausdauer atmet Fina schwer. Gott, Carmilla ist eine Meisterin der Liebe und Leidenschaft.
Die blonde Vampirin lächelt belustigt. Sie lieben sich nicht, sie haben nur etwas Spaß zusammen und teilen ihre gemeinsame, trostlose Zeit. Viel lieber teilen sie aber ihre gemeinsame Zeit in der Freiheit, die Abende, in denen Carmilla sie um den Finger wickelt ist nur die Erdbeere auf der Sahnetorte.
Sie beschließt, aus Fina ebenso eine Meisterin der Liebe zu kreieren. Das hatte sie wohl mehr als verdient.
„Wow. Wahnsinn." Carmilla streichelt sie sanft. „Ach Fina. Ich habe doch gesagt, wir können viel Spaß zusammen haben."

Die nächsten hunderten Jahre verbrachten sie Seite an Seite miteinander. Sie sahen aufstieg und Fall von Persönlichkeiten, sahen Kriege, überlebten diese gemeinsam.
Sie lernten beide niemanden kennen, dem sie ihr Herz schenken konnten, aber aus den beiden wurden unzertrennliche Freunde.
Carmilla hatte ihr Ziel mehr als erreicht. In ihren kleinen Liebesspielen war sie zwar immer noch die Bessere, aber sie muss zugeben, dass Fina sie mittlerweile gut zum Schwitzen bringt. Sie hatte sich viel abgeschaut, aber legt auch immer wieder kreative Ideen an den Tag.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts, sechzehn Jahre bevor sie Sophia traf, baute sie ihr ganzes Grundstück um. Sie verkaufte nutzloses Land, baute ihr Traumhaus mit riesigem Garten und ließ Samiras Überreste in ihrem Garten vergraben. Sie kannte die Position immer noch, auch, wenn dort nichts als gähnende Leere herrscht, den Hügel mit der Oase würde sie niemals vergessen.
James ist im mittleren Alter der letzte Nachfahre, der alten Butlerfamilie, die Elisabeth einst in ihren Dienst stellte.
Carmilla verbrachte dort ein Jahr mit ihr, ehe sie Abschied nahm. „Das heißt aber nicht Lebewohl. Wir schreiben miteinander Finchen. Ich komme dich sooft besuchen, wie ich kann." Dieses Versprechen hielt sie Viertel- bis halbjährig ein, bis heute.
Die rothaarige Vampirin ließ sich auf ihrem Anwesen nieder, besuchte aber nie das Meer in der Nähe.
Sie baut sich hier ein richtiges Leben auf, ging unter Leute, um vielleicht irgendwo dort ihre Traumfrau zu finden.
Sie besuchte Clubs, Universitäten, auf denen sie viele Schönheiten traf, aber keine berührte ihr Herz.
Sechzehn Jahre verstrichen, in der sie Samantha kennen lernte. Ihre zweite Freundin, die sie auch in ihr Haus einziehen ließ. Sie teilten ein paar Nächte miteinander, ihr Geheimnisse und sie gab ihr Blut für die Vampirin. So war sie nicht immer gezwungen, Blutspenden illegal zu kaufen.
Aber sie war immer noch einsam und allein. Sie hatte nun acht Jahrhunderte durchgehalten. Sie zweifelte daran. Sie wurde seit Carmillas Abschied verschlossen, Abneigend gegen Menschen, sie nutzte Gefühle anderer für ihren Spaß. Sie vertieft sich im Zeichnen. Nur Carmilla oder Samantha können sie etwas erweichen, aber sie war nicht mehr die Alte.
2016 entdeckte sie ein Projekt, eine Akademie für die schlausten Köpfe des Landes. Fina steigt im vorletzten Jahr einfach ein, indem sie die Aufnahmeprüfung besteht, die selbst Lehrkräfte dort zum schlucken gebracht haben. All dies hat sie miterlebt und ihr Wissen ist mehr als umfangreich.
Zu Beginn des neuen Schuljahres holte der Direktor sie an die Seite, um Hass gegen sie zu schüren. Sheppard und seine "Lieblinge" waren nicht sehr beliebt dem Anschein nach. Die meisten warfen ihr Hass entgegen, nur wenige betrachteten sie neutral.
Es interessiert sie nicht. Selbst an der Akademie für Superschlaue sah sie nur dumme Menschen.
Sie hörte Sheppard gar nicht zu und sah sich ihren Jahrgang an. Langweilig, protzend, ermüdend und...
Sie bleibt so gelassen wie möglich, aber ihr Herz kann sie nicht täuschen. Es fängt wild zu pochen an. Ihr Gesicht ist bezaubernd, ihr Haar schwarz und lang. Sie ist wunderschön. Das ist sie. Darauf hatte Fina so lang gewartet. So viele Jahre. Ihren Namen prägte sie sich schnell ein: Sophia.
Sie blieb ihr gegenüber etwas kalt, was ihr im Herzen wehtat, aber sie wollte wissen, ob Sophia sich für sie wirklich interessiert. Sie wollte ganz sicher gehen.
Und sie wurde nicht enttäuscht. Das sie Strafe zum schwimmen bekam, war ihr nur recht. Sie wartete jeden Tag im Schwimmbad auf sie, näherte sich ihr flirtend, küsste sie beinah auf dem Gang, als sie auf ihren ehemaligen festen Freund traf.
Ja, sie war die Richtige. Darauf hatte sie gewartet, ihr ganzes Leben lang. Endlich.
Es fühlte sich so gut an, als sie endlich ihre Lippen berühren durfte. So sehr sehnte sie sich danach. Ihr Traum war erfüllt und ihre Freundinnen sind eine nette Bekanntschaft, aber nur für eine hat sie Augen: Sophia.

Die Geschichte berührte Sophia tief, dass sie sogar weinte. Nebenbei genießt sie ihren Wein, während sie Finas Geschichte lauscht.
Ein grausames Leben. Ihre Familie, ihr grausamer Feldzug, der Verlust ihrer Liebe und ihr geduldiges warten auf Sophia über mehreren Jahrhunderten.
Sie findet es furchtbar gemein, dass manche Menschen so leiden müssen. Fina ist noch verletzlicher, als sie dachte, nur ein riesiges Schutzschild als Eigenschutz hatte sie errichtet. Hinter ihr steckt so viel Liebe, es ist unglaublich.
Sie unterhielten sich noch eine Weile, ehe Sophia tief und fest einschlief, in Finas Armen, der Frau ihrer Träume.

Der süße Kuss des Blutes |GirlxGirl [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt