Ich will Eis

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[Remus]

Ich kam gerade von der Arbeit nachhause, stellte die Tüte vom Einkaufen kurz ab, zog meine Schuhe und meine Jacke aus und ging ins Wohnzimmer. Dort sah ich Sirius auf dem Sofa liegen und schlafen. Er war in eine dicke Decke eingewickelt.

Er hatte eine fette Erkältung, was zu erwarten, denn er hatte die glorreiche Idee gehabt, mitten in einer Januarnacht mit James im See Baden zu gehen. Ich meine, wie dumm kann man eigentlich sein. Er hatte sich dann um halb drei Uhr morgens zu mir ins Bett gelegt, mit der Antwort auf meine Frage, was zur Hölle ihn dazu geritten hat, James habe eine Wette verloren und er sei so ritterlich gewesen, mit in den See zu gehen.

Dafür hatte er seit gestern morgen, zwei Tage danach, eine fette Erkältung und Fieber. Selbst Schuld, dachte ich, wenn er so dumm ist, soll er auch alleine damit klar kommen. Ich kümmere mich nicht um ihn.

Das war gelogen. Und wie ich mich um sorge. Wenn es ihm schlecht ging, ging es mir auch schlecht.

Ich nahm die Tüte, ging in die Küche und machte ihm eine Hühnerbrühe, die ich eben auf Vorrat gekauft hatte. Als sie fertig war, füllte ich sie aus dem Topf in eine Schüssel und ging ins Wohnzimmer zurück. Dort stellte ich sie auf dem Tisch ab.

Ich ging zu Sirius, setzte mich neben ihn und legte meine Hand sanft an seine Stirn. Immer noch sehr warm. Kein Wunder.

Er schlug die Augen auf und blickte mich an. Ich lächelte ihn liebevoll an.

„Hallo, mein Liebling, wie fühlst du dich?", fragte ich sanftmütig.

Er richtete sich auf, kniff die Augen zusammen und hielt sich den Kopf.

„Ich fühle mich, als würde ich gleich sterben.", sagte er gequält. „Mir tut alles weh."

„Hast du die Tabletten heute genommen?", fragte ich.

„Ja, aber ich bin mittags gleich wieder eingeschlafen. Ich hab nichts gegessen.", sagte er leise.

„Du sollst genug essen, Sirius, es ist nicht gut, Tabletten auf leeren Magen zu nehmen."

„Jaja, Mama.", sagte er genervt.

„Hier, iss.", sagte ich und hielt ihm die Schüssel hin.

„Ihhh, Hühnerbrühe.... ich hasse Hühnerbrühe.", sagte er und guckte demonstrativ angeeckelt.

„Ich weiß, aber die hilft.", sagte ich streng. Da kam wieder der Lehrer in mir hoch.

„Ich will keine Hühnerbrühe! Ich will Eis!", sagte er trotzig. Er ist so ein Kind.

„Es gibt aber kein Eis! Iss jetzt die Brühe."

„Du kannst mich nicht zwingen.", sagte er und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Wenn du die Brühe nicht isst, dann esse ich das Eis, was ich eben gekauft habe alleine.", sagte ich provozierend.

„Du hast eh kein Eis gekauft."

„Und wie willst du das beweisen? Willst du in die Küche krüppeln?", fragte ich grinsend.

Er sah mich böse an.

„Mit Eis ist nicht zu spaßen!", sagte er, kniff aber gleich danach wieder die Augen zusammen und faste sich an seinen Kopf.

Ich sah ihn besorgt an.

„Iss die Brühe, danach gibt's Eis.", sagte ich sanft und hielt ihm die Schüssel erneut hin.

Diesmal nahm er sie an und pustete. Er aß Löffel um Löffel, bis die Schüssel alle war. Braves WauWau.

Ich griff zur Wasserflasche und goss ihm in sein Glas, das daneben stand, etwas Wasser ein. Dann reichte ich ihm eine Tablette und das Glas.

Er nahm sie an ohne etwas zu sagen. Ich nahm die Schüssel und ging in die Küche. Dort holte ich das Eis aus dem Tiefkühlfach und ging mit ihm und zwei Löffeln wieder zu Sirius.

Als er mich sah, grinste er. Ich gab ihm das Eis und einen der Löffel. Gierig löffelte er Eis aus dem Becher.

„Fang du da an und ich hier.", sagte ich und zeigte auf die beiden gegenüber liegenden Enden. Ich wollte mich ja nicht bei ihm anstecken.

„Mir geht's schon viel besser.", sagte er und steckte sich den nächsten Löffel in den Mund.

„Das liegt wohl eher an den Tabletten und der Suppe und nicht am Eis.", sagte ich grinsend.

„Doch, doch, ganz sicher."

Wir aßen das Eis nicht komplett auf, wir wollte ja morgen auch noch was haben.

Ich brachte es zurück in die Küche und setzte mich wieder zu Sirius. Ich schaute zu ihm und sah, wie seine Augen schwer wurden.

„Weißt du, was mich auch gesund macht?", fragte er.

„Schlaf?"

„Ein Kuss. Gib mir einen Kuss, Remus."

„Lieber nicht, so sehr ich es auch wollte, ich will mich nicht anstecken.", sagte ich sanft.

„Aber ich bin auf Kuss Entzug. Ich halte das nicht so lange ohne aus.", jammerte er und gähnte.

„Leg dich wieder hin und versuch' zu schlafen.", ich beugte mich vor und gab ihm einen Kuss auf die warme Stirn. Dann holte ich mir mein Buch aus dem Regal und laß, während Sirius vor sich hin schlummerte.

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt