Nachts

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[Sirius]

Ich öffne die Augen. Es hat keinen Sinn mehr, sie zwanghaft geschlossen zu halten und zu hoffen, dass ich so irgendwann noch einschlafe. Ich drehe mich um, dass ich direkt auf Remus' Bett sehen kann. Seit Ewigkeiten schlafen wir mit zu einander geöffneten Vorhängen. Unsere Betten stehen nebeneinander und irgendwann haben wir die Seiten, die zueinander zeigen, nachts offen gelassen, sodass der eine ganz schnell zum anderen schlüpfen kann. Ich richte meine Decke und mein Kopfkissen und schaue in sein wunderschönes ruhiges und schlafendes Gesicht, das sanft vom Mondlicht erhellt wird.

Ich weiß nicht genau, seit wann wir nachts die Vorhänge auflassen, geschweige denn, wie es dazu gekommen ist. Aber es stört mich keines Wegs. Eher im Gegenteil. Meine Gedanken wandern zu der Nacht, als ich das erste Mal seine Alpträume bemerkt hatte. Ich hatte mich zu ihm unter seine Decke gelegt und ihn in meine Arme genommen, bis er aufgehört hat, zu zittern. Dieses komisch warme Gefühl in meinem Herzen und das Kribbeln auf meiner Haut, als er sich in meine Arme gekuschelt hat, habe ich so gut es ging ignoriert. Das wird schon nichts gewesen sein.

Ab diesen Zeitpunkt, gab es immer wieder kleine Augenblicke zwischen uns, in denen wir etwas mehr als Freunde waren. Angefangen bei den gemeinsamen Nächten. Nach dieser ersten Nacht bin ich immer öfter zu ihm geschlichen und habe ihn in meine Arme genommen. Auch er ist immer wieder unter meine Decke geschlüpft.

Ich weiß noch ganz genau, wie ich wach geworden bin, als hätte ich gespürt, dass jemand vor mir stand. Und da stand Remus und starrte zu mir runter. „Ist etwas passiert?", hatte ich nur ganz verschlafen und mit rauer Stimme gefragt. Remus hatte als Antwort nur seinen Kopf geschüttelt. Seine müden Augen sahen mich bittend an. Sie schimmerten verdächtig. Sofort verstand ich und rückte zurück, um ihm Platz zu machen. Er kam unter meine Decke und sah mich an. Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn an ich. Wie selbstverständlich. Er schluchzte nicht, doch ich spürte sein Zittern und hielt ihn so lange an mich gedrückt, bis dieses Zittern stoppte und ich seinen ruhigen und regelmäßigen Atem hörte. Erst dann konnte auch ich einschlafen.

Ein andern Mal kam ich gerade in den Geminschaftsraum und sah die drei in unserer Ecke. Remus saß auf dem Sofa und hatte ein Buch in der Hand. James und Peter spielten Zaubererschach. Das Feld steht vor dem Sofa. Ich schlenderte zu den dreien und ließ mich neben Remus auf dem Sofa nieder. Meinen Arm legte ich wie selbstverständlich auf die Rückenlehne hinter Remus. Und wie selbstverständlich rutschte er sofort zu mir und lehnte sich an meine Brust.

Ein mal saßen wir beide in der Bibliothek an einem Tisch. Keine Ahnung, was ich damals gesagt hatte, aber ich machte einen Kommentar zu etwas, das Remus mir diktierte. Es muss irgendwie lustig für ihn gewesen sein, jedenfalls lachte er laut los. Und wie er lachte. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Ich war zu hypnotisiert von dem Klang seines Lachens, dass sich seit wenigen Wochen viel melodischer anhörte und in mir etwas auslöste. Er hielt sich den Bauch und legte seinen Kopf in den Nacken. Ich wartete, bis er sich beruhigt hatte und starrte ihn weiterhin an. Als er meinen Blick bemerkt hat, verstummte er und schaute mich mit seinen leuchtenden Augen an. Mir war noch nicht aufgefallen, was er für schöne Augen hat, bis sie mich praktisch in ihren Bann zogen.

Seit dem wurden die Gefühle ihm gegenüber immer stärker und die Vorfreude auf die Nächte, in denen er wieder zu mir oder ich zu ihm unter die Decke schlüpfen würde, wuchs.

Ich ließ meinen Blick wieder zu ihm gleiten. Seine Decke lag halb auf dem Boden. Und schon schob ich meine kuschelig warme Decke zurück und stieg aus meinem Bett. Ich lief zu Remus herüber und versuchte seine Decke so anzuheben, dass ich ihn nicht weckte. Vorsichtig zog ich sie über seinen Körper bis hoch zu seinem Kinn, dass er nicht friert. Ich streichelte die Decke sanft über seiner Brust glatt und sah ihm ins Gesicht. Seine Augen waren leicht geöffnet und sahen mich an.

„Warum bist du wach?", hauchte er leise. Ich lächelte.

„Deine Decke ist verrutscht."

„Danke", flüsterte er, rutsche in seinem Bett zurück und hob seine Decke. Wie schon so oft krabbelte ich unter sie. Ich drehte mich zu ihm, dass wir uns gegenüber lagen. Keiner sagte etwas. Wir sahen uns einfach nur in die Augen, wobei seine Augen fast zu fielen.

Ich beugte mich zu ihm rüber und drückte meine Lippen auf seine. Er gab nur ein überraschtes Geräusch von sich. Ich löste mich sanft und sah ihm in seine geweiteten Augen. Sein Mund stand leicht offen. Ich lächelte.

„Schau doch nicht so. Es war längst überfällig.", flüsterte ich und legte meine Hand an seine Wange. Remus sah mich noch einige Sekunden an, schloss dann seine Augen und lächelte.

„Stimmt."

Ich beugte mich noch ein Mal zu ihm, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben und lehnte mich zurück.

„Und jetzt schlafen", flüsterte ich und schloss meine Augen. Remus kuschelte sich an mich und seufzte.

„Gute Nacht"

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt