Betrunken [2]

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[Sirius]

Ich wurde von den Sonnenstrahlen geweckt und schon knurrte mein Magen. Ich schaute auf die Uhr. Genug Zeit zum Frühstücken hatte ich noch, obwohl wir heute morgen erst spät ins Bett gekommen waren, weil wir noch aufgeräumt hatten.

Komischer Weise waren James und Peter schon weg. Ich sah zu Remus' Bett. Er lag da noch friedlich schlafen. Ich lächelte traurig in Erinnerung an die Nacht. Ich stand auf, um mich fertig zu machen und dann zum Frühstück zu gehen.

Es waren noch kaum Schüler im Saal. Ich konnte James oder Peter nirgendwo entdecken. Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich an unseren Stammplatz. Meine Gedanken schweiften wieder zu den Küssen.

Innerlich schlug ich mir auf meine Stirn.

Erinnert er sich? Bereut er es? Was passiert, wenn wir uns wieder sehen? Warum hat er eigentlich so viel getrunken? Meine Gedanken bringen mich noch um. Ich verdrehte genervt von meiner Situation die Augen.

Ich werde einfach nicht darauf eingehen. Den Kuss einfach vergessen. Das wird das beste sein.

Sirius, du weißt selber, dass du das nicht kannst, dachte ich.

Ich stand auf, hatte den Appetit verloren. Ich muss mich irgendwie ablenken. Ein wenig fliegen dürfte da helfen. Vielleicht treffe ich ja James auf dem Feld.

Also machte ich mich auf den Weg zum Gryffindor Turm. Im Schlafsaal angekommen lag Remus nicht mehr in seinem Bett. Wo war er? Irgendwie war ich froh, dass er nicht da war. So konnten peinliche Situationen vermieden werden. Andererseits wollte ich ihn sehen. Ich brauchte das einfach. So unentschlossen bin ich eigentlich nie.

Ich merkte, dass ich auf sein Bett gestarrt hatte, weil ich zusammenzuckte, als die Badezimmertür aufging. Hinaus kam ein halb nackter Remus. Er hatte nur eine Hose an, seine Haare waren Nass und er hatte ein Handtuch in der Hand. Ich schluckte.

Als er mich bemerkte, blieb er wie angewurzelt stehen und starrte mich an. Ich versuchte, nicht auf seinen nackten Oberkörper zu starren.

Ihm schien die Situation bewusst zu werden, denn er hielt sich schnell das Handtuch vor die Brust und sah sich panisch im Zimmer um. Als er gefunden hatte, was er suchte, ging er auf sein Bett zu und zog sich schnell einen Pullover über.

Er stand mit dem Rücken zu mir. Er rubbelte sich mit dem Handtuch durch die Haare.

„Warum hast du so viel getrunken?", fragte ich, ohne nachzudenken.

Schön, Sirius, das hätte echt nicht sein müssen. Du hättest einfach gehen können, ohne dass eine peinliche Situation entsteht. Aber wer bin ich, ohne ein bisschen Drama?

Auf meine Frage hin, hielt er inne. Nach einem kurzen Moment machte er weiter, drehte sich aber nicht um.

„Ich- ich weiß nicht genau... ich wollte das eigentlich gar nicht, es ist alles aus den Ruder gelaufen...", sagte er leise.

„Hast du Kopfschmerzen?", fragte ich.

„Mmhh... ein bisschen."

Ich nickte, wissend, dass er mich nicht sah.

„Erinnerst du dich noch an irgendwas?", fragte ich die Frage, die ich eigentlich nicht stellen wollte, um Schmerzen zu vermeiden. Ich konnte nicht anders.

Er nahm das Handtuch runter, ließ es auf den Boden fallen und drehte sich um. Seine Augen trafen meine. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder.

Irgendwie hatte sich die Atmosphäre ins unangenehme verändert. Sein Schweigen. Was soll das sagen? Erinnert er sich, will es aber nicht sagen?

„Du erinnerst dich.", stellte ich fest.

Er schwieg weiterhin. Es schien, als würde er mit sich selbst ringen. Er sah unruhig aus. Sein Schweigen aber deutete ich als Zustimmung. Er räusperte sich.

„Ähm...", fing ich an. Aber was wollte ich sagen? Mich entschuldigen? Wofür? Er hatte schließlich mich geküsst.

Er kam zögernd einige Schritte auf mich zu. Zwischen uns waren noch etwa zwei Meter. Ich schluckte. Seine bernsteinfarbenen Augen waren auf mich gerichtet. Sie funkelten. Mein Herz fing an schneller zu klopfen. Ein kleiner Funke Hoffnung bildete sich in mir.

„Du warst nicht böse, als ich dich geküsst habe...", hauchte er so leise, dass ich es fast nicht verstanden hätte.

„War ich nicht.", sagte ich leise zurück und nickte.

Ich ging einen Schritt auf ihn zu und streckte meine Hand aus. Mehr unbewusst als bewusst. Ich legte meine Hand an seine Wange.

Wie heute morgen schloss er seine Augen und lehnte sich dagegen.

„Fühlt sich noch besser an als vorhin.", flüsterte er.

Er öffnete seine Augen, lehnte sich vor und küsste mich.

Es war kein wilder oder verlangender Kuss. Er war sanft und zart und liebevoll. Seine Lippen schmeckten frisch. Er roch frisch.

Er legte seine Hände an meine Brust und drückte mich sanft von sich. Seine Augen, seine wunderschönen Augen, strahlten Verlegenheit aus. Seine Wangen waren gerötet.

„Ich wollte mich einfach einmal trauen...", murmelte er und grinste verlegen. „Ich hab so oft daran gedacht, wie es wohl wäre, dich einfach zu küssen. Ich hatte nie den Mut..."

Ich sah ihm einfach gebannt in die Augen.

„Aber du... du hast mich zurück geküsst."

„Das hab ich. Ich hatte solche Angst, dass du das eigentlich gar nicht wolltest oder du es heute vergessen hast. Damit hätte ich nicht leben können."

Ich legte meine Hand unter sein Kinn und beugte mich weiter vor, um ihn erneut zu Küssen. Er seufzte gegen meine Lippen, legte seine Hände um meine Hüfte und zog mich näher an sich.

Er löste sich kurz und lehnte sich mit seiner Stirn an meine. Er hatte seine Augen geschlossen.

„Mmhhh... das heißt du magst mich auch.", murmelte er.

Ich lächelte.

„Das heißt ich mag dich auch."

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt