Frische Luft

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„Der, auf den die Flasche als nächstes Zeigt muss mich küssen.", spricht Sirius selbstbewusst und herausfordernd aus. Hier und da hört man ein Kichern. Er sitzt nach hinten auf seine Arme gebeugt da und beugt sich dann nach vorne, um die Flasche zu drehen.

Remus verdreht die Augen über das Gehabe. Er sitzt ihm so gut wie gegenüber. Sie kennen sich nur eher flüchtig, haben sich bisher nur zwei, drei mal in einer Gruppe getroffen und ein wenig geredet. Nichts sonderlich tiefgründiges. Die beiden haben sich an der Uni kennengelernt und er ist sich nicht mal sicher, was genau Sirius studiert. Und trotzdem kann er nicht leugnen, eine gewisse Anziehung von dem schwarzhaarigen zu spüren, trotz (oder gerade wegen) seiner Arroganz.                                                      

Ein wenig genervt von den Mädels, die kichern und zweifellos hoffen, die Flasche würde auf sie zeigen - wie alt sind wir?12? - schaut er zu, wie sie sich kräftig um ihre eigene Achse dreht. Wie die anderen auch hat Remus schon zwei Bier getrunken und hält sein drittes in der Hand.

Die Flasche wird langsamer, bis sie schließlich bei Remus stehen bleibt. Er starrt die Flasche an, während ein Raunen und weiteres Gekicher durch die Gruppe geht. Einige haben vielleicht doch schon mehr getrunken. Remus schaut zu Sirius, der ihn herausfordernd angrinst. Doch er lässt sich nicht einschüchtern. Unbeeindruckt und ein wenig trotzig erwidert er den Blick des schwarzhaarigen.

Schon bei vorherigen Treffen hat er überlegt, wie es wäre, diese Lippen auf seinen und auf seinem Körper zu spüren. Die sehen einladend aus. Sehr sogar. Doch er will ihm nicht die Genugtuung geben, dass er sich wie die Mädels benimmt, die ihn durchweg anhimmeln.

Ein Blitzen ist in Sirius Augen zu sehen, kurz denkt er, Remus würde einen Rückzieher machen. Doch dieser beugt sich in diesem Moment vor. Sirius folgt seiner Bewegung, lehnt sich vor auf seine Arme.

Ihre Lippen treffen sich in der Mitte und verschmelzen miteinander. Sirius, der bis zum Schluss gedacht hat, Remus würde es nicht durchziehen, schließt seine Augen und erwidert den Kuss, lehnt sich weiter zu ihm.

Remus Lippen sind weich und drücken sich ohne Scheu fest auf seine. Und als er auch noch Remus Zunge an seinen Lippen spürt, lässt er diese angenehm überrascht ein. Ihre Zungen tanzen, erkunden. Als sich jemand räuspert, lösen die beiden sich voneinander. Wie viel Zeit ist vergangen?

Sie lehnen sich beide wieder zurück auf ihre Plätze, starren sich noch kurz in die Augen. Es ist still doch dann erhebt Remus seine Stimme als wäre nichts gewesen.

„Die nächsten beiden auf die die Flasche zeigt, müssen für 7 Minuten im Himmel in den Schrank da.", sagt er schulterzuckend. „Is mir egal, macht einfach.", murmelt er noch hinterher. Als Remus die Flasche dreht, geht die Runde weiter. Niemand sagt noch etwas dazu.

Remus lehnt sich wieder zurück und lässt seinen Blick über die Gruppe schweifen, bis er bei Sirius hängen bleibt. Dieser erwidert seinen Blick, leckt sich über die Lippen. Verdammt, der Kuss war gut.

Später am Abend

„Bin gleich wieder da.", murmelt Remus in die Gruppe, die ihn kaum beachtet und fröhlich weiter lacht. Er bahnt sich einen Weg Richtung Haustür, schnappt sich dabei eine neue Flasche Bier und tritt hinaus.

Als die Tür sich hinter ihm schließ und es mit einem Schlag kälter und ruhiger ist, nimmt er einen tiefen Atemzug und einen Schluck aus seiner Flasche. Dann noch einen.

Es tut gut, ein wenig Ruhe und frische Luft zu haben. Die Hütte der Bruderschaft ist zu stickig, zu laut, zu voll für Remus. Kurz hatte er das Gefühl, zu ersticken. Es ist nur eine von vielen Partys der Gemeinschaft in ihrem Haus und eine ist besser als die andere, doch irgendwann wird es zu viel.

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt