verloren geglaubte Liebe [2]

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[Remus]

Ich wache im Krankenflügel der Lehrer auf und das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ist wie Sirius mich festgehalten und auf mich eingeredet hat, dass ich es unterdrücken soll. Doch es hat nicht geklappt. Es klappt nie.

Sirius. Er ist unschuldig und er lebt. Er ist hier. Ich richtet mich schnell auf und zuckt hart zusammen. Ich habe schmerzen. Ziemliche Schmerzen. Ich stöhne auf und halte still.

„Vorsichtig, Professor.", tadelt Madam Pomfrey. Sie kommt auf mich zu und stellt ein Tablet auf das Bett.

„Sie haben vergessen, Ihren Trank zu nehmen.", sagt sie. Wirklich? Habe ich gar nicht bemerkt...

„Machen Sie Ihren Rücken frei, ich muss mir die Wunden ansehen.", sagt sie. Ich tue, wie mir befohlen. Sie streich eine kühle Salbe über die wenigen Wunden auf meinem Rücken und meiner Brust und gibt mir ein Mittel, was meine Schmerzen mildern soll.

„Sie haben einiges verpasst, Professor Lupin.", sagt sie so nebenbei. Ich horche auf und mein Herz beginnt schneller zu schlagen.

„Wie lange war ich weg?", frage ich leicht panisch. Sie sieht mich an. Alle möglichen Gedanken fliegen durch meine Gedanken.

„Nicht lang. Aber Sirius Black wurde gefasst. Sie haben ihn sicher gesehen. Er soll in den nächsten Stunden den Dementoren übergeben werden.", sagt sie und klingt dabei ein wenig bedauernd. Ich schaut ins Leere und versucht zu verarbeiten, was sie gesagt hat.

Sirius ist zum Tode verurteilt worden. Schlimmer noch. Er soll auf ewig [auf ewig!] seelenlos existieren. Bei Merlin!

Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Ich bin zu geschockt und habe zu viel Angst und mein Herz ist ganz schwer. Wir hatten keine Chance noch einmal zu reden. Uns wurde keine zweite Chance gegeben. Es schmerzt.

„Haben Sie sonst noch schmerzen?", fragt sie und sieht mich aufmerksam an. Überall. Nur leider sind die seelischen Schmerzen so fürchterlich, dass sie die körperlichen unterdrücken. Gegen diese Art von Schmerzen gibt es keine Mittel. Ich nicke nur.

„Also gut. Ruhen Sie sich aus. Ich kann Ihnen leider nicht mehr als den Trank geben. Wenn Sie wieder wach sind, können Sie sicher in Ihre Räume zurück.", sagt sie freundlich und höflich und verschwindet in ihrem Raum.

Ich lehne mich vorsichtig zurück und lasse den Tränen freien Lauf. Ich bin so verzweifelt.

Wir sind so nah an einem Neuanfang gewesen. Jetzt, wo ich weiß, dass er unschuldig ist, könnten wir es doch noch einmal versuchen?

Was denke ich da? Ich weiß nicht einmal, ob er das überhaupt auch will. Sein Blick war so leer und ausdruckslos gewesen... wir haben uns kaum unterhalten und schon gar nicht über uns.

Doch ich will es nicht aufgeben. Das, was wir damals hatten, war echt, das weiß ich. Doch ist das von den Dementoren aus ihm rausgesaugt worden? Kann ich die Gefühle in ihn wieder wach rütteln?

Ich will nicht ohne ihn leben. Ich habe ihn bereits verloren und wiederbekommen und ich darf ihn nicht noch mal verlieren. Das werden ich nicht verkraften. Nicht noch einmal. Doch was soll ich schon machen? Wer würde mir schon glauben? Vielleicht Dumbledore. Doch engstirnig wie das Ministerium nun mal ist, werden die uns niemals glauben. Wir haben keine Beweise dafür, was heute Nacht passiert ist.

Ich schlafe vor Erschöpfung ein.

- - - - - - - - - -

Als ich das nächste Mal aufwache, fühle ich mich leer. Körperlich geht es mir recht gut. Doch seelisch bin ich am Ende. Ich reibe mir die getrockneten Tränen aus den Augen und atme tief ein und aus. Am liebsten würde ich einschlafen und erst wieder geweckt werden, wenn mein Traumprinz frei sein und kommen würde, um mich wach zu küssen.

„Ah, Sie sind wach.", sagt Pomfrey, als sie den Flügel betritt.

„Wie fühlen Sie sich?"

„Besser.", sagt ich knapp. Ich schluckt und sehe sie dann an. Kurz zögere ich, doch ich muss es einfach fragen.

„Hat sich schon was Neues ergeben?", frage ich so ruhig wie möglich. Madam Pomfrey nickt und stellt wieder ein Tablett auf mein Bett.

„In der Tat. Mister Black konnte fliehen. Niemand weiß wie oder wohin er ist. Mister Fudge ist außer sich vor Wut.", sagt sie und reicht mir den Trank, den ich still nickend annehme und trinke.

„Sie können nun gehen. Schonen Sie sich die nächsten Tage.", sagt sie zum Abschluss und verschwindet. Und ich sitze in dem Bett und verarbeitet, was sie eben gesagt hatte. Zu der Leere kommt nun auch Taubheit. Sirius ist entkommen. Er konnte fliehen und lebt. Ich bin so erleichtert, dass ich mich erst mal wieder zurück fallen lasse.

Ich bin so froh, dass er leben kann. Und doch wächst die Trauer immer mehr. Damit hat sich mein Traum endgültig aufgelöst. Er ist zwar frei, doch er muss fliehen und sich verstecken. Wir könnten keine richtige Beziehung mehr führen, wenn er ewig auf der Flucht sein müsste.

Keine Ahnung, wieso ich das gehofft habe. Es war von Anfang an klar, dass wir nie wieder eine normale Beziehung führen könnten.

Doch das wichtigste ist, dass er frei ist und lebt. Wenn es ihm gut geht, geht es auch mir gut. Das rede ich mir wenigstens ein.

Wie Pomfrey gesagt hat, macht ich mich auf den Weg in meine Räume. Auf dem Weg begegnet ich keinem. Merlin sein dank. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie ich aussehe.

Ich gehe die letzten Stunden noch einmal durch. Meinen Zusammenbruch, dann Sirius und Peter, dann Sirius, dann sollte er hingerichtet werden und nun ist er frei. Es ist so viel passiert. Mir wird schwindelig. Ich halte an, warte, bis das Schwindelgefühl abebbt und gehe dann weiter.

Als ich in meinen Räumen angekommen bin, beginne ich meine Sachen zusammen zu räumen. Irgendwann auf dem Weg, habe ich den Beschluss gefasst, als Professor in Hogwarts aufzuhören. Ich kann das nicht weiter machen. Außerdem ist nun mehr oder weniger bekannt, dass ich ein Werwolf bin und ich will auch keinen der Schüler mehr der Gefahr aussetzen, die von mir als Werwolf ausgeht. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ich noch einmal vergessen würde, den Trank zu nehmen und Schüler zu verletzten.

In der drückenden Stille lasse ich die Koffer kommen. Je schneller ich anfange, desto schneller bin ich raus aus diesem Ort.

„Willst du etwa gehen, ohne dich zu verabschieden?", fragt plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich halte inne und dreht mich ruckartig um. Und da steht er. Mit seinem eingefallenem Gesicht, den dreckigen zerrissenen Klamotten und den zerzausten langen Haaren, durch die ich so oft mit meinen Händen gefahren bin, steht er angelehnt am Türrahmen und sieht mich lächelnd an.

Ich lege die Bücher, die ich gerade in den Händen halte, auf den Tisch vor mir und gehe gebannt ein paar Schritte auf ihn zu.

„Du bist hier.", sage ich leise und beobachte ihn, als wäre er nur ein Gespinst meiner Gedanken. Denn so kommt er mir gerade vor.

Soooo zum Abschluss des Adventskalenders noch mal einen kleinen Cliffhanger...
Ich hoffe euch hat's gefallen und freut euch auf morgen😉🎄

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt