Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 84

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Tief in der Nacht erwacht Sophia. Sie schwitzt stark. Die Ereignisse der letzten Nacht nagen noch an ihr, aber solange Fina neben ihr liegt, fühlt sie sich sicher.
Sie ging ins Badezimmer, trank ein paar Schlucke Leitungswasser und sah sich im Spiegel an. Wie hatte sie überlebt? Es ist wissenschaftlich gesehen unmöglich! Es geht einfach nicht.
„Au, mein Schädel." Kopfschmerzen plagen sie. Und Hunger. Unheimlicher Hunger. Diese höhere Macht treibt sie zum Kühlschrank. Sie nimmt sich etwas Schokolade, isst ein Brötchen, isst ein Ei und noch ein paar tolle Sachen.
Sie bereut es wenige Sekunden später schon wieder.
Alles, was sie gerade verschlungen hatte, erbrach sie über der Toilette wieder. „Klasse. Jetzt werde ich auch noch krank. Super."
Erschöpft legt sie sich wieder neben Fina, die friedlich und fest schläft.
Kälte durchdringt Sophia. Sie klaute sich aus ihrem Zimmer sogar eine zweite Decke, aber die Kälte verschwand nicht.
Irgendwann schlief sie ein, geplagt von Träumen, die weder Sinn, noch Formen oder Farbe haben.

Sophia sieht am nächsten Tag ziemlich fertig aus.
„Alles in Ordnung? Du siehst ja aus, als hätte dich jemand mit einem LKW überfahren", fragt ihre Schwester besorgt. Die Akademie fiel heute aus, irgendetwas muss vorgefallen sein, dass Sheppard sie zuhause belässt.
„Boah, so fühle ich mich auch. Meine Zähne schmerzen, mir ist eiskalt und ich fühle mich schwach."
„Du solltest unbedingt etwas essen, Schwesterchen und trinken. Du weißt doch, dass ist das Wichtigste beim gesund werden."
Sie hatte extra eine ihrer Suppen gekocht, die sie immer anfertigte, wenn Sophia krank war. Egal wie schlecht es ihr ging oder ob sie brechen musste, diese Suppe verschlang sie immer wie ein gieriger Staubsauger.
Doch nicht heute. Angeekelt wendet sie den Kopf von der Schüssel ab. „Um Himmels Willen. Bleib mir bloß weg damit. Entschuldige Anna, aber ich will nicht." Ihre Kehle ist trocken, sie kaut nervös auf ihrer Lippe. Sie hat Hunger, weiß aber nicht auf was. Nein, Hunger würde sie das nicht nennen. Sie ist durstig. Aber kein Getränk der Welt, dass ihr gerade einfällt, will ihr gefallen. Nichts, gar nichts. Selbst am reich bedeckten Frühstückstisch, den James mit viel Liebe bereitet, vergeht ihr alles. Kein Kaffee, kein Brötchen, kein Spiegelei. Alles was sie sonst mag, ekelt sie an. „Diese Zahnschmerzen machen mich noch krank."
„Brauchst du etwas zum Kühlen?"
„Nein, lass gut sein Cloe."

So zog es sich den ganzen Tag hin. Ihre Laune bleibt überwiegend die alte, aber sie ist von Schmerzen geplagt. Gegen Mittag erbrach sie Blut, erzählte aber niemandem davon, sogar Fina nicht. Wenn es morgen nicht besser wird, müsse sie ins Krankenhaus.
Fina entgeht all dies aber nicht. Ihr jetzt vom ihrer Wandlung zu erzählen, wäre dumm. Sie muss abwarten und achtgeben, vor allem, da der Zustand weiter voranschreitet.
Sie muss höllische Kopfschmerzen haben, rennt des Öfteren auf die Toilette zum übergeben, hauptsächlich Blut. „Es ist bald soweit Fina. Unser altes Vampirblut wirkt eben doch schneller und aggressiver. Nicht mehr lang und sie wird soweit sein." Sie nickt Carmilla zu, die schon ein paar mehr Verwandlungen mit angesehen hat, allerdings durch andere ihrer Art. Sie selbst hatte nur wenige verwandelt und das war ein Fehler, den sie eines Tages berichtigen würde.
Am Abend sieht niemand Sophia. Sie schläft tief und fest, nachdem sie beinahe zusammengebrochen ist. Sie schlug ihren Kopf gegen die Wand, griff sich schreiend an den Kopf, bevor sie unheimlich müde wurde und die Erschöpfung den restlichen Teil erledigte.
Ihr Durst wurde immer größer, er trieb sie in den Wahnsinn, sie bekam Zahnfleischbluten, zwei ihrer Zähne fielen aus. Diese Details verbarg Fina, wissend, dass Sophia hier am besten aufgehoben ist.
Carm hat schon den ganzen Abend dieses dämliche Grinsen auf dem Gesicht, als würde sie in einem lustigen Kinofilm sitzen, wo man nie weiß, was als nächstes Geschehen mag. Dem ist auch so, niemand weiß, was mit Sophia geschehen würde. Vor allem nicht in dieser Nacht.

Kein Licht brennt, kein Geräusch erklingt im Hause. Alles schläft in Ruhe und Frieden, trotz der Ereignisse der letzten Nacht.
Eine Frau allerdings, erwacht in dieser Nacht.
Sophia reist die Augen auf. Trotz vollkommener Dunkelheit erkennt sie jedes Detail im Raum. In ihre Nase dringt der Duft des Regens, leicht feuchter Erde und der liebliche Geruch Finas.
Sie hört sie atmen, ihr Herz schlägt ruhig.
Sophia kann nur an eines Denken: Durst. Unheimlicher Durst. Die Zahnschmerzen waren verschwunden, ihr war nicht mehr übel. Sie fühlt sich...gut. Besser.
Leise steht sie auf, ohne ein Geräusch zu verursachen. Sie hat ein Ziel. Es ist einprogrammiert in ihrem Kopf.

Der süße Kuss des Blutes |GirlxGirl [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt