Du kannst lesen?

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[Remus]

Ich kam gerade aus dem Bad, weil wir gleich los wollten. Es war Hogsmeade Wochenende. Da es schon etwas kälter war, hatte ich mir einen dicken Gryffindor Pullover angezogen.

Ich sah niemanden im Zimmer. Sie waren wohl schon im Gemeinschaftsraum. Also ging ich zu dem Regal bei meinem Bett und nahm mir einen Beutel und mein Portmonee. Wer weiß, was wir wieder alles kaufen würden.

Von Peter wusste ich, dass James und Sirius einen neuen Streich in Planung hatten. Sie wollten wieder die Slytherins ärgern. Bei dem Gedanken musste ich grinsen.

Plötzlich hörte ich, wie hinter mir etwas dumpf auf den Boden fiel und wie jemand schmerzhaft aufschrie. Ich zuckte heftig zusammen, ließ den Beutel und das Portmonee fallen und drehte mich um. Sirius hüpfte auf einem Bein und hielt sich den anderen Fuß. Auf dem Boden lagen Bücher. Es sah sehr witzig aus, wie er da herumhüpfte. Ich grinste.

„Was hattest du denn mit den Büchern vor?", fragte ich lachend.

„Ich wollte sie nur wegräumen.", jammerte er.

Dann bückte er sich, um die Bücher aufzuheben und trug sie zu seinem Bett. Warte was?

„Was willst du denn mit den Büchern? Mich wundert's, dass du überhaupt lesen kannst.", sagte ich grinsend.

„Haha, Moony, wie immer äußerst witzig drauf, was?", fragte er ironisch, drehte sich zu mir um und verschränkte seine Arme vor der Brust.

Er kam etwas näher.

„Stell dir vor, werter Remus, ich kann lesen. Die Bücher brauchen wir für den Streich. Wir wollen die Wasserhähne in den Waschräumen der Slytherins präparieren. Wenn sie angemacht werden, fängt das Wasser extrem an zu Schäumen. Der ganze Raum wird voll damit sein. Das wird eine super Sauerei.", grinste er stolz und diabolisch.   

„Und was genau bringt euch das, wenn ihr nichtmal dabei seid?", fragte ich skeptisch und stemmte meine Hände in meine Hüfte. Was für ein Aufwand für nichts.

„Das bringt uns Belustigung und Spaß, Moony. Und wir werden dabei sein. Wir verstecken uns in ihrem Gemeinschaftsraum und sehen ihre Gesichter, wenn sie hinaus stürmen, denn der Schaum wird auch nach Gülle riechen."

„Aha. Und wie wollt ihr das alles auf die Beine stellen?", fragte ich immer noch skeptisch, aber ein wenig belustigt.

„Dazu haben wir ja die Bücher. Denn jetzt kommt das Beste, mach dich bereit: Du hast die große Ehre, uns die nötigen Zaubersprüche und Tränke beizubringen. Ist das nicht toll?", fragte er begeistert und klatscht einmal in seine Hände.

„Ganz sicher-", fing ich an, doch er unterbrach mich direkt.

„Danke, danke, danke, Moony. Du bist der Besste. Ich wusste-"

„Nicht.", beendete ich meine Antwort.

Sein Grinsen verschwand und er kam weiter auf mich zu.

„Bitte, Moony, sei doch kein Spielverderber! Ohne dich wird's nicht halb so witzig.", jammerte er. Er legte seine Arme an meine Oberarme und sah mich mit Hundeaugen an.

„Ich denke, du kannst lesen. Dann braucht ihr mich doch gar nicht.", sagte ich und versuchte normal zu klingen. Seine plötzliche Nähe machte mich etwas wuschig. Und das gefiel mir gar nicht.

Plötzlich kam er noch näher, umarmte mich und atmete einmal tief ein. Dann seufzte er. Ich hoffte, er würde meinen viel zu schnellen Herzschlag nicht bemerken.

„Hab ich dir schon mal gesagt, wie gut du riechst?", sagte er leise. Ich konnte darauf nichts antworten und ich war mir sicher, dass ich rot angelaufen war. Ich hob meine Arme und klopfte leicht und unbeholfen auf seinen Rücken. Ich hatte Angst, dass wenn ich antworten würde, meine Stimme zittern würde.

Die ganze Situation war mir ein wenig unangenehm. Er löste sich wieder und sah mich an. Seine Augenbrauen zogen sich kaum merklich zusammen.

„Ist dir warm?", fragte er und betrachtete mein Gesicht.

„Nein, wieso?", fragte ich zurück und schluckte. Innerlich hoffte ich, dass er wieder Anstand nehmen würde.

„Du bist ja ganz rot.", sagte er und legte eine Hand an meine Wange. Er hat ja keine Ahnung, was er damit in mir auslöste. Kaum merklich wich ich zurück. Mein Herz schlug unfassbar schnell.

„Du glühst ja ganz. Nicht, dass du Fieber bekommst.", sagte er etwas besorgt.

Sirius, dachte ich, du hast ja keine Ahnung.

„Mir gehts gut, keine Sorge.", sagte ich mit zitternder Stimme und versuchte mein Herz zu beruhigen.

Er sah mir in die Augen, nahm seine Hand aber nicht weg. In seinen Sturmgrauen Augen blitzte ein Funke Verwirrung. Dieser Moment wirkte sehr intim und wir waren uns viel zu nah. In meinem Kopf schwirrten so viele Fragen herum. Fühlte er das Gleiche? Was fühlte ich überhaupt? Kam er mir gerade näher?

Doch er wurde schlagartig unterbrochen als die Tür aufgerissen wurde. Schnell gingen wir auf Abstand und sahen zur Tür.

Dort stand James und sah uns ungeduldig an.

„Sind die Prinzessinnen dann endlich fertig und können ihr Schlafgemach verlassen? Wir wollen los.", sagte er.

Sirius neben mir schnaubte nur belustigt und ging zu James. Er sah noch kurz zu mir, ehe ich ihnen dann folgte.

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt