Es ist nur....

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Pov: Palle

Die nächsten Wochen waren für mich eine echt lange Zeit. Manuel wurde immer wieder untersucht, ob keine bleibenden Schäden blieben. Die Amnesie wurde dennoch nicht wirklich besser, nur seine Familie war ihm von Anfang an nicht fremd. Zwar konnte es ich inzwischen wieder an ein paar Sachen erinnern. Dennoch fehlte ihm die gemeinsame Zeit mit mir, also unsere Beziehung und die Erinnerungen an den Unfall. Ich war mir nicht sicher ob er sie nicht verdrängen wollte und sich deswegen nicht erinnern konnte.

Der Arzt meinte, dass er sich vielleicht nie wieder daran erinnern kann oder sich erst Monate bis Jahre später wieder erinnern kann. Aber ich wollte keine Jahre warten, bis er sich wieder an das von uns zwei erinnerte.

Es war schon schlimm genug, dass er ein paar gut aussehenden Krankenschwestern hinterher sah und dann mit mir über ihr Aussehen redete. Es verletzte mich zu wissen, dass ich ihn an eine Frau verlieren könnte. Aber ich verstehe nicht warum er plötzlich denkt er sei hetero. Man kann doch niemals seinen Sexualität vergessen oder direkt ändern. Doch der Arzt war da wieder anderer Meinung. Es war tatsächlich möglich, durch eine Amnesie oder den Schlag auf den Kopf seine Sexualität zu ändern. Klang absurd, aber der Doktor meinte es Ernst.

Monika hatte mir nochmal gut zu gesprochen, bevor sie wieder zurück nach Essen gefahren ist und gemeint hat, dass Manu sich bald wieder an mich erinnern wird. Sie wusste anscheinend mehr als ich, aber was hatte ich erwartet, sie war seine Mutter. Zwar hatte er immer wieder Probleme mit ihr gehabt, aber sie doch immer wieder um Rat gebeten.

Jedenfalls durfte Manuel heute gehen und ich habe ihm versprochen, dass ich ihn abhole. Ich fuhr heute sogar ausnahmsweise mit dem Auto, da ich Manuel jetzt nicht mit der U-Bahn fahren lassen wollte. Er sollte nicht gleich am ersten Tag der Entlassung einen Stress haben.

Gerade parkte ich mein Auto auf dem Parkplatz vom Krankenhaus und stieg daraufhin aus, um zu Manuel zu gehen und ihn abzuholen. Als ich die Straße überqueren wollte, fuhr ein Krankenwagen mit Blaulicht an mir vorbei. Erinnerungen stiegen in mir hoch und mir drehte es innerhalb von Sekunden den Magen um. Wie Manu darin lag und hier her gebracht wurde und das alles nur wegen mir.

Schnell versuchte ich das wieder zu verdrängen und lief in das Gebäude vor mir. Inzwischen musste ich nicht mehr nach der Zimmernummer von Manu fragen, da ich sie schon auswendig wusste. Vor seinem Zimmer atmete ich wie immer tief ein, bevor ich klopfte und eintrat. Manuel saß bereits wartend auf dem Bett mit seiner Tasche vor sich auf den Boden gestellt und tippte in seinem Handy herum. Als er mich bemerkte, sah er auf und grinste mich breit an. „Da bist du ja endlich." Freute er sich und stand vom Bett auf.

Als er nach seiner Tasche greifen wollte, beugte ich mich ebenfalls runter, um nach ihr zu greifen. Dabei berührten sich unsere Hände, was mir ein Kribbeln durch die Hand jagte. Auch in Manuel schien etwas passiert zu sein, denn er sah mich an. Kurz blinzelte er, bevor er seine Tasche wieder los ließ.

„Ich nehme die Tasche schon." Erklärte ich mich dann bereit und schulterte sie schließlich. Leicht nickte er und folgte mir aus dem Zimmer. Er meldete sich noch an der Rezeption ab und verließ mit mir das Krankenhaus. Gemeinsam gingen wir zum Parkplatz und stiegen in mein Auto ein. Ich verstaute noch seine Tasche im Kofferraum und setzte mich dann zu ihm ins Auto.

Schweigend sieht Manu nach vorne, während ich den Motor starte und aus der Parklücke fahre. Ich verlasse den Parkplatz und fahre in Richtung meiner Wohnung. Als wir ein Stückchen gefahren sind, bin ich doch etwas beunruhigt über sein Schweigen und frage deshalb nach: „Warum bist du so still? Ist alles in Ordnung oder bedrückt dich etwas?" besorgt sah ich immer wieder zu ihm und versuchte mich nebenbei aufs Fahren zu konzentrieren.

„Ach es ist nur ..." er brach ab und sah durch sein Seitenfenster. „Was ist los, du weißt du kannst mir alles erzählen." Munterte ich ihn auf. „Ja ich weiß, aber es ist wirklich nichts." Machte er dicht und sah mich weiterhin nicht an.

Gerade als ich wieder anfangen zu sprechen, unterbrach er mich. „Lass es gut sein Palle. Es ist unwichtig und hat dich deshalb nicht zu interessieren." Ging er mich an und durchbohrte mich jetzt mit seinen grünen Augen. „Ok ist ja gut, ich lasse es sein." Kam es von mir verteidigend und ließ von ihm ab. Die Fahrt nach Hause war sehr still, keiner sagte etwas, nur das Radio lief im Hintergrund. 

Vertauscht #KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt