Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 35

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Im Erdgeschoss hört man schon ein paar Klaviertasten klimpern, die nach ein paar Sekunden pausieren und dann wieder anfangen. Fina trägt nun ein schwarzes, langes Shirt, wobei die linke Schulter komplett frei ist und eine eng anliegende schwarze Hose. „Na wenigstens mit den Hosen habt ihr euch abgesprochen," flüstert Anna ihrer Schwester zu. Sophia beobachtet wie sie aus einem Weinglas das entsprechende Getränk trinkt. Mit leicht zufriedener Miene spielt sie wieder ein paar Töne. Die Geschwister nähern sich ihr langsam, vor allem eine von den beiden hat tüchtig Schwierigkeiten ihr heute an diesem Tag beziehungsweise schon Abend nahezutreten. Mitten im Spiel hört sie wieder auf, nimmt noch einen Schluck und winkt die beiden mit dem Zeigefinger zu sich, ohne sich ihnen zuzuwenden. „Na kommst schon. Ihr müsst nicht an der Treppe herumlungern. Setzt euch doch auf die Couch. Ich sagte doch, ihr könnt euch hier wie zuhause fühlen. Also tut mir bitte den Gefallen, ja?" Sie spielt weiter, allerdings ziemlich leise, sodass man sich auch bei einer Unterhaltung versteht. Anna schubst ihre Schwester mit voller Absicht vor. Zum einen handelt sie so, um ihre Schwester zu ärgern, weil sie so aufgeregt ist, auf der anderen weil sie verliebt ist und aufrecht voranschreiten soll. Ohne sie, ohne Anna. Ob ihre Schwester zu mehr Selbstvertrauen mit Fina zusammenfindet, falls alles so eintritt wie es sich Sophia wünscht? Sie hofft es so sehr. Sie hat es mehr als verdient.
Es ist sehr interessant zu beobachten, wie sie langsam voranschreitet, jeder Schritt scheint ihr schwerer zu fallen. Während sie Kurs auf die Couch zum sitzen nimmt, starrt sie Fina von der Seite an. Da mutigere der beiden Geschwister bildet sich ein, dass sich ihre Blickte treffen. „Na also, geht doch", spricht sie zu sich selbst mit glücklichem Gesichtsausdruck. Jetzt zieht Anna erst nach. „Wer ist eigentlich diese Person S, die oben an der Tür steht?" Sophias Frage enthält eine Spur von Angst und Eifersucht? Etwa ein geheimer Liebhaber oder eine Liebhaberin? Sie betet, dass ihre Hoffnung nicht im nächsten Satz zerstört wird und dieser Brief nur eine Geste der Sympathie war. „S ist niemand geringeres als Samantha. Eine nette, kleine Polizistin mit einem hohen Maß an Intelligenz. Sie lebt ab und an hier, wenn es ihre Zeit erlaubt. Sie ist eine gute Freundin, wenn auch etwas starrköpfig in gewisser Hinsicht."
„Also ist sie DEINE Freundin?" Anna hakt mit der Frage dazwischen. Es wäre nicht gut, wenn Sophia so viele aufdringliche Fragen stellt, gerade an diesem Abend, also nimmt sie Sophia diese Frage ab.
Die Besitzerin des Anwesens schaut zu den beiden herüber. Ihr Gesicht ist wie immer nichtssagend. „Nein, dass ist sie nicht, das wird sie auch niemals sein, egal wie sehr sie es begehrt. Sie ist eine gute Freundin auf die ich nicht verzichten möchte. Mehr auch nicht." Sophia wird auf einmal etwas mulmig. Zum Glück hat Anna diese Frage gestellt, aber dass sie gleich so mit der Tür ins Haus fallen muss, beschämt sie. „Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Menschen sind nun einmal von Natur aus neugierig und immer darauf aus, ihre Umgebung genaustens kennenzulernen."
Fina spielt weiter, während sie ab und an am Weinglas nippt. „Ich hoffe ihr habt Hunger mitgebracht. James ist schon fleißig dabei, euch etwas zu zaubern. Ah, sieh mal an. Kommt ihr beiden, setzt euch doch."
Melissa und Cloe lächeln und winken allen zu, bevor sie Platz nehmen. Auch sie scheinen sich hier mehr als wohl zu fühlen. „Ich muss dich mal was fragen. Warum hast du einige Sachen so übergroß gestaltet. Ich meine ja zum Beispiel deinen Garten und die Badewanne, dass ganze Anwesen wirkt etwas zu groß für dich." Cloe blickt interessiert und fragend zugleich Fina an.
„Oh, da hast du allerdings recht. Ich liebe es halt etwas prunkvoller und benötige auch etwas mehr Platz als andere. Außerdem, was bringt einem Geld, wenn man es nicht ausgeben kann? Ich lebe momentan mit James allein hier. Ich hoffe einfach nur, dass ich den Rest meiner Zeit hier nicht allein bleiben muss." Sie seufzt schwer und hält sogar im musikalischen Klavierspiel inne. „Aber jetzt genießen wir erstmal unser gemeinsames Wochenende. Ich bin froh das ihr da seid. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf heute gefreut habe. Aber, habt ihr euch alle halbwegs eingewöhnt? Ich weiß, es fehlt in euren Zimmern an Individualität, aber das könnten wir ja noch irgendwann beheben."
Alle teilen ihr mit, dass sie sich hier wohl fühlen. Keiner wollte aber zu dick auftragen, den diesen Luxus ist niemand wirklich gewöhnt. „Wie kannst du dich eigentlich mit James allein um den Garten kümmern? Ich meine, ihr beide allein schafft das doch kaum, oder?"
„Oh nein Sophia, dass schaffen wir nicht. Dafür habe ich externe Gärtner, die sich hier gut um meinen bunten Garten kümmern. Das überlasse ich lieber Profis."
Sie betrachtet kurz ihre Finger, anschließend führt sie diese wieder zum Flügel und beginnt eines ihrer Stücke vorzuspielen. Ob sie es mögen oder nicht, würde sie ja sehen, aber sie hat in der Hinsicht keinerlei Bedenken.
Es endete ein paar Minuten und ist mehr eines ihrer emotionalen Werke, die zum Nachdenken anregen und bei den meisten Menschen, die sehr mit ihren Emotionen leben, wohl vielleicht sogar eine Träne vergießt. Und genau diesen Effekt hat sie erzielt. Anna lächelt zufrieden, Melissa und Sophia sind wohl eher die sehr emotionalen Menschen -wie Fina es erwartet hatte- und Cloe scheint so wie Anna sehr zufrieden zu sein.
„Ein wirklich schönes Stück. Wo hast du das gelernt," fragt Cloe wissbegierig. „Das spielen habe ich von meiner Mutter gelernt, geschrieben habe ich dieses Stück selbst, es trägt aber wie alle keinen Namen. Der Name beeinflusst einen schon bevor das Stück beginnt, also trägt es keinen Namen, damit jeder sich danach einen eigenen Namen ausdenken kann."
„Entschuldigung das ich euch unterbreche, aber es ist soweit alles bereit." James kam von irgendwoher angeschlichen. „Wir kommen gleich. Wir müssen nur noch kurz ein Stück von mir verdauen."
Er entfernt sich ohne ein weiteres Wort.

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