Der süße Kuss des Blutes - Kapitel 46

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Jeffrey mitten in der Nacht anzurufen grenzt an Selbstmord. Aber als er mit Samantha zusammen den Tatort müde betreten hat, bereut er es keineswegs. Okay, den Anblick bereut er, aber als man ihm Versicherte, es gäbe Überschneidungen zu seiner Ermittlung, da ist seine Aufmerksamkeit gestiegen. Samantha sieht verblüffend wach aus, vielleicht, weil sie noch so jung ist. Sie war sogar eher hier als er, nachdem sie in Kontakt traten. „Hast du schon was rausgefunden?"
Samantha nickt. „Er wurde hierhergebracht, wahrscheinlich gegen seinen Willen. Identität des Toten noch unbekannt. Es muss eine regelrechte Hinrichtung gewesen sein, dass kann man hier mehr als deutlich sehen. Unser Mörder scheint regelrecht Spaß gehabt zu haben, ihn zu quälen, bis wohl irgendwann die Laune verschwand und sein Leben beendete. Es sind ein paar Bissspuren zu sehen, die seine Hauptschlagader verfehlten, ihn aber stark schwächten. Dafür, dass er so viele Wunden hat, fehlt nach meiner Ansicht eine beachtliche Menge Blut. Die getrocknete Lache hier dürfte wohl kaum ausreichen, um den Blutverlust durch ein abgerissenes Bein zu erklären. Keine Fußabdrücke. Die Gewebeprobe wird derzeit noch untersucht, aber es ist davon auszugehen, dass die Spuren gut verwischt wurden."
„Die Bissspuren... Sind die typischen zu sehen wie beim letzten Mal?"
„Ja. Zwar wurde diesmal das ganze menschliche Gebiss benutzt, aber die spitzen Einstiche sind zu erkennen. Am Hals, am Handgelenk, also dort, wo die Pulsadern zu finden sind. Allerdings allesamt verfehlt. Zumindest sieht es so aus und wenn man ich ein wenig mit Anatomie auskennt, dann erkennt man das leicht."
Jeffrey ist von ihr beeindruckt. Eine kluge, junge Frau, manchmal etwas zu gut für seinen Geschmack. Nicht, dass er eifersüchtig wäre, aber Samantha erkennt ziemlich viel von ganz allein. Entweder sie ist viel zu klug für diesen Job oder aber... Jeffrey wirft den Gedanken aus dem Kopf. Wie kann er es nur wagen, eine seiner Kolleginnen zu misstrauen? Sie hat bisher alles für die Ermittlung getan und hält sich für eine Neue nicht schlecht.
Er reibt sich die Augen. „Bin ich froh, wenn dieser Mörder hinter Gittern sitzt." Er wird plötzlich käseweiß. Gibt es mehrere Täter? Die Vorgehensweise ist brutaler als die Vorhergehende, einzig allein winzige Details überschneiden sich und bilden eine Gemeinsamkeit. Handelt es sich um einen Kult, eine Bande oder eine Gruppierung? Aber wenn ja, mit welchem Ziel und warum dieses töten? Handelt es sich wirklich um blutsaugende Möchtegernvampire, wie die Teampsychologin vorschlug? Sind es Menschen, die Leute einfach so ermorden, nur um sich in einem Blutbad wiederzufinden, um ihre niederen Triebe oder Begierden zu erfüllen, ungeachtet jeder Grausamkeit? Die Tatsache, dass der oder die Täter so sauber ihrem Spiel nachgehen, ohne Hinweise zu hinterlassen, lässt ihn etwas ängstig werden. „Dann werden wir wohl mal die Datenbanken durchsuchen und nachschauen, wer den in solchen Szenen sich herumtreibt und eventuell sogar mit falschen, hergestellten Zähnen herumläuft. Aber so leid es mir tut, ich sollte erst einmal schlafen, sonst verpasse ich noch einen Hinweis." Er hasst es, seinem Körper nachzugeben, aber übermüdet, würde er nur Hinweise übersehen. Und dass, kann er und sein Team sich nicht leisten.

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