Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 39

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Sophia erwacht aus einem tiefen, beinah schon komaartigen Schlaf. Ihre Beine schmerzen, ihre Brust tut ein klein wenig weh und sie fühlt sich... Fantastisch.
Etwas verwirrt schaut sie sich um. Sie hat keine Ahnung, wessen Zimmer das sein soll oder in welcher Wohnung sie sich gerade befindet. Diesen Raum kennt sie eindeutig nicht. Sie schlief in einem für drei Leute gedachten Bett mit hellroter Bettwäsche. Der Rest ist in dunkles Schwarz gehüllt und sieht beinah so wie ein Gästezimmer aus. An der Wand hängen Bilder von zwei Frauen, eine in einem viktorianischen Kleid und blonden, langem Haar, die andere hat ebenso blondes Haar, ihr Stil entspricht aber eher teuren Markenklamotten, engen Hosen und bauchfreiem Top. Sie hat auch ziemlich blasse Haut, so wie Fina. Sophia ist sich sicher, dass sie mittlerweile den Anschluss an die aktuelle Mode verloren hat, wenn so viele mit blasser Haut herumlaufen.
Neben dem Fenster hängt ein gezeichnetes Bild (die anderen sind ebenfalls mit Pinsel und Farbe gezeichnet, zumindest vermutet sie dies) von ihr, also sie ist darauf abgebildet.
Erst jetzt kehren ihre Gedanken an vergangene Nacht zurück. Sofort zaubert ihr dies ein Lächeln in ihr Gesicht, auch wenn sie sich eine Liebeserklärung eigentlich eher romantischer und nicht sofort auf die wilde Tour gewünscht hätte, falls es den eine war.
Ihr fällt auch erst jetzt gerade auf, dass Fina noch schläft und sich eng an sie herangekuschelt hat. Allein für diesen Augenblick würde Sophia ihre Niere verkaufen.
Sie kann einfach nicht anders, als über das Gesicht der Schlafenden zu streicheln, ganz sanft, um sie ja nicht zu wecken. Aus dem Augenwinkel sieht sie auf einem Tisch am Fenster mehrere Zeichenblöcke, Stifte, mehrere alte Bücher und ein paar Gegenstände, wahrscheinlich Urlaubsandenken. Und ein... Schwert? Da hängt ein Schwert mit einem eingravierten Rubin an der Wand.
Aus ihren Gedanken wird sie gerissen, als sie sich mitten in einem Zungenkuss wiederfindet, der so schnell über sie kam, dass sie nicht einmal reagieren kann. Nach ein paar viel zu schnell vergehenden, wunderschönen Sekunden, schaut sie zu Fina, die sich wieder an sie geschmiegt hat, dafür aber hellwach ist. „Hallo meine Hübsche", spricht diese leise, aber deutlich hörbar für Sophia. „Hallo." Mehr als ein einfaches Wort bringt sie nicht heraus. Ist das hier Realität oder alles nur ein Traum? Was soll sie ihr sagen?
Sie schauen sich beide an, wie am gestrigen Abend, bevor sie sich vorsichtig ihre Gefühle gestanden. „Wie war deine Nacht so? Meine war bezaubernd. Mehr als das." Sie umklammert ihre Hand und schaut mit weichem Blick in die Augen. „Ich liebe dich Sophia. Ich war mir im meinem Leben bisher noch nie sicherer", teilt sie ihr anschließend mit.
Ihr Herz schmilzt vor Freude dahin. Nie hat sie sich glücklicher gefühlt als jetzt. Einfach nur diese Worte aus dem Mund einer Göttin -aus ihrem Blickwinkel- zu hören, erfüllt sie mit höchster Freude, ein wenig auf mit Verwunderung, wie sich so eine bezaubernde Frau mit ihr freiwillig abgibt.
Es ist keine Lüge in Finas Augen. Sie strahlen heller als sonst und sogar ein paar kleine Freudentränen sammeln sich, die sie aber versucht zurückzudrängen. Es ist einfach nur süß und wunderschön, ihren weichen Kern zu sehen, ihre emotionale und durchaus empfindliche Seite. Ihre große Schwäche lernt Sophia in diesem Augenblick kennen: Die Liebe. Das einzige, womit man sie angreifen und verletzen könnte.
Recht sprachlos blickt sie in die grünen Augen der Frau mit dem feuerroten Haar. „Ich glaube ich Träume."
„Fühlen sich Träume etwa real an? Etwa so?" Wieder vereinen sich ihre Münder und ihre Zungen treffen sich zu einer sanften, zarten Begrüßung. „Du bist wundervoll. Ich glaube, ich war seit dem ersten Tag in dich verliebt."
„Da teilen wir wohl wieder etwas, nicht wahr? Ich muss ehrlich gestehen, ich dachte, du würdest ein wenig eher über mich herfallen." Sie grinst breit und frech, ihre Zähne glänzen wie immer in vollem weiß. Sophias blickt bleibt an den Eckzähnen hängen. Einer davon schnitt sich sanft nahe an ihrer Brustwarze in die Haut, der nächste drang tiefer ein, in dem Moment, als Fina nahe an ihrem Höhepunkt war.
„Mir hat es schon in den Fingern gekribbelt, aber ich habe mich nicht getraut. Ich wusste ja nicht einmal ob du mich überhaupt magst. Also so richtig..."
Ein Finger schließt ihre Lippen zu. „Psssst, hör auf zu reden. Ich wollte nur sicher gehen, dass du die richtige bist, weshalb ich dich beobachtet habe und mich nur langsam an dich herangetastet habe."
Sophia springt aus dem Bett auf und streckt sich kurz, nachdem sie noch ein paar Minuten die Frau mit der blassen Haut anstarrte. „Wie spät haben wir es eigentlich?"
„Nun, recht früh, kurz vor acht Uhr." Sophia fühlt die Augen, die auf ihr haften. Kein Wunder. Sie hat ja auch nichts an, aber ihre Kleidung lag mehr als ordentlich über einen Stuhl gelegt. „Hast du mich hier hochgetragen? In dein privates Zimmer?"
Sie nickt. „Du bist danach ziemlich schnell eingeschlafen. Also habe ich dich hochgetragen, natürlich nackt, schließlich kuschelt es sich so angenehmer. Und ich habe dabei eine herrliche Aussicht, wenn du aufwachst."
Sophia stört es nicht wirklich, mitten in diesem Raum, vor dem James sie gewarnt hatte, nackt zu stehen, ohne auch nur ein Kleidungsstück an ihrem Leib. Sie gibt sich nicht einmal Mühe, es zu verstecken. Komisch. Selbst vor ihrer Schwester ist ihr nackt sein peinlich und unangenehm, hier aber mit ihr birgt es ein angenehmes, vertrautes Gefühl, auch wenn sie sich nicht wirklich lange kennen. „Und wann stehst du auf", fragt Sophia etwas kokett, mit unbewusst rot anlaufendem Gesicht. Niemals würde sie je die Details vergessen, die sie gesehen hat, aber dennoch hat sie das starke verlangen, sie auch ohne Kleidung zu sehen. So schutzlos, so entrüstet und hübsch...
„Erst ziehst du dir was an." Fina grinst breit, so breit, wie sie es bisher nur in ihrer Nähe tat. Anscheinend sind ihre Eckzähne ein gut gehütetes Geheimnis von ihr.
Während Sophia ihre Kleidung überstreift und dabei jede Bewegung durch die grünen, raubtierhaften Augen aufgenommen werden, muss sie ihre Neugier loswerden.
„Wozu eigentlich die spitzen Zähne? Sie sind ungewöhnlich lang. Hast du einen guten Zahnarzt oder sind das falsche Zähne, die man sich einfach aufsetzt?"
Ein gewisses Glitzern strahlt in den Augen der unglaublichen Frau, mit der sie heute dieses Bett teilen durfte. „Die sind echt. Ich gebe mich doch nicht mit halben Sachen ab."
„Und wieso lässt du so etwas an dir vornehmen?" Sophias Frage klingt selbst ihr etwas zu doof, aber sie wüsste nicht, wie sie es besser verpacken sollte.
„Du bist ganz schön wissbegierig. Nun, dies durfte ich ja vor kurzem schon erfahren." Sie zwinkert kurz, bevor sie fortfährt. „Um auf deine Frage zurückzukommen, die habe ich schon eine ganze Weile. Die hübschen Dinger sind mir gewachsen. Und sind dazu noch recht scharf." Mit ihrem Zeigefinger streicht sie über einen der Eckzähne. Das tropfende Blut leckt sie ab, als wäre es das normalste auf der Welt. Aus irgendeinem Grund findet Sophia das ziemlich anziehend. Trotzdem ist sie verwirrt.
Sie streift sich ihre kurze Hose über und aus Finas Mund kommt ein enttäuschtes seufzen. „Ich habe von sowas noch nie gehört, geschweige den sowas gesehen. Hast du das schonmal untersucht?"
„Brauch ich nicht untersuchen zu lassen, Hübsche."
„Wieso?"
„Das liegt doch auf der Hand. Wenn man ein Vampir ist, dann wachsen diese hübschen Eckzähne, die schärfer sind, als das meiste, was du kennst. Gut, Stahl kann man damit nicht durchbeißen, aber das muss ich ja auch nicht."
Mit schiefem Kopf und riesigen Fragezeichen im Gesicht sieht Sophia die Möchtegern Vampirin an. „Du hältst dich also für einen...Vampir? Eine Blutsaugerin, die sich von Blut anderer Menschen ernährt? Einem unsterblichen Wesen der Nacht?"
„Ich halte mich nicht dafür. Ich bin eines dieser Wesen."
Also hatte Sophia die Macke gefunden, die wohl jeder Mensch mit sich herumträgt. Ihre neue, heißgeliebte Freundin hält sich also für einen blutsaugenden Vampir, die sich sogar ihre Zähne umändern lässt und mit viel Geld sicher zu dieser extrem blassen Haut gekommen ist. Aber einen gewissen Reiz hat es schon. Eine "Vampirin" als Freundin, die sicherlich auch kleine Blutspielchen mag. Diese abenteuerliche Vorstellung ist ein neues Gebiet für Sophia und sie hofft, nicht vor ekel zu kotzen, allerdings wäre das sicher schon gestern passiert. Ob sie eines Tages mal "gebissen" wird?
„Du glaubst mir also nicht."
„Wie könnte ich auch? Du hältst dich selbst für einen Vampir und hast sicher irgendwo Blut oder Tomatensaft stehen. Ich glaube nicht wirklich, dass es so etwas gibt, aber wenn du dich darin wohlfühlst, dann ist das doch vollkommen in Ordnung."
Wie absehbar. Wer würde ihr schon die Geschichte abkaufen? Fina seufzt leise, aber schwer.
„Na gut Sophia. Dann warte mal ab."
„Was soll ich den abwarten? Das du mir etwas beweisen willst?" Das schlimme ist, dass in ihren Augen volle Überzeugung herrscht, was die Sache glaubwürdig erscheinen lässt, oder Fina für leicht verrückt erklärt.
„Ja, so etwas in der Art. Und jetzt reden wir nicht mehr darüber, in Ordnung?" Mit einem nicken zeigt sich Sophia mit ihrem zerzausten, schwarzen Haar einverstanden. Sie muss unbedingt ihre Haare kämmen, wenn sie ins Bad geht.
Plötzlich springt Fina mit einem schnellen Satz aus dem Bett. Sie streichelt im Vorbeigehen über Sophias Bauch, die gerade ihr Oberteil anziehen wollte, dann verlässt sie das Zimmer. „Ehm, willst du dir nicht vielleicht was anziehen?" Wahrscheinlich hört sie es nicht mehr und läuft jetzt in ihrem Haus völlig nackt umher.

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