Was wenn...?

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Was wenn...?

[Remus]

So konnte es nicht weitergehen. Seit zwei Wochen ging ich Sirius jetzt schon aus dem Weg. Es war schrecklich.

In diesen beiden Wochen war er öfter in der Bibliothek gewesen als sonst in einem halben Jahr. Das war mehr als ungewöhnlich. Gerade für Sirius Black. War das Zufall? Und wenn ja, warum genau jetzt?

Ich brauchte einfach Abstand, um mir über einiges klar zu werden.

Ich hatte auf einmal seltsames Herzklopfen, wenn Sirius in der Nähe war. Bei seinem Umarmungen wurde mir warm und es fühlte sich plötzlich so geborgen. Und wir umarmten uns oft.

Außerdem war da dieses angenehme Kribbeln bei jeder seiner noch so beiläufigen Berührungen. Sei es auf meiner Schulter, wenn er sich an mir abstützte oder an meinem Arm, wenn er sich vor Lachen festhalten musste.

Ich erwischte mich andauernd dabei, dass mein Blick immer etwas länger als normal an ihm hängen blieb, dass ich ihn zu genau betrachtete, dass ich eindeutig seine Nähe suchte und dass es mir auffiel, wenn es ihm schlecht ging und es zu überspielen versuchte.

Seufzend kam ich in unseren Schlafsaal und fand zum Glück niemanden auf. Die anderen mussten am See sein und wieder irgendwelche Streiche planen. Ich legte meine Schulbücher weg und ließ mich rückwärts auf mein Bett sinken.

Ich rieb mir über die Augen und massierte meine Schläfen, um die leichten Kopfschmerzen zu lindern, die sich in der letzten Stunde gebildet hatten. Sirius aus dem Weg zu gehen, war schwerer als gedacht.

Es schien fast so, als würde Sirius meine Nähe suchen, wie ich es vorher getan hatte, oder als würde sein Blick traurig werden, wenn ich wieder in die Bibliothek verschwinden wollte, was in letzter Zeit auch öfter der Fall gewesen war.

Doch ich hatte mir das vermutlich nur eingebildet. Wieso sollte er meine Nähe suchen? Eigentlich sollte es ihm überhaupt nicht auffallen, dass ich auf Abstand ging. Erneut seufzte ich. Auf einmal wurde die Tür aufgerissen. Ich hob meinen Kopf, um zu sehen, wer gekommen war. Mein Blick traf den des schnaufenden Jungen mit den verwuschelten langen Haaren. Sirius.

Ruckartig setzte ich mich auf und bekam kurz Panik, bevor ich mich zwang, mich zusammen zu reißen und mir nichts anmerken zu lassen.

Es war das erste Mal seit langem, dass wir beide allein in einem Raum gewesen waren. Sonst hatte ich mir irgendwelche Ausreden ausgedacht und mich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht

Wie auch jetzt.

„Bin gleich wieder weg. Ich wollte nur kurz was holen.", sagte ich schnell, schnappte mir das Buch, das ich gerade las, und stand auf.

Als mein Blick seinen traf, hielt ich inne. In seinen Augen herrschten verschiedene Emotionen wie Wut, Verwirrung und Traurigkeit. Ich blieb stehen und sah ihn an. Er öffnete seinen Mund, sagte jedoch nicht und schloss ihn wieder. Ich fühlte mich etwas unbehaglich. Er öffnete seinen Mund erneut, zögerte und begann dann, etwas zu sagen.

„Was ist in letzter Zeit nur los mit dir?" fragte er. Mist. Das ist genau die Frage, auf die ich ihm keine Antwort geben konnte.

„Nichts ist los. Alles ist in Ordnung", versuchte ich mich rauszureden. Einen Versuch war es wenigstens wert.

Unsinn! Ich kenne dich und ich weiß, dass etwas nicht stimmt und dass du mir aus dem Weg gehst. Also: was ist los? Hab ich was falsch gemacht? Rede mit mir, Remus!", frage Sirius fast flehend. Hilfe.

Ich seufzte, schaute hinunter zu dem Buch in meiner Hand und legte es nach kurzem Zögern wieder auf das Bett. Ich wusste, dass es keinen Sinn mehr hat, ihm aus dem Weg zu gehen. Das würde einfach nur noch mehr weh tun. Mittlerweile habe ich fast akzeptiert, dass ich an mehr als nur Freundschaft mit ihm interessiert bin.

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt