Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 14

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Der Schweiß läuft ihr von der Stirn. Ihre Zeit wurde ihr mitgeteilt, aber sie hört gar nicht richtig zu. Ihre Brust hebt und senkt sich schnell. Sie gerade vollkommen erschöpft und freut sich nicht wirklich über ihre Leistung. Sie ist einfach nur glücklich, im Ziel zu sein. Sie wirft einen heimlichen und kurzen Blick auf Fina, die belustigt zuschaut und grinst. Ob sie ihr wohl zugeschaut hat? Und ob sie Fina damit beeindrucken konnte?
Sophia wirft ihre Gedanken beiseite. Sie ist schon verwirrt genug durch Finas Anwesenheit und durch ihre Anstrengung gerade eben. Manchmal wünscht sie sich, diese geheimnisvolle Frau könnte sie einfach aus ihrem Kopf verbannen.
„Hey Weichkäse. Das war gar nicht mal so übel. Jetzt steh auf, ab zum Schwimmen."
„Das ist jetzt ein dummer Scherz oder?" Nach Luft ringend bringt sie ihre Beschwerde dennoch zu Tage. Der Direktor äfft ihr schweres Atmen übertrieben nach.
„Oh du arme. Willst du jetzt eine extra Pause einlegen? Soll ich dir einen Stuhl besorgen. Warte, ich trag dich sogar und besorg dir ein Glas Champagner für deine glorreiche Leistung. Beweg dich gefälligst dorthin, bevor ich dir den Hintern aufreiße. Sonst noch irgendwelche Beschwerden?"
Sophia schluckt schwer. Sie würde sich nur einen Moment hier ausruhen und sich dann unter Mr. Sheppards Führung in den Keller aufmachen, wo er angeblich eine Schwimmhalle eingerichtet hat.

Über eine Kellertür nahe dem Eingang (war die Tür dort schon immer?) gelangten sie über einen zwei Personen breiten, aber gut beleuchteten Treppengang nach unten. Anna kommt sich vor wie ein Zwerg, der immer tiefer nach unten steigt, schier endlos lang, nur um an Gold und Diamanten mit der Spitzhacke zu gelangen. Tatsächlich betrug ihre Zeit etwa drei Minuten, bis ihr Weg durch eine Tür blockiert wurde.
Eine schwere metallene Tür versperrt den Weg und Sheppard sucht ein seinem großen Schlüsselbund nach dem passenden Schlüssel. „Hereinspaziert. Bestaunt mein geheimes Projekt. Wunderbar, nicht? Und das zum größten Teil für euch. Also wenn ich hier irgendetwas defekt oder verschmutzt vorfinde, reiß ich euch den Kopf ab und stopf den dann in eine Waschmaschine. Vielleicht sollte man das bei einigen von euch machen, so dumm wie ihr seid, aber egal. Mensch, jetzt schaut nicht so bescheuert drein, ab da rein. Es beißt nicht, keine Angst." Über sein eben erklärtes Meisterprojekt scheint er sehr stolz zu sein. Und in der Tat, er scheint keine Mühen gescheut zu haben. Und er hat auch reichlich Geld hineingesteckt. „Sollen hier Könige leben oder müssen Sie unser Schulbudget so verbrauchen. Verzeihen Sie die freche Frage, aber..."
„Jaja halt mal die Luft an. Ich habe auch ein kleines Taschengeld dafür investiert. Dafür habe ich meine Gründe, die dich einen Dreck angehen. Du bist ja schlimmer als die Emobraut und ihre komische Schwester."
Sophia hört gar nicht so auf seine Beleidigungen, sondern sieht sich neugierig um. Die ganze unterirdische Halle muss wahnsinnig Schallabgeschottet sein, wenn der Bau davon niemandem aufgefallen ist. Die ganze Halle muss gut zweihundert Meter lang sein. Eine achtspurige Schwimmbahn besetzt mit gut einhundert Metern die Hauptfläche, daneben befindet sich ein quadratisches Becken mit vielen kleinen Spielerein.
Auffällig ist die Marmorverziehrung im ganzen Komplex. Ein wahrer Meister des Fliesenlegens muss hier am Werk gewesen sein. Allein die Fliesen müssen zusammen deutlich mehr Wert sein, als die gesamte Akademie. „Und das Beste und meine absolute Lieblingsspielerei, die Tag Nacht Effekte. Wenn es Nacht wird, dann aktiviert sich innerhalb des Wassers farbwechselndes Licht. Aber das Nutzen in der Nacht ist nur an bestimmten Tagen oder mit Genehmigung bei mir zu erhalten. Ja ich weiß, wie kann ich nur immer eure Fragen und Wünsche vorwegnehmen und sie dann zerstören? Weil ich eure bescheuerten Gesichter gut lesen kann, ganz einfach." Sophia spart sich den Kommentar, dass er gar keinen Angesehen hat, aber um ihre Gesundheit zur Liebe, unterlässt sie es. Ein paar vereinzelte Liegen laden zum Ausruhen ein, aber es sind recht wenige, maximal zwei Dutzend, wenn überhaupt. Hier wird auch niemandem Ruhe gegönnt.
„Umkleide werdet ihr Rechts für die Herren, links für die Damen finden. Ab, ab. Ihr habt zehn Minuten, ich bin heute mal großzügig. Und so, teilten sie sich, zumindest für die nächsten paar Minuten. Sophia hatte die große Ehre, teilnehmen zu dürfen. Sie mag schwimmen, aber unter Sheppards Peitsche und Leistungsdruck wird dieses Hobby zu einer Qual. Sie läuft dicht neben Anna. Ob nun aus Schutz oder einfach um ihre Nähe zu suchen, darüber ist sie sich selbst nicht einig. Die Umkleidekabinen erinnern sie dennoch an normale Einzelumkleiden wie in jeder Schwimmhalle, wären da nicht der ganze Marmor und irgendwelche Bilder, die an der Wand hängen. „Tja Schwesterherz, wir werden uns wohl für ein paar Minuten trennen müssen. Viel Erfolg, oder brauchst du etwa Hilfe?" Sophia boxt ihre Schwester auf den Arm, welche aber den weichen Schlag einfach wegsteckt und lachend verschwindet. Sophia hüpft ebenfalls im eine Kabine, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Das mag der gute Herr Direktor überhaupt nicht.
Während sie in ihren Badebikini schlüpft, der wiedermal die Farbe Schwarz hat, grübelt sie über mögliche Konkurrenten. Ihre Schwester würde sie kaum schlagen können, aber wer würde noch alles auftauchen? Fina vielleicht? Wenn ja, wie mag sie wohl Aussehen?
Sophia bemerkt eine Wärme in ihr Gesicht steigen und beschließt sich lieber schnell, umzuziehen, um diese ihr unbekannten Gedanken abzuschütteln. Und um den alten Mann nicht noch rasender werden zu lassen.
Zum Abschluss ihres Badeoutfits bindet sie ihre Haare zusammen, zu einer "Bommel", wie sie es gern niedlich tauft, schließlich würden offen getragene Haare nur stören, zumindest bei einem Wettkampf.
Es klopft an ihrer Umkleidekabine. „Bist du soweit oder brauchst du noch 400 Jahre?"
„Ja, ich bin soweit", antwortet Sophia ihrer Schwester. Wem auch sonst? Weder Cloe noch Melissa nehmen heute Teil. Sie sind nur Zuschauer. Und Spottfutter für die kommenden Wochen. Sie werden bestimmt zu Losern und cholesterinhaltigen Pommesfressern degradiert. Die zwei und der Rest tun ihr jetzt schon leid, aber der strenge Direktor lässt sich keine Gelegenheit entgehen, sie zu beleidigen. Ob so etwas auch in seiner Jobbeschreibung stand?
Sophia legt ihre Alltagskleidung zusammen und öffnet die verschlossene Kabine. „Ich sollte den Sack mal fragen, ob wir eine Königin oder so etwas in der Art wählen dürfen. Ich wette, du hättest die besten Chancen von allen."
Sophia lächelt etwas künstlich. Sie hätte die besten Chancen, wenn da nicht... Sie schüttelt den Kopf. Ihre Schwester deutet dies als eine Reaktion auf ihren Vorschlag und lacht entsprechend. „Ach komm. Stell dir das mal vor. Die schönste Frau der Akademie. Dann bekommst du eine rosa Krone auf und den Zauberstab von einer Fee, dazu noch ein Blümchenkleid. Ja, du wärst eine richtig hübsche Prinzessin." Anna prustete laut bei der Vorstellung, ihre Schwester so einmal zu sehen. „Ach, halt deine blöde Klappe." Die Vorstellung daran treibt Sophia auch ein Lächeln auf die Lippen.
Ein schriller Pfeifton ist zu hören. „Oh oh, wir sollten unsere Sachen schnell in den Spind legen, bevor der alte Sack sauer wird.

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